Ostthüringer Zeitung (Pößneck)
Neustädter „Kunstraum“-Premiere endet mit gemischten Gefühlen
Lob für Konzept und Angebots-Mix im Augustinersaal, mit Besuchern bleibt die Publikumsresonanz jedoch deutlich unter den Erwartungen
mehr oder weniger die bisherige Kreiskunstmesse „Kunstwerk“fortschreibt, vom Angebots-Mix und vom Ambiente, man fühlte sich grundsätzlich angesprochen. Befragte Aussteller hatten allerdings insbesondere am Samstag mehr Gäste erwartet. 330 Besucher lautete die offizielle Bilanz der Werbeagentur FRM aus Pößneck, die die Verkaufsausstellung gemeinsam mit der Stadt Neustadt organisiert hatte. Gehofft hatte man wohl auf bis zu 1000 Interessierte.
„Sogar in Krölpa war mehr los“, sagte am Samstagnachmittag Holzkunsthandwerker Rainer Mewes, an die Kreiskunstmesse von 2013 erinnernd. Für den „Kunstraum“hatte er auf einen etablierten Markt verzichtet, weil: „Wenn in der Region etwas los ist, wollen wir schon dabei sein.“Nun, er werde das Wochenende schon überleben. Ob und wann es einen zweiten „Kunstraum“geben wird, war gestern hingegen offen.
Ziel der Veranstaltung war es, für Kunst „Platz zu machen in der Enge des Kulturbegriffs“, so Schwalbe. Für die „Begegnung mit Kunst“, ein weiteres willkommenes Anliegen, hätte es aber etwas mehr Werbung bedurft, so mehrere Aussteller. Er habe mit mehr Einheimischen gerechnet, sagte am Samstagnachmittag Henry Scheibe vom Mal- und Zeichenzirkel Neustadt, zugleich von Gesprächen mit Gästen aus Chemnitz, Gotha und Ilmenau schwärmend.
Gewissermaßen empfangen wurden die „Kunstraum“-Gäste von der Holzbildhauerin Ilona Schlupeck und ihren ausdrucksstarken Reliefs, darunter herrlich ironisch „Wir sind vernetzt“. Bei den Fayencen der Keramikern Marianne Knüpfer verblüffte eine Platte, die dem Betrachter das Problem des Plastikmülls im Meer ins Gewissen redet. Aus der Vielzahl der Bilder stach die zwar wandfüllende, dennoch dezente Betrachtung „Vor dem Wald“des Grafikers Rainer Marofke heraus. Die Objektkünstlerin Katrin Prinich-Heutzenröder überraschte mit Kuchenbrettern, die sie in verschiedenen Techniken veredelt hat. Heimatverbundene Malerei mit Motiven aus Neustadt, Pößneck und anderen Orten des Orlatales präsentierten Mitglieder des Mal- und Zeichenzirkels Neustadt.
Und wie viel Kunst wurde gekauft? Keiner weiß es. Künstler würden natürlich erwarten, dass sich Interessierte gleich entscheiden, so Schlupeck. Aber manchmal dauere es Jahre, bis ein Interessent auch Kunde ist.