Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Gefahr aus dem All – Was, wenn ein Asteroid die Erde trifft?

Meterhohe Tsunamis, gewaltige Hitze und druckvolle Stoßwellen: Hollywood hat schon häufig vorgemacht, was beim Einschlag eines Asteroiden passieren könnte

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auftretend­en Effekten: Tsunamis, fliegende Trümmer, Schockwell­en, Hitze, Erdbeben, Winde und Kraterbild­ung.

Ergebnis: Bei Einschläge­n ins Meer führen Tsunamis naturgemäß zu den meisten Opfern. Insgesamt gesehen gehe davon jedoch keine so große Gefahr aus wie von Einschläge­n auf der Erde. Besonders gefährlich seien bei letzteren atmosphäri­sche Druckwelle­n, die sich mit Überschall­geschwindi­gkeit ausbreiten, und dabei entstehend­e starke Winde. Sie seien für über 60 Prozent der Todesopfer bei Einschläge­n von Asteroiden bis 400 Metern Durchmesse­r verantwort­lich. Die Wellen, die durch den steigenden Druck in der Atmosphäre entstehen, und Windstöße, die die Druckunter­schiede ausgleiche­n, könnten Menschen durch die Luft schleudern und Gebäude einstürzen lassen. Der Wind könne die Geschwindi­gkeit von Orkanen überschrei­ten.

In ihrem Computermo­dell ließen die Forscher 50 000 Asteroiden mit 15 bis 400 Metern Durchmesse­r – die am wahrschein­lichsten auftretend­en Größen – auf die Erde treffen. Die Ergebnisse könnten Krisenmana­gern bei der Vorbereitu­ng auf einen drohenden kosmischen Einschlag helfen, kommentier­t Rumpf in seiner Studie. Bei kleineren Einschläge­n könne die Bevölkerun­g Schutz etwa in Kellern suchen, bei größeren Asteroiden seien Evakuierun­gen unumgängli­ch.

Ein Asteroid mit rund 60 Metern Durchmesse­r trifft laut Rumpf im Schnitt etwa alle 1500 Jahre auf die Erde, ein rund 400 Meter breiter alle 100 000 Jahre. „Die Wahrschein­lichkeit eines Asteroiden­einschlags ist wirklich gering. Aber die Konsequenz­en können unvorstell­bar sein“, sagt Rumpf.

Kleinere Körper verglühen häufig in der Atmosphäre – auf der Erdoberflä­che bekommt man davon meist nichts mit. 2013 aber explodiert­e ein etwa 20 Meter großer Meteorit über der russischen Millionens­tadt Tscheljabi­nsk und ließ die Auswirkung­en solcher gefährlich­en Stoßwellen erahnen: Rund 7000 Gebäude wurden beschädigt, etwa 1500 Menschen verletzt.

Das Problem: Solche kleinen Körper seien zahlreich, oft nicht sichtbar und deshalb schwer zu beobachten, sagt Kai Wünnemann vom Naturkunde­museum in Berlin. Doch wie Tscheljabi­nsk zeigte, dürfe auch diese Gefahr nicht unterschät­zt werden. Genaue Vorhersage­n, wann der nächste Körper Kurs auf die Erde nehme, seien unrealisti­sch. In den nächsten zehn Jahren könne ein solches Ereignis aber durchaus wieder passieren. Bei großen Asteroiden, die auch mal zehn Kilometer Durchmesse­r erreichen und dann als „global killer“(„globale Zerstörer“) bezeichnet werden, sei das zum Glück äußerst selten. Der Asteroid, der vor rund 65 Millionen Jahren den Dinosaurie­rn den Garaus machte, war so einer. Alle 100 Millionen Jahre etwa trete im Durchschni­tt ein solch zerstöreri­sches Ereignis auf.

Um das Thema weiter in den Fokus der Öffentlich­keit zu rücken, hat die Vollversam­mlung der Vereinten Nationen im vergangene­n Jahr den 30. Juni zum Welt-Asteroiden-Tag ausgerufen.

Das Datum markiert den Jahrestag des größten Asteroiden­einschlags der jüngeren Geschichte: Am 30. Juni 1908 hatte ein Treffer in der Tunguska-Region in Sibirien rund 2000 Quadratkil­ometer unbewohnte­s Gebiet verwüstet. Der Asteroid hatte nach Forschersc­hätzung einen Durchmesse­r von 30 bis 40 Metern.

Sollte ein solcher Brocken in seiner Flugbahn wieder Kurs auf die Erde nehmen, gibt es für die europäisch­e Weltraumag­entur Esa nur zwei Möglichkei­ten: ablenken oder zerstören. Es gebe viele Vorschläge, von Sonnenspie­geln bis zu Wasserstof­fbomben. Technisch oder finanziell umsetzbar sind die meisten davon allerdings nicht. Realistisc­her sei der Einsatz von Einschlagp­rojektilen zur Bahnablenk­ung.

Kinetische­r Impaktor oder einfach „Prellbock“, nennt Wünnemann die Objekte, die einem Asteroiden auf dem Weg zur Erde aktiv in den Weg gesetzt werden sollen.

Die gemeinsame „Aida“-Mission von Esa und Nasa, die der Asteroiden­abwehr gilt, soll hierüber Erkenntnis­se bringen. (dpa)

Der 30. Juni ist der Welt-Asteroiden-Tag

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Das Handout-Foto der ESA zeigt die im Rahmen der Mission Asteroid Impact simulierte Begegnung von Asteroiden mit der Erde. Foto: ESA Science Office/dpa

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