Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)
Grundstein für Therapieansätze gegen Killerpilz gelegt
Neue Erkenntnisse zu menschlicher Immunabwehr gewonnen – Ein Jenaer Experte für Pilzinfektionen ist beteiligt
Patienten nach chirurgischen Eingriffen wie einer Transplantation ist er daher gefährlich. Über 50 Prozent der Patienten sterben daran.
Was geht im Immunsystem vor, wenn der Pilz eindringt?
Das wollten die Forscher unter der Leitung von Gordon Brown von der University of Aberdeen herausfinden. Schon seit langem versuchen Wissenschaftler zu ergründen, wie das Immunsystem den Pilz erkennt, um Therapien zu entwickeln. Jetzt gelang es dem Team, einen neuartigen Mechanismus zu entdecken: Das Immunsystem unseres Körpers reagiert auf einen unerwarteten Bestandteil des Pilzes, das Melanin. Der Farbstoff wird von einem eigens dafür zuständigen Rezeptor mit der Bezeichnung MelLec erkannt und eine Reaktion des Immunsystems folgt. Bisher nahmen Wissenschaftler an, dass das Immunsystem in erster Linie Zucker in der Zellwand von Pilzen erkennt.
Manche Varianten des Rezeptors können die Anfälligkeit für Infektionen im Zuge medizinischer Behandlungen wie Transplantationen sogar erhöhen.
„Diese Entdeckung ist zwar ein großer Schritt nach vorn, sie unterstreicht jedoch auch, wie komplex der Kampf gegen diese Pilze ist“, sagt Professor Gordon Brown, Direktor des „Medical Research Council Centre for Medical Mycology“an der University of Aberdeen. Was trugen
Jenaer Wissenschaftler bei?
Aus Deutschland war Axel Brakhage an den Forschungsarbeiten beteiligt. Er ist Lehrstuhlinhaber an der FriedrichSchiller-Universität Jena und Direktor des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie. Als einer der renommiertesten Experten für Pilzinfektionen hatte er den Biosyntheseweg des Pigments Melanin und dessen Bedeutung für die krankmachende Wirkung des Pilzes entdeckt. Vergleichende Untersuchungen mit Hilfe der von ihm erzeugten Pilzmutanten zeigten, dass der Rezeptor MelLec genau diesen vom Pilz gebildeten Farbstoff bindet.
„Es fasziniert mich, dass sich im Zuge der Evolution ein eigener Rezeptor für das Pilzmelanin entwickelt hat. Dies deutet darauf hin, dass der Farbstoff bei einer Infektion eine wichtige Rolle für den Menschen spielt“, sagt er.
Wie soll es jetzt in der Forschung weitergehen?
Axel Brakhage sagt, dass die erfolgreiche Bekämpfung von Infektionen nur noch über Nationengrenzen hinweg möglich sei. „ Wir sind sehr froh über das europaweite Netzwerk erfahrener Forscher, das die verschiedenen Teilaspekte von Pilzinfektionen auf molekularer Ebene untersucht und das gewonnene Wissen zusammenführt.“