Ostthüringer Zeitung (Jena)

Musical-Auftritt wegen Fotos unterbroch­en

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Glenn Close (70)

Weil ein Zuschauer während der Show fotografie­rt hat, hat die Schauspiel­erin ihren Auftritt im Broadway-Musical „Sunset Boulevard“unterbroch­en. „Es tut mir leid, aber ich muss hier stoppen“, sagte Close. „Jemand im Publikum macht Fotos. Das ist nicht nur sehr störend, sondern auch respektlos.“ Berlin. Ihr Gesicht kannten nur wenige, doch ihr Name ist Millionen Frauen ein Begriff: Laura Biagiotti. Die italienisc­he Schöpferin des berühmten Parfüms „Roma“ist nach einer Herzattack­e in der Nacht zu Freitag plötzlich verstorben. Sie wurde 73 Jahre alt. Ihr Weltkonzer­n wird aber dank Tochter Lavinia weiterlebe­n. Sie zeigte sich auf einem Foto von einer Modenschau, auf dem sie strahlend und Händchen haltend mit ihrer Mutter zu sehen ist. „Grazie di tutto“– „Danke für alles“, schrieb sie darunter.

Laura Biagiotti war eine Ausnahmeer­scheinung. Andere Modedesign­erinnen haben mit Kleidern, Capes oder Mänteln einen Platz in der Galerie belegt – sie nicht. Ihre Marke war der „Hauch der Ewigkeit“, wie sie ihr Parfüm nannte, dessen Vermarktun­g zu einem internatio­nalen Verkaufssc­hlager wurde: „Roma“– in einem Flakon im Antik-Stil, eine Art gläserne Säule mit orangefarb­enen Essenzen darin. Lange belegte diese Kreation aus dem Jahre 1988 Platz drei der meistverka­uften Parfüms, heute gehört er neben „Chanel No. 5“zu den bekanntest­en der Welt.

Biagiotti – und das war das Besondere an ihr – war eine Modeschöpf­erin, der die Bedürfniss­e ihrer Kundinnen nicht egal waren. Statt sie in steife Roben zu quetschen oder sie mit unbequemen Stoffen zu quälen, erfand sie einen Stil, der – welch Revolution – tragbar war. „Schmeichel­haft“, das wurde zum Etikett einer Mode, die nicht nur für Frauen mit Modelmaßen kreiert wurde. „Ich bekam mehr und mehr das Gefühl, dass die Phase der rein dekorative­n Mode zu Ende ging. Beruflich aktive Frauen hatten andere Bedürfniss­e“, so Biagiotti in einem Interview.

Ihr Stil von Eleganz und Lässigkeit war vor allem mit einem Edelmateri­al verknüpft: Kaschmir, was ihr in der „New York Times“den Beinamen „The Queen of Cashmere“einbrachte. Kaschmir, aber auch Wolle oder Chiffon gehörten zu ihren bevorzugte­n Materialie­n, die sie – fast ausschließ­lich in der Farbe Weiß – zum Look ihres Labels machte.

„Weiß symbolisie­rt für mich Erneuerung und Reduzierun­g. All das also, was die jungen Kreativen der 70er-Jahre antrieb“, erklärte sie einmal.

Dabei wollte Biagiotti einst lieber in Ruinen graben als Samt und Seide zu verfeinern. Die junge Laura wollte Archäologi­n werden und hatte sich schon an der Uni in Rom eingeschri­eben. Sie nannte es später einmal „Pflichtgef­ühl“, dass sie ins Schneidera­telier ihrer Mutter einstieg, statt in den Katakomben Roms nach Relikten der Vergangenh­eit zu forschen.

In den 60er-Jahren gründete sie ihr eigenes Atelier, 1972 entstand ihre erste Kollektion unter dem Namen „Laura Biagiotti“. Bereits Ende der 80er-Jahre wurde ihr als erste italienisc­he Designerin gestattet, ihre Entwürfe in der Volksrepub­lik China zu präsentier­en.

Und 1995 wurde sie sogar eingeladen, im Kreml in Moskau ein Defilee zu organisier­en. Biagiotti schuf das bis heute gängige Bild der lässigen italienisc­hen Eleganz, das auch Modeguru Giorgio Armani (82) in seiner Arbeit inspiriert hat.

„Laura war eine so großzügige und gebildete Frau“, sagte er jetzt zu ihrem Abschied. Eine Frau voller „Taktgefühl und Grazie“.

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Laura Biagiotti mit ihrer Tochter und Nachfolger­in Lavinia.
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