Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)
Wohnhausabriss ist mir unbegreiflich
Zum Leserbrief „Kein Aus für das gelbe Haus“, OTZ vom 22. Februar:
Endlich schreibt einer über ein Thema, das mich schon lange beschäftigt, nämlich über den geplanten Abriss des gelben Jugendstilhauses auf dem Graben.
Es ist mir unbegreiflich, dass wegen einiger Parkplätzen ein solch großes, interessantes, stabiles und viel Wohnraum bietendes Gebäude geopfert werden soll. Ich sehe hier keine Relation. Sicher haben die Verantwortlichen nie wachen Sinnes vor der reichgegliederten Fassade mit dem für Saalfeld einmaligen Doppelgiebel gestanden, nie empfunden, dass ein solches Gebäude eine Persönlichkeit darstellt, eine Besonderheit, die das Stadtbild bereichert.
Nur so erklären sich Gleichgültigkeit und wenig sinnvolle Entscheidungen vom Schreibtisch aus. Man fragt sich, warum ein solches Haus nicht längst unter Denkmalschutz steht, wo doch in der Stadt Bauten zu sehen sind, die diesen Status nicht halb so sehr verdienen. Wenn in Saalfeld weiter so gefühllos und verantwortungslos agiert wird, macht sich die Stadt selber unansehnlich und arm. Man denke nur an die unverzeihlichen Bausünden im Klosterquartier.
Außerdem bietet das gelbe Haus während jeden Sommers Brutstätten für Mauerseglerpaare. Dies ist eine der Vogelarten, deren Zahl drastisch abnimmt, vor allem aus Mangel an geeigneten Nistmöglichkeiten. Also kommt hier auch der Artenschutz ins Spiel. Ich meine, mit Fantasie und Weitblick müssten sich Parkplatzideen auch anders verwirklichen lassen als durch die Vernichtung eindrucksvollen, unwiederbringlichen Gebäudes, das noch genutzt werden will.
Renate Jüttner, Saalfeld