Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Thüringen will Schlossbesitzer loswerden
Enteignungsverfahren für Reinhardsbrunn
Weimar. Das Enteignungsverfahren für Schloss Reinhardsbrunn im Thüringer Wald kommt in Gang. Alle Beteiligten seien inzwischen über das Verfahren informiert, eine mündliche Verhandlung sei geplant, sagte ein Sprecher des Thüringer Landesverwaltungsamtes auf Anfrage. Mit dem im deutschen Denkmalschutz bisher einmaligen Verfahren will das Land die Schloss- und Parkanlage retten. Die Eigentümer, eine Consultingfirma mit Sitz in Hamburg, habe bereits jetzt keinen Zugriff mehr auf das Schloss. „Es wurde eine Verfügungssperre erlassen“, sagte der Behördensprecher.
Die Landesregierung hatte die Entscheidung, ein Enteignungsverfahren zu starten, bereits im vergangenen Sommer getroffen. Nach aufwendigen Vorarbeiten wurde der Antrag im Februar gestellt und dann vom Landesverwaltungsamt geprüft. Nun beginnt das eigentliche Verfahren mit einer mündlichen Verhandlung ähnlich wie bei einem Gericht. Theoretisch sei im Laufe des Verfahrens auch eine gütliche Einigung möglich, so der Sprecher.
Das 1827 erbaute Schloss Reinhardsbrunn verfällt seit Jahren. In der DDR waren Teile von Reinhardsbrunn als Interhotel für zahlungskräftige Gäste genutzt worden. Auch nach der Wiedervereinigung beherbergten sie noch bis 2001 ein Hotel. Inzwischen wirkt die Anlage wie ein Dornröschenschloss in einem verwilderten Park – manchmal dient sie als Filmkulisse. Ein Förderverein stemmt sich gegen den Verfall. (dpa)