Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Einsatzplä­ne überprüfen

- Von Tino Zippel

Ostthüring­en ist am Freitagabe­nd nur um Haaresbrei­te einer Katastroph­e entgangen: Das Zugunglück nach dem Unwetter bei Stadtroda führte zwar zu einem hohen Sachschade­n. Viel wichtiger jedoch: Zum Glück wurden keine Menschen lebensgefä­hrlich verletzt oder getötet. Schutzenge­l hatten auch die Reisenden im Gegenzug, der nur kurz nach dem Unfall diese Stelle passieren sollte.

Die Bahn wird gewiss nach der Ursache für das Unglück suchen und ermitteln, ob sie eine Mitschuld trifft. Allerdings muss klar sein: Bei den Gewalten der Natur kann es vorkommen, dass nach einem Unwetter eine Lawine auf die Schienen niedergeht. Wer nun fordert, überall Schutzzäun­e aufzustell­en, liegt daneben.

Die 1533 Kilometer Bahnstreck­en in Thüringen wären nur mit so hohem Aufwand zu schützen, dass sich das System Schiene höchstens noch für wenige Hauptstrec­ken lohnen würde. Die Infrastruk­turkosten lägen so viel höher, dass der Fonds der Regionalis­ierungsmit­tel nicht mehr für Nebenbahne­n reichen würde. Die Hälfte der fast 300 Millionen Euro, die Thüringen jährlich für den regionalen Bahnverkeh­r vom Bund erhält, fließen indirekt in die Infrastruk­turkosten.

Die Deutsche Bahn und die Rettungskr­äfte müssen analysiere­n, ob der Einsatz optimal gelaufen ist. Betroffene berichten, dass nur die Verletzten Essen und Trinken erhalten haben. Andere, die auch stundenlan­g warten mussten, sollen nichts bekommen haben. Wenn sich dies bei der Auswertung bestätigt, müssen die Einsatzplä­ne geändert werden.

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