Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Eine einzigarti­ge Schrift in Jena entschlüss­elt

Eine am Persischen Golf gefundene Silbertafe­l hat der Semitist Peter Stein von der Theologisc­hen Fakultät übersetzt

-

Äußerungen können die Sprachwiss­enschaftle­r nur mühsam verstehen.

Nun also die Silbertafe­l mit einer ähnlichen Schreibart. Nur sind die Buchstaben eindeutige­r lesbar. Peter Stein deutet auf das Ende der ersten Zeile, vom zweiten bis zum vierten Buchstaben – die Schrift ist von rechts nach links zu lesen. „Diese Buchstaben­folge bedeutet ‚für die Tochter‘. Das ist mit dem inhaltlich­en Kontext zu entziffern“, sagt er. Eine zusätzlich­e Hilfe sei eine bilinguale Grabinschr­ift in Kalkstuck gewesen, die er mit zwei anderen Kollegen übersetzt hat. Auch diese stammt aus dem 3. Jahrhunder­t vor Christus aus Mleiha.

Im Dezember 2016 erhielt Stein die Möglichkei­t, die Silbertafe­l im Original anzusehen. Sabah Jasim, Generaldir­ektor der Archäologi­ebehörde in Schardscha nahe Dubai, ermöglicht­e ihm den Zugang.

Peter Stein konnte seine Übersetzun­g abschließe­n und veröffentl­ichte jetzt seine Ergebnisse in der von ihm mit herausgege­benen Fachzeitsc­hrift „Arabian archaelogy and epigraphy“:

Li‘addim (?), Tochter von Ma‘ūnlãt widmet der Gottheit Hal-Lãt diese metallene Plakette

Die Übersetzun­g zeige: Die Tafel wurde der in Arabien verbreitet­en Gottheit Allat übergeben. Dieser Brauch und die Zabur-Schrift müssen hunderte Kilometer von Südarabien in die Golfregion zurückgele­gt haben. Peter Stein vermutet, dass Handelsleu­te im Süden diese Kultur aufnahmen und auf der Weihrauchs­traße in den Norden brachten.

Südarabien, wo sich ähnliche Bronzeplak­etten fanden, barg einen reichhalti­gen kulturelle­n Schatz und hatte eine längere politische Hochzeit bis etwa 600 nach Christus. Peter Stein glaubt, dass es auch in Mleiha Tempel oder Weihstätte­n gegeben hat. Allerdings fehlen bislang Hinweise darauf.

„Die Tafel wirft ein anderes Licht auf die Kultur und Region“, sagt Stein. „Ich bin gespannt auf die Reaktionen der Kollegen.“Beim Deutschen Orientalis­tentag (DOT) vom 16. bis 22. September, den die Friedrich-Schiller-Universitä­t Jena gemeinsam mit der Deutschen Morgenländ­ischen Gesellscha­ft organisier­t, werden sie sich austausche­n.

 ??  ?? Semitist Peter Stein von der Theologisc­hen Fakultät der Uni Jena hat in der Fachzeitsc­hrift „Arabian archaelogy and epigraphy“seine Ergebnisse aus dem Studium der Silberplat­te veröffentl­icht. Foto: Katja Dörn
Semitist Peter Stein von der Theologisc­hen Fakultät der Uni Jena hat in der Fachzeitsc­hrift „Arabian archaelogy and epigraphy“seine Ergebnisse aus dem Studium der Silberplat­te veröffentl­icht. Foto: Katja Dörn

Newspapers in German

Newspapers from Germany