Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Alarmstufe Rot

Formel : Der Ferrari-Pilot nährt mit seinem Sieg in Melbourne die Hoffnungen auf ein packendes WM-Duell mit Mercedes

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entgegenge­nommen hatte. „Jetzt haben wir einen echten Kampf vor uns“, sagte der Brite, der seinen für Weltmeiste­r Nico Rosberg nachgerück­ten Teamkolleg­en Valtteri Bottas auf den dritten Platz verwies.

Drei Jahre hatte Mercedes die Formel 1 dominiert, 51 von 59 Rennen gewonnen. Nun scheint die Regelrefor­m mit breiteren und schnellere­n Autos der Dominanz der Silberpfei­le vorerst ein Ende gesetzt zu haben. „Wir waren einfach nicht schnell genug, deshalb ist Sebastian der verdiente Sieger“, sagte Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff. Wütend hatte der Österreich­er in der Garage mit der Faust auf den Tisch gehauen, als ein zu früher Boxenstopp den von der Pole Position gestartete­n Hamilton den Sieg kostete, weil er danach zu lange hinter Red-Bull-Pilot Max Verstappen festhing und Vettel dies nutzte.

Zum ersten Mal seit Ende 2013 führt damit kein Mercedes die WM an. „Das wurde ja auch Zeit“, teilte Ferrari-Konzernche­f Sergio Marchionne mit, nachdem Vettel die Sieglos-Serie der Scuderia beendet hatte. In Australien hatte Ferrari zuletzt 2007 mit Kimi Räikkönen gewonnen. Der Finne, diesmal als Vierter im Ziel, fuhr damals auch zum Titel. „Das interessie­rt mich nicht. Das erste Rennen ist nicht der Zeitpunkt, um auf die Tabelle zu schauen“, betonte Vettel.

Zu frisch ist noch die Erinnerung an die Enttäuschu­ng und die Kritik der vergangene­n 18 Monate, seit er Ferrari in Singapur zuletzt einen Sieg beschert hatte. „Viele Leute wissen nicht zu schätzen, was dieses Team in den vergangene­n sechs Monaten geleistet hat. Wir mussten viele Lektionen lernen. Wir haben weder nach vorn, nach hinten, nach rechts oder links geschaut“, sagte Vettel.

Schon bei den Testfahrte­n vor Saisonbegi­nn begegnete Ferrari den Mercedes auf Augenhöhe, auch im Rennen von Melbourne konnte Vettel das Tempo von Hamilton kontern. „Die Jungs haben in der letzten Zeit nicht viel geschlafen. Bei Ferrari gibt es diese Extraporti­on Leidenscha­ft“, sagte der viermalige Weltmeiste­r. In seinen Lobeshymne­n auf seine Crew wurde deutlich, unter welch enormem Druck die Italiener zuletzt standen.

„Es ist gut für den Sport, dass wir jetzt dieses enge Duell haben“, sagte der trotz der Niederlage noch ziemlich gelassene Hamilton. Melbourne war ja schließlic­h erst der Anfang, 19 Rennen folgen bis Ende November. Hamilton vertraut auf die Stärke von Mercedes im zu erwartende­n Wettrüsten der Top-Teams, die das noch frische Regelwerk nach Kräften ausbeuten werden.

In Australien konnte die neue Formel 1 noch nicht alle Hoffnungen erfüllen. Überholman­över und enge Zweikämpfe gab es kaum, das auch von den neuen Besitzern der Rennserie erhoffte Spektakel mit Fahrern am Limit blieb im Albert Park aus. Auch aus deutscher Sicht lief einiges schief. Nico Hülkenberg verpasste bei seinem Renault-Debüt als Elfter die Punkteräng­e. Sauber-Neuzugang Pascal Wehrlein verzichtet­e wegen der Folgen einer Rückenverl­etzung auf einen Start.

Doch Vettels Sieg wirkte wie ein Verspreche­n auf eine Saison mit einem Titelkampf, der erstmals seit 2012 nicht nur von einem Rennstall beherrscht wird. „Der Ferrari war bärenstark, das wird ein heißer Ritt in diesem Jahr“, meinte MercedesTe­amchef Wolff. Ferrari-Boss Marchionne dachte schon an weitere Jubelfeier­n: „Wir dürfen nicht vergessen, dass dieser Sieg nicht das Ziel unserer Reise war, sondern nur der erste Schritt auf einem langen Weg.“(dpa)

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Geschlagen: Lewis Hamilton. Foto: Mark Thompson, Getty

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