Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Sorge um die Zukunft des Ehrenamtes
Beim Stammtisch-Gespräch mit CDU-Politikern und Bürgern bleibt kein gutes Haar an den Plänen zur Gebietsreform
Ziegenrück. Geht es nach den Ängsten der CDU, dann sind Kirchgemeinden, Kultur- und Heimatvereine sowie speziell die kleinen Ortsfeuerwehren auf den Dörfern dem Untergang geweiht. Zumindest für den Fall, dass die rot-rot-grüne Gebietsreform tatsächlich kommt.
„Wie es künftig sein wird, gerade aus dem ehrenamtlichen Bereich kommende Impulse umzusetzen, ist die große Frage, wenn man zum Bittsteller in einem 30 oder 40 Kilometer entfernten Ort wird“, begründet CDU-Landtagsmitglied Christian Herrgott seine Sorge, als er sich in Ziegenrück mit Bürgern zum Stammtisch in der „Fernmühle“trifft. Er hat eingeladen, um aktuelle Fragen zu diskutieren. Und da ist die Gebietsreform natürlich der Schwerpunkt. Man habe nichts gegen freiwillige Zusammenschlüsse, macht Herrgott deutlich. Aber
gegen „Verordnungen von oben“, aus denen „Kommunen mit 30 oder 40 Ortsteilen“entstünden, müsse man kämpfen. Auf das Informationsdefizit aus der Landesregierung eingehend meint Herrgott: „Es reicht nicht zu sagen, es werde alles besser. Die Menschen müssen mitgenommen werden.“
Seine Fühler im neuen Bundestagswahlkreis aus den Landkreisen Saale-Holzland, SaaleOrla und Saalfeld-Rudolstadt
„Die Gemeinden werden ausgeblutet, damit die ehrenamtlichen Bürgermeister keine Lust mehr haben und jeden Widerstand aufgeben.“Albert Weiler, CDU-Bundestagsmitglied
streckt Albert Weiler aus. Der Mann, der seinen armenischen Doktortitel jetzt nicht mehr in deutscher Sprache führen darf, ist kommunalpolitisch erfahren. Denn seit zwölf Jahren lenkt er als Bürgermeister die 800-Seelen-Gemeinde Milda bei Jena mit fünf Ortsteilen, einer staatlichen und einer freien Grundschule sowie einem Kindergarten. „Wir kämpfen seit vielen Jahren um den Erhalt der staatlichen Schule“, trifft er in Ziegenrück einen wunden Punkt. Denn in der Stadt läutete vor zehn Jahren letztmalig die Pausenglocke. Nach Weilers Ansicht verfolge die Landesregierung mit ihrer Gebietsreform nur ein Ziel: „Die Gemeinden werden ausgeblutet, damit die ehrenamtlichen Bürgermeister keine Lust mehr haben und jeden Widerstand aufgeben.“Dabei habe das Land eigentlich die Kommunen finanziell so auszustatten, dass zumindest die Pflichtaufgaben zu erfüllen sind. Das tue der Freistaat nicht. Mit Bedarfszuweisungen würden Gemeinden in die Schuldenfalle getrieben, von speziell für die Kommunen zur Verfügung gestellten Bundesmitteln sei nichts angekommen.
Aus den Reihen der Ehrenämtler brennt dem Gössitzer Ortsbrandmeister Hubert Pitzing sowie dem Ziegenrücker Ralf Ehrlich vom Vorstand des Kreisfeuerwehrverbandes ein Problem unter den Nägeln: Die Landesfeuerwehrschule in Bad Köstritz hat nicht genügend Kapazitäten für Aus- und Weiterbildung. „Ich bin in der glücklichen Lage, einen Nachfolger fürs Amt des Ortsbrandmeisters zu haben“, sagt Pitzing, seit 45 Jahren im Feuerwehrdienst. Doch nach Anmeldung zum erforderlichen Lehrgang bekam der Nachfolger eine Absage. „Es wurde sich nicht rechtzeitig um den Nachwuchs für die Lehrkräfte gekümmert“, sieht Ehrlich ein Problem, das seit fünf, sechs Jahren vor sich hergeschoben werde. Das fiel noch in die Zeit der Landesregierung mit CDU.