Seebäder erwarten Gästerekord
Nord- und Ostsee fast ausgebucht
Lübeck. In fast allen Bundesländern sind schon Sommerferien – nur Bayern und Baden-Württemberg fehlen noch. Für die Ferienorte in Schleswig-Holstein bedeutet dies, dass nun endgültig Hochsaison ist. „Wir steuern auf einen neuen Gästerekord zu“, sagte Marc Euler von der Tourismus-Agentur SchleswigHolstein. So rechnen Büsum, St. Peter-Ording, Travemünde und Weißenhäuser Strand mit einer Auslastung zwischen 95 und 100 Prozent.
Auch im Ostseebad Timmendorfer Strand im Kreis Ostholstein ist in den nächsten Wochen von den rund 12 000 Gästebetten kaum noch eines frei. Die Ostseeinsel Fehmarn ist so gut wie ausgebucht. „Bei uns gibt es nur noch Restplätze, unsere Auslastung liegt bei geschätzten 98 Prozent“, sagt Tourismusdirektor Oliver Behncke.
An der Nordsee ist die Stimmung ebenfalls gut, auch wenn sich der Sommer eher wechselhaft gibt. Büsum meldet mehr Vorausbuchungen als im Vorjahr und erwartet eine „SpitzenSommersaison“. Mit Investitionen von mehr als 20 Millionen Euro sei der Badeort modern gestaltet und „hübsch“gemacht worden, sagte Bürgermeister Hans-Jürgen Lütje. Auch die Küstenorte in MecklenburgVorpommern melden vielfach besonders hohe Buchungszahlen.
Als einer der Gründe für den Ansturm auf Deutschlands Strände wird die Unsicherheit vieler Auslandsziele genannt. So sind zum Beispiel die Gästezahlen in der Türkei eingebrochen. Das Wetter spielt dagegen laut den Tourismusverantwortlichen kaum eine Rolle. (dpa) Berlin. Lange dunkle Gänge, von denen Einer- oder Zweierbüros abzweigen. Die Türen sind geschlossen. Die Mitarbeiter treffen sich nur beim Kaffeeholen in der Küche, beim Mittagessen oder – falls mal eine Teambesprechung ansteht – im einzigen Konferenzraum. Ruhe und Konzentration im eigenen Zimmer, aber weniger Kontakt mit dem Team: Diese Büroarchitektur war beim Softwareunternehmen Datev aus Nürnberg in Stein gemeißelt, wie bei vielen großen Firmen.
Mittlerweile residieren die 1800 Entwickler in einem Neubau, genannt „Campus“. Jeder verfügt dort weiterhin über seinen eigenen Schreibtisch, meist in einem hellen Acht-PersonenBüro aufgestellt. Dazu aber sind diverse Besprechungsräume unterschiedlicher Größe auf den Etagen eingesprenkelt. Einzelzimmer für das konzentrierte Arbeiten und loungeartige Räume für den lockeren Austausch komplettieren das Angebot.
Der „Mittelflur mit Einzelhaft“hat ausgedient
Viele Unternehmen Deutschlands ändern ihre Raumaufteilung derzeit, wissen sie doch: Ein Großteil der Entscheidungen und Innovationen entsteht durch Kommunikation. Vorreiter sind dabei Branchen wie die Automobil- und die Pharmaindustrie mit ihren traditionell hohen Forschungsetats. „Gesucht sind Raumkonzepte, die das Miteinander fördern“, sagt Katharina Heuer, Chefin der Deutschen Gesellschaft für Personalführung. Der Architekt Gunter Henn sagt: „Die kommunikationsfeindliche Architektur ‚Mittelflur mit Einzelhaft‘ hat ausgedient.“Es gehe darum, einen möglichst hohen Wissensaustausch zu ermöglichen.
Der Automobilzulieferer Brose aus dem fränkischem Coburg geht sogar noch weiter als Datev. Die Mitarbeiter des Familienunternehmens erfahren erst morgens am PC, wo und mit welchen Kollegen aus anderen Abteilungen sie zusammen Aufgaben lösen sollen. Ähnlich auch das Konzept von Philips. Der Deutschlandableger des niederländischen Technikkonzerns hat das „Mallorca-Prinzip“durchbrochen: Hier liegt mein Handtuch, das ist mein Bereich. Bestimmten Personen zugeordnete Arbeitsplätze sind bei Philips deshalb passé. Jeder fahndet morgens nach einem Platz, der für die anstehenden Aufgaben gerade passt.
So radikal gehen nur wenige Firmen vor. „Weltweit arbeiten noch zwei Drittel der Beschäftigten in Einzel- und Mehrpersonenbüros an fest zugewiesenen Arbeitsplätzen“, sagt Martin Klaffke, Professor für Personal an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Wenn allerdings Büros neu gebaut oder umgestaltet werden, dann nahezu immer mit offeneren Strukturen. Wirtschaftspsychologin Sarah Lütke Lanfer von der Universität Freiburg sagt, dass 15 von 17 Unternehmen, deren Büroumbauten untersucht worden seien, am Ende sogenannte Open Spaces geschaffen hätten – die moderne Variante des Großraumbüros.
Die aber haben eigentlich nicht den besten Ruf. Und das zu Recht. Zahlreiche Studien schreiben engen Großraumbüros sogar sehr negative Auswirkungen zu. Eine Untersuchung von Fraunhofer ergab, dass nur 20 Prozent der Befragten mit ihrer Büroumgebung sehr zufrieden sind. Am schädlichsten wirken sich hohe Arbeitsplatzdichte, Störungen durch andere Kollegen und ständige Beobachtung aus.
Auch eine Untersuchung der Hochschule Luzern kam beispielsweise zum Ergebnis, dass mit der Zahl der Menschen in einem Büro die Unzufriedenheit steigt, Mitarbeiter klagen häufiger über Müdigkeit und juckende Augen. Die Ausfälle durch Krankheiten steigen, hinzu kommt gesunkene Produktivität, die sich schwerer messen lässt. Nicht alle, aber einige Forscher sind sogar der Meinung, dass das Ganze nicht nur für die Angestellten, sondern auch für die Firmen deshalb ein Minusgeschäft ist, trotz geringerer Kosten für die Immobilie.
Entscheidend ist aber offenbar auch, welcher Tätigkeit die Angestellten nachgehen. Wird viel extern kommuniziert, schneidet der Großraum am schlechtesten ab. Dann sind die Kollegen, die auf der Pelle sitzen, nichts als ein weiterer Stressfaktor. Besser fällt die Bilanz