Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)
Kurs auf den Chefsessel im Rathaus
Bewerber um Bürgermeisteramt in Rudolstadt sind zu Gast beim Aktionsbündnis Kommunalwahl
Bürgermeister darf und kann. Und was nicht. „Für die Cannabis-Zulassung zum Beispiel ist ein Bürgermeister nicht zuständig“, sagte er mit Blick auf einen der aufgeschriebenen Wünsche. Er werde den Leuten nicht nach dem Mund reden und auch nichts versprechen, was er nicht halten könne, wohl aber immer schauen, was die meisten Rudolstädter bewegt, erklärte er. Was die Entwicklung des innerstädtischen Handels betrifft, da will er sich aber durchaus einmischen. „Dafür werde ich alle rechtlichen Mittel ausschöpfen und auch einen Streit mit der Nachbarstadt Saalfeld nicht scheuen, wenn es um die Verlagerung des Handels auf die Grüne Wiese geht“, so seine Worte.
Simone Post verwies auf die kommunalpolitische Erfahrung, die sie seit den 1990er Jahren in verschiedenen Gremien in Rudolstadt gesammelt hat. „Sehr wichtig ist mir, die Bürger bei den Entscheidungen mit einzubeziehen. Ich weiß, das ist ein schweres Geschäft, aber ich will es versuchen. Viele fühlen sich dabei zurzeit zur Seite gestellt“, gab sie ihren Eindruck wider.
Frank Bock, der in der Saalfelder Stadtverwaltung arbeitet und in Mötzelbach wohnt, will Rudolstadt zu einer lebendigen grünen Stadt machen. Bürgerbeteiligung will er „professionell angehen und die Bürger dafür qualifizieren, an Entscheidungen mitzuwirken“.
Voraussetzung dafür ist, dass sie informiert sind. „Information ist mir ganz wichtig, auch zu Themen die wir uns nicht selbst ausgesucht haben wie die Flüchtlingsproblematik“, unterstrich er. Und „vor Klimawandel und Energiewende können wir uns nicht drücken. Aber dafür brauchen wir die Bürger“.
Sehr konkret wurde er mit seinen Vorstellungen für die Innenstadt. „Ich bin ein großer Verfechter des Zurückdrängens des Verkehrs aus der Stadt und ein großer Fan von Spielpunkten und Aufenthaltsmöglichkeiten für die Menschen“. Ihm schwebt eine ganze Stadt als Spielplatz vor. Überhaupt soll die Stadt ein Ort sein, an dem man sich gern aufh ält. Egal ob alt oder jung, ob mit Rollator oder Kinderwagen.
Ein weiteres Thema, das die Rudolstädter interessiert, ist der Heinepark. „Eine Liegewiese mit Zugang zur Saale“, „Ein Campingplatz“war auf Wunschzetteln zu lesen. „Es ist ein Konzept für den Heinepark in Arbeit, auch unter dem Aspekt der Bewerbung für die Landesgartenschau“, sagte Simone Post. Ihr liegt am Herzen „Wanderund Radwege besser an die Stadt anzubinden, um so die Besucher auch in die Innenstadt zu locken“.
„Der Heinepark ist ein Flächendenkmal“, gab Jörg Reichl zu bedenken. „Sie müssen die Denkmalpfleger mit einbeziehen“. Und was den Park als beliebten Treffpunkt betrifft: „Sich mit einer Decke in den Park legen darf jeder hier, so wie man das in München auch darf. Es gibt nur eine Bitte: Hinterher alles wieder mitnehmen und keine Abfälle zurücklassen“. machte er deutlich
Frank Bock bot an, sich zu einem Spaziergang durch den Park zu treffen und zu schauen, welche Ideen umsetzbar sind. „Politik ist immer konkret. Wir sollten damit nicht auf die Planer warten, sondern schauen, was in kleinen Schritten machbar ist“, sagte er.
Das führte auch gleich zu einem weiteren Thema: Rudolstadt fehlt es an Stellen, an denen sich vornehmlich junge Leute - aber nicht nur sie - ungezwungen treffen können. Einfach so, zum Abhängen, ohne konkretes Veranstaltungsangebot. „Saalfeld hat da eine andere Szene“, wusste Frank Bock zu berichten.
Ob man Rudolstadt für Jenaer Studenten als Wohnort attraktiv machen kann? Schwierig, so das Credo. „Würde ja schon helfen, wenn die Ruwo Wohngemeinschaften zulassen würde“, so eine Forderung aus dem Publikum.
Dass Wünsche auch in Wollen und Tun münden, das wünschten sich die beiden Moderatorinnen zum Abschluss des Abends. „Gehen Sie auf alle Rudolstädterinnen und Rudolstädter zu. Erkennen Sie die Vielfalt in der Stadt und nutzen sie diese“, gaben sie allen drei Kandidaten mit auf den Weg.