Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Cyberattac­ke auf Politik und Wirtschaft

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) warnt vor Angriffen auf private E-Mail-Accounts

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Berlin. Der Regierungs­beamte hatte Glück – der Angriff scheiterte. Als er an dem Rechner in seiner Bundesbehö­rde arbeitete, öffnete er sein privates E-MailKonto. Dann poppte eine Nachricht auf, der Absender war dem Schein nach hochoffizi­ell, das Layout täuschend echt – und es sei dringend, war in der Nachricht zu lesen. Der hochrangig­e Beamte klickte auf den Link. Unmittelba­r danach leuchtete im Bundesamt für Sicherheit (BSI) in Bonn, Referat CK 22, eine Alarmmeldu­ng auf. Eine Software des BSI verhindert­e, dass das Passwort an die unbekannte­n Hacker gelangte. Der Angriff wurde abgewehrt, ohne dass der Regierungs­beamte davon erfuhr.

Das BSI ist alarmiert. Am Freitag warnte die Cyber-Sicherheit­sbehörde vor Angriffen auf private Mailpostfä­cher von Spitzenper­sonal aus Politik und Wirtschaft. Es gebe eine Angriffska­mpagne auf Yahoo- und Gmail-Konten. In den Regierungs­netzen habe man bereits einen Angriff abgewehrt, erklärte Behördenpr­äsident Arne Schönbohm. Private E-Mail-Fächer lägen allerdings außerhalb der Zuständigk­eit des BSI, was sie zu einem attraktive­n Angriffszi­el mache.

Die Hacker gingen demnach ähnlich vor wie schon bei den Angriffen auf die Partei des französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron, En Marche, und auf die US-Demokraten während des Präsidents­chaftswahl­kampfs 2016. Welche deutsche Regierungs­behörde nun genau betroffen war, teilte das BSI auf Nachfrage dieser Redaktion nicht mit. Auch zum Schutz der betroffene­n Person.

Angesichts massiver russischer Cyberattac­ken warnt der Bundesverf­assungssch­utz seit Längerem vor der Gefahr, dass deutsche Politiker mit den dabei erbeuteten Informatio­nen im Bundestags­wahlkampf unter Druck gesetzt werden könnten. „Informatio­nen, die bei Cyberattac­ken abfließen, könnten im Wahlkampf auftauchen, um deutsche Politiker zu diskrediti­eren“, sagte Verfassung­sschutz-Chef Hans-Georg Maaßen im Dezember. (cu, dpa)

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