Ostthüringer Zeitung (Pößneck)
Angst vor Russland oder der Realität?
Zum Leserbrief „Angst vor Russland ist nachvollziehbar“(OTZ, 23.3.2017).
Ich pflichte dem Leserbriefschreiber bei, dass bei einer solchen Geschichte des Baltikums vom Nordischen Krieg 1710 bis zur Unabhängigkeit der Staaten 1990 im Verhältnis zu Russland Ängste bis Feinbilder bei diesen oder jenen Bürger aufkommen.
Das sind aber noch nicht alle Elemente, die Ängste vor den Nachbarn Russland hervorrufen. Aktuell ist es doch so, dass mit der Unabhängigkeit der baltischen Staaten 1990 viele Russen zurückgeblieben sind und eine nicht unbedeutende Minderheit darstellen.
Die Mehrheit der Russen dort soll sich nicht integriert fühlen, ja teilweise sogar ausgegrenzt. Es soll auch in den baltischen Staaten nationalistische Tendenzen geben, die die Russen überhaupt nicht leiden können.
Parallel mit den Ereignissen auf der Krim und im Donbass kommen bei den Regierungen der baltischen Staaten berechtigte Ängste dahingehend auf, dass die Minderheit der Russen Forderungen aufmachen könnten und gegebenenfalls nach Mutterland Russland zur Durchsetzung ruft. Auf Wunsch der Staaten des Baltikums sind nun dort Nato-Truppen unter deutscher Beteiligung stationiert. Es wird sich geschichtlich zeigen, wie sich der Umgang mit der Angst entwickelt, und es ist nur zu hoffen, dass unsere Soldaten von einer Konfrontation verschont bleiben.
Nicht zustimmen kann ich dem Leserbriefschreiber, dass zur heutigen Zeit Gorbatschow anstelle von Putin eine andere Außenpolitik betrieben hätte. Wenn Russen nach Russen rufen, bestimmt das Parlament, was zu tun ist, und bezüglich Krim und Donbass wäre es unter Gorbatschow nicht anders gekommen.
Reinhard Tiesel, Thimmendorf
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