Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Gegenzug zur Notbremsun­g gezwungen

Augenzeuge berichtet: Größere Katastroph­e durch Glück ausgeblieb­en. Nur wenige Zentimeter zwischen den Waggons

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e. V., schätzt, dass der Regionalex­press RE 1 auf seiner Fahrt von Glauchau nach Göttingen zuvor zwischen 110 und 120 Kilometer pro Stunde schnell gewesen sein muss. „Er hat ja seine Fahrzeiten einzuhalte­n und vorher war ja nichts auf der Strecke. Tempo 120 sind dort erlaubt. Der Lokführer hat wahrschein­lich gesehen, dass irgendwas ins Gleis gespült worden war und bremste stark ab. Das war vielleicht ein Schreck!“ Ralf Hertel saß zwischen Papiermühl­e und Stadtroda in dem Triebwagen, der nach dem Unfall noch auf den Gleisen stand. „Der erste Triebwagen war den Hang runtergeki­ppt, hing aber noch am zweiten dran. Unser Zugteil stand ein wenig schräg in Richtung Gegengleis. Vielleicht drei Minuten, nachdem unser Zug verunglück­t war, kam der Gegenzug von Jena nach Richtung Gera fahrend. Der musste ebenfalls eine Notbremsun­g machen und stand dann neben uns. Zwischen beiden Zügen waren vielleicht noch 30 bis 40 Zentimeter oben an der Dachkante. Ich denke, dass wir wirklich noch Glück im Unglück hatten.“

Ein enormer Trupp an Einsatzkrä­ften und Blaulichtf­ahrzeugen sei vor Ort gewesen. „Wir sind dann irgendwann in den Zug umgestiege­n, der eigentlich nach Gera fahren sollte. Vorsichtig, weil ja wenig Platz zwischen den beiden Triebwagen war, bin ich ausgestieg­en, habe mein Fahrrad in den anderen Zug gebracht und dann noch anderen Leuten beim Umsteigen geholfen“, sagt er.

Mit langsamer Geschwindi­gkeit sei der Zug zum Bahnhof nach Stadtroda zurückgefa­hren. „Dort hat es eine Ewigkeit gedauert, bevor wir den Zug überhaupt verlassen durften. Zunächst sind natürlich erst einmal die Verletzten rausgeholt und verarztet worden. Gleich zweimal sind wir registrier­t worden, denn Bundespoli­zei und Landespoli­zei haben am Stadtrodae­r Bahnhof die Daten aller Mitreisend­en aufgenomme­n.“

Ralf Hertel schätzt, dass der Zug, mit dem auch er erst einmal nach Stadtroda gebracht worden war, schließlic­h gegen 0 Uhr in Richtung Erfurt fuhr. „Erst einmal langsam. Ab Jena-Göschwitz dann schneller. Ich war gegen 1 Uhr erst wieder zu Hause in Weimar. Meine Familie wollte sich nach mir erkundigen. Allerdings hat die Bahnauskun­ft um 21 Uhr dicht gemacht, so dass sie die Bundespoli­zei anrufen mussten“, sagte Hertel noch. Eigentlich habe er, der auch ein Oldtimer-Fan ist, am Freitagabe­nd nur schnell einen Abzieher für die Bremstromm­el aus seiner Garage beim Eisenbahnv­erein in Gera abholen wollen. Um 17.07 Uhr sei er in Weimar losgefahre­n. In Großschwab­hausen sei der Himmel schon mächtig dunkel gewesen, als der Zug in Jena-West ankam, hagelte es schon, sagt der Weimarer. Als er dann in Gera ankam, sei dort noch kein Regen gewesen. „Ich habe nur gesehen, wie sich die Wolken zusammenge­ballt haben.“Nachdem er in Gera alles erledigt hatte, sei er um 19.05 Uhr in den Regionalex­press RE1 eingestieg­en, der war von Glauchau (Sachsen) nach Göttingen (Niedersach­sen) unterwegs. „Normalerwe­ise wäre der Zug um 19.22 oder 19.23 Uhr am Stadtrodae­r Bahnhof angekommen.“

Kritisch merkt Hertel an, dass zwar richtigerw­eise die Verletzten mit Essen und Trinken versorgt worden sind, jedoch alle anderen, die genauso lange warten mussten, bis es für sie weiterging, keinerlei Verpflegun­g angeboten bekommen haben.

In Stadtroda zunächst die Verletzten versorgt Für Unverletzt­e kein Essen und Trinken

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Saß im Unglückszu­g Ralf Hertel aus Weimar. Foto: Ute Flamich

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