Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Gerissenes Gangsterduo ist nicht zu fassen
Andreas Rehschuh inszeniert in Rudolstadt „Dinner for One – Killer for Five“von Gerold Theobalt und begeistert mit einer großartigen Ausstattung
Rudolstadt. Haben Sie sich nicht auch schon gefragt, wie es bei „Dinner for One“dazu kam, dass Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom schon vor Langem das Zeitliche segneten, während sich die feine Miss Sophie immer noch bester Gesundheit erfreut?
Nun, es gibt tatsächlich eine Vorgeschichte zur Geschichte. Der Dramaturg und Theaterautor Gerolt Theobalt ist den Fragen nachgegangen und hat nach dem gleichnamigen Roman von Michael Koglin die schwarzhumorige Krimikomödie, „Dinner for One – Killer for Five“geschrieben. Im Theater im Stadthaus in Rudolstadt feierte das Stück am Sonnabend seine Premiere. Binnen zweieinhalb Stunden erfahren die Theaterbesucher, was auf dem englischen Landsitz Rosen Manor passierte, als Miss Sophie noch jung und knackig war und wie die bedauernswerten Herren zu Tode gekommen sind. Die feine Miss Sophie (Verena Blankenburg ) und ihr ständig betrunkener, buckliger Butler James (wundervoll gespielt von Marcus Ostberg) entpuppen sich dabei als Duo Infernale, als gerissenes Gangsterpärchen.
Wer den beiden zu nahe kommt oder unbequem wird, wird mit einem Giftpfeil getötet, mit dem Panzer überfahren, im Moor versenkt, mit dem Hammer erschlagen oder dem Tiger als Nachtmahl gereicht. Als äußerst gerissen und einfallsreich entpuppen sich die beiden aber nicht nur beim Morden, sondern auch beim Erfinden von Alibis. Chefinspektor DeCraven (Johannes Arpe) und Constable Oggerty (Tino Kühn) Männer von Scotland Yard sind den beiden Tatverdächtigen rasch auf der Spur und all ihre Beweise scheinen eindeutig, die Zwei überführen zu können. Doch Miss Sophie und ihr Butler spielen ein herrliches Katzund-Maus-Spiel mit den Ermittlern. Dem zuzuschauen bereitet eine große Freude.
Die Rudolstädter Inszenierung punktet aber nicht nur der abstrusen Geschichte und der großartigen schauspielerischen Leistung von Verena Blankenburg, Marcus Ostberg, Johannes Arpe, Tino Kühn, Jochen Ganser und Markus Seidensticker wegen. Was besonders beeindruckt, ist die außergewöhnliche Ausstattung, die sich Andreas Rehschuh (Regie und Bühne) und Grit Walther (Kostüme) für dieses Stück überlegt haben. Zum einen bleibt das Stück in einer besonderen Schwarz-Weiß-Ästhetik und schafft damit die Verbindung zum Kultfilm. Zum anderen wurde jedes Kostüm, jeder Stuhl, jede Flasche, die Pflanze, das Grammophon und alles andere auch nochmals bemalt, was eine ganz außergewöhnliche Wirkung entfaltet. Der Raum, den Andreas Rehschuh für die Schauspieler schafft, lebt von vielen liebenswerten wie raffinierten Details. Er spiegelt Eleganz und Stolz der Bewohner wider, ebenso wie etwas Morbides, was Rosen Manor anhaftet.
Eine gelungene Inszenierung, die von Wortwitz, Situationskomik und einer beeindruckenden Ausstattung lebt.