Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Stadt fordert mehr Polizisten nach Auseinandersetzungen
Arbeitsgruppe „Galerie“soll Massenschlägereien vom Wochenende in Sondershausen aufarbeiten
Sondershausen. Die Ermittlungen nach den gewaltsamen Auseinandersetzungen am Freitag und Samstag in Sondershausen hat eine eigene Arbeitsgruppe der Polizei übernommen. Polizisten der Inspektion Sondershausen und der Kriminalpolizei Nordhausen werden die Massenschlägereien aufarbeiten, erklärte der Chef der Polizeiinspektion Kyffhäuser, Hartmut Wachtel.
Ermittelt wird gegen etwa zwölf Ausländer und 20 Deutsche unter anderem wegen Landfriedensbruch. Eine größere Zahl an Tatbeteiligten sei bereits identifiziert worden. Auch Zeugen hätten sich gemeldet, so Wachtel am Montag.
Ausländerrechtliche Verwarnungen
Am Freitagabend waren nach einem Streit zwischen Asylbewerbern und Deutschen im Supermarkt in der Schlossgalerie die Gruppen wiederholt und in größerer Zahl aufeinander losgegangen. Die Polizei musste Verstärkung aus den Nachbarkreisen und die Bereitschaftspolizei anfordern und Pfefferspray einsetzen, um die beiden Gruppen zu trennen.
Am Samstagabend kam es ebenfalls zu einem größeren Polizeieinsatz, bei dem eine Gruppe von etwa 15 Asylbewerbern Polizisten bedrängten und auf sie eintraten. Die Polizei wollte einen Flüchtling nach einer Schlägerei festnehmen, bei der dieser einen Schlagring eingesetzt hatte.
Hartmut Wachtel kündigte am Montag an, dass die Polizeipräsenz in der Stadt erhöht werde. Zudem gebe es Überlegungen, zusätzlich Kräfte der Bereitschaftspolizei hinzuzuziehen. Mehr Polizisten als Konsequenz aus den Ereignissen am Wochenende hatte gestern auch der Sondershäuser Hauptamtsleiter Stefan Schard gefordert. Die Sicherheitslage habe sich geändert. Das könne man nicht schönreden.
„Wenn in der Stadt vermehrt Gruppen aufeinandertreffen und aufeinander losgehen und dabei Waffen zum Einsatz kommen, dann muss von einer neuen Qualität gesprochen werden“, sagte Stefan Schard.
„Ich sehe nicht, dass bislang geeignet reagiert wurde in einer Stadt mit einer großen Flüchtlingseinrichtung“, so der Hauptamtsleiter weiter. Die Ordnungsbehörde der Stadt könne die Probleme nicht allein lösen und sei angesichts des Gewaltpotenzials auch überfordert.
„Für die Sicherheit der Bürger und Strafprävention und -verfolgung ist die Polizei zuständig“, erklärte der Hauptamtsleiter. Die Polizei sei in beiden Fällen schnell vor Ort gewesen. Am Ende können sich die Polizisten hier nur der Möglichkeiten bedienen, die ihnen das Land gebe, so Schard. Er richtete seinen Appell an die Landesregierung nach Unterstützung. In der Kreisverwaltung formulierte Verwaltungschef und Pressesprecher Heinz-Ulrich Thiele den Wunsch nach mehr Polizeiunterstützung. Die Polizisten hätten am Wochenende umsichtig reagiert, und die Vorfälle seien nicht weiter eskaliert.
Über das Ausmaß der Auseinandersetzungen sei auch die Kreisverwaltung entsetzt. Es habe bereits Gespräche mit der Polizei gegeben. Zudem seien die bisher ermittelten beteiligten Ausländer von der Behörde einbestellt worden. Es seien alle anerkannte Flüchtlinge mit unterschiedlichem Schutzstatus, so Thiele im Gespräch. Es wurde eine ausländerrechtliche Verwarnung ausgesprochen und die bisher vorliegenden Kenntnisse unverzüglich ans Bundesamt für Migration gemeldet mit der Bitte um Überprüfung des Aufenthaltsstatus‘. Mehr könne die Kreisverwaltung beim derzeitigen Stand der Ermittlungen momentan nicht unternehmen,
Zudem prüfe die Ausländerbehörde für Beteiligte, die noch in der Gemeinschaftsunterkunft untergebracht sind, eine Verlegung an andere Orte, so Thiele.