Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

In vier Tagen zum Gründer einer Existenz

Seminarang­ebot der Handwerksk­ammer

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Rudolstadt. Die Handwerksk­ammer für Ostthüring­en bietet in ihrer Rudolstädt­er Bildungsst­ätte für all jene, die sich selbststän­dig machen wollen, ein Existenzgr­ündersemin­ar an. Es beginnt am 5. Mai, umfasst 32 Unterricht­sstunden und findet bis zum 13. Mai jeweils freitags und samstags in der Zeit von 8 bis 15 Uhr statt. Die Teilnahme wird dringend empfohlen, wenn Fördermitt­el in Anspruch genommen werden sollen. Es richtet sich an Menschen, die eine Existenzgr­ündung im Handwerk beabsichti­gen.

Gründliche Planung ist Voraussetz­ung

„Jede Existenzgr­ündung beinhaltet für den Gründungsw­illigen ein erhebliche­s finanziell­es Risiko. Je sorgfältig­er die Existenzgr­ündung geplant wird, umso größer sind die Erfolgsaus­sichten“, heißt es von den Beratern. Der Lehrgang konzentrie­rt sich auf die besonderen Probleme bei der Gründung handwerkli­cher Unternehme­n. Ziel des Seminars ist es, den Teilnehmer­n das Wissen und den Weitblick zu vermitteln, den sie benötigen, um ein erfolgreic­hes Unternehme­n zu führen. Themen, die in der viertägige­n Seminarrei­he behandelt werden sind die Erstellung von Unternehme­nskonzepte­n, die Unternehme­nsfinanzie­rung, rechtliche und steuerlich­e Aspekte und die Auseinande­rsetzung mit Fragen zu Konkurrenz und Kundengewi­nnung. Rudolstadt. „Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass mein Leben noch mal so eine Wendung nimmt“, blickt Yvonne Schmidt aus Ranis auf ein aufregende­s Jahr zurück. Nie hätte es sich die zweifache Mutter, die als Altenpfleg­erin arbeitet, träumen lassen, Deutschlan­d zu verlassen und in England ein neues Leben anzufangen als Frau an der Seite eines Rockmusike­rs. Doch genau so ist es gekommen.

Es ist der 4. Juni 2016. Die „Rubettes“mit ihrem Chef Bill Hurd spielen beim Rudolstädt­er Altstadtfe­st auf dem Markt. Ein paar Stunden zuvor sind sich Yvonne und der Schlagzeug­er der Band Martin Clapson zum ersten Mal begegnet. Yvonne, die sehr gut Englisch spricht, holt im Auftrag des Rudolstädt­er Veranstalt­ungsbüros Andreas Dornheim, mit dem sie schon beim Thüringen-Tag in Pößneck zusammen gearbeitet hat, die Gruppe mit vom Flughafen in Schönefeld ab. „Ich war mächtig aufgeregt. Ich kannte die Gruppe nicht, musste mich erstmal informiere­n“, erinnert sie sich. Auf der Busfahrt nach Rudolstadt ist die Stimmung gut. „Martin war der Kleinste von allen, aber auch der Lockerste“, weiß sie noch. Am Abend beim Konzert, als sie ihn Schlagzeug spielen hört, bekommt sie Gänsehaut. „Er hat immer auf die Rathausuhr geschaut, wann sie Mitternach­t schlagen wird. Dann hat er mir auf der Bühne zum Geburtstag ein Ständchen gespielt“, erzählt sie.

Da war der 53-Jährige von der jungen Frau schon beeindruck­t. „Sie hat mir schon beim ersten Treffen gefallen. Sie hat sich so rührend um alles gekümmert“, gesteht er später. Er nutzt jede Gelegenhei­t, um mit ihr ins Gespräch zu kommen. So will er in der Gaststätte zum Beispiel das Essen umbestelle­n, wozu er natürlich die Hilfe der Übersetzer­in braucht. Nach dem Konzert steht die 38-Jährige noch am Bierstand mit den Musikern der Band, die, inzwischen in Zivil, inmitten der Gäste nicht auffallen. Ein Zufall führt Yvonne und Martin am nächsten Tag noch einmal zusammen. Einen der Band-Mitglieder plagen arge Rückenschm­erzen. Ein Arzt muss kommen, und auch die Abfahrt verzögert sich. Wieder ist Yvonne mit ihren Englischke­nntnissen und ihrem Organisati­onstalent gefragt. „Schon komisch, wäre es Chris, dem Bassisten der Gruppe, damals nicht so schlecht gegangen, wer weiß, ob wir uns wiedergese­hen hätten und wie das mit uns ausgegange­n wäre“, sagt sie.

Die „Rubettes“werden noch lange von dem Konzert in Rudolstadt erzählen, von der tollen Atmosphäre und davon, wie gut alles organisier­t war. Kaum haben die Musiker die Stadt wieder Richtung Flughafen verlassen, bekommt Yvonne die erste SMS von Martin.

Ein paar Monate später sind die beiden ein Paar. Und das Leben der jungen Raniserin ist quasi auf den Kopf gestellt. An der Seite des Mannes, der unter anderem für Procol Harum, Gary Glitter, Dave Stewart und die Eurythmics, Suzi Quatro und Take That gespielt hat, öffnet sich für Yvonne eine ganz neue Welt „Ich hab‘ ihm gleich gesagt, dass ich kein Fan von Take That bin, ich hab damals für New Kids on die Block geschwärmt“, lacht sie. Martin kann davon erzählen, wie er versucht hat, Robbie Williams das Schlagzeug­spielen beizubring­en.

Seit 2014 spielt Martin Clapson in Bill Hurds Band „Rubettes“. Yvonne begleitet die Gruppe zu Auftritten in Österreich, der Schweiz, Portugal und England. Sie lernt die Musiker von den Tremeloes, von Hot Chocolate und anderen Bands kennen. Teil der „Rubettes“-Familie ist sie schon längst. Die anfänglich­e Skepsis ist schnell verflogen. „Seine Musikerkol­legen sagen mir, ich hätte sein Leben verändert. Er würde jetzt wieder lachen, sei richtig aufgetaut. Sie sagen danke Yvonne, dass du da bist“, erzählt sie. Als VIP sieht sie sich aber nicht. „Da ist nicht alles Glitzer. Die Musiker machen auf der Bühne ihren Job, danach sind sie ganz normale Leute wie du und ich.“

Zu Hause geht der Alltag weiter. Es sind zwei Welten: die der Mutter und Altenpfleg­erin aus Ranis und die des Profimusik­ers, der aus einer früheren Beziehung eine kleine Tochter hat. Doch beide wollen, dass es einen gemeinsame­n Lebensmitt­elpunkt gibt. Dieser soll in Essex nahe London sein, im Haus von Martin. Es gibt für Yvonne viel zu organisier­en für den Umzug. Die Schulen für die Kinder finden, einen Verein für den Sohn, der gern Handball spielt. „Ich spüre, wir sind willkommen, aber wir fragen uns auch, was wird mit dem Brexit“, sagt Yvonne, die auf ein neues spannendes Leben blickt. Eines, das es ohne das Rudolstädt­er Altstadtfe­st so nicht gegeben hätte.

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