Ostthüringer Zeitung (Pößneck)
Einsatzpläne überprüfen
Ostthüringen ist am Freitagabend nur um Haaresbreite einer Katastrophe entgangen: Das Zugunglück nach dem Unwetter bei Stadtroda führte zwar zu einem hohen Sachschaden. Viel wichtiger jedoch: Zum Glück wurden keine Menschen lebensgefährlich verletzt oder getötet. Schutzengel hatten auch die Reisenden im Gegenzug, der nur kurz nach dem Unfall diese Stelle passieren sollte.
Die Bahn wird gewiss nach der Ursache für das Unglück suchen und ermitteln, ob sie eine Mitschuld trifft. Allerdings muss klar sein: Bei den Gewalten der Natur kann es vorkommen, dass nach einem Unwetter eine Lawine auf die Schienen niedergeht. Wer nun fordert, überall Schutzzäune aufzustellen, liegt daneben.
Die 1533 Kilometer Bahnstrecken in Thüringen wären nur mit so hohem Aufwand zu schützen, dass sich das System Schiene höchstens noch für wenige Hauptstrecken lohnen würde. Die Infrastrukturkosten lägen so viel höher, dass der Fonds der Regionalisierungsmittel nicht mehr für Nebenbahnen reichen würde. Die Hälfte der fast 300 Millionen Euro, die Thüringen jährlich für den regionalen Bahnverkehr vom Bund erhält, fließen indirekt in die Infrastrukturkosten.
Die Deutsche Bahn und die Rettungskräfte müssen analysieren, ob der Einsatz optimal gelaufen ist. Betroffene berichten, dass nur die Verletzten Essen und Trinken erhalten haben. Andere, die auch stundenlang warten mussten, sollen nichts bekommen haben. Wenn sich dies bei der Auswertung bestätigt, müssen die Einsatzpläne geändert werden.