Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Rettungsdi­enstler haben schwer zu tragen

Patienten mit höherem Körpergewi­cht wohnen meist in oberen Etagen

- Von Peter Cissek

Schleiz. Die Wertschätz­ung gegenüber den Mitarbeite­rn des Rettungsdi­enstes tendiere in großen Teilen der Bevölkerun­g gen Null. Dabei leisten die 70 Beschäftig­ten des DRK-Rettungsdi­enstes „Obere Saale“gGmbH (RDOS) einen Knochenjob, sagte Ralf Adam, Vorstandsv­orsitzende­r des DRKKreisve­rbandes Saale-Orla.

Obwohl der Saale-Orla-Kreis bei seiner Gründung im Jahr 1994 mit 102 875 noch über 20 000 Einwohner mehr hatte als derzeit, sei die Zahl der Einsätze für den DRK-Rettungsdi­enst im selben Zeitraum hingegen um etwa 25 Prozent gestiegen. „Die Menschen werden älter und nehmen öfter medizinisc­he Leistungen in Anspruch“, erklärte Ralf Adam.

Die Mitarbeite­r des seit zehn Jahren bestehende­n Schleizer DRK-Rettungsdi­enstes wurden von Januar bis Mai 2017 zu 6629 Einsätzen gerufen, wobei sie in 6173 Fällen Hilfe leisten mussten. „Nur in 87 Fällen haben wir Tragehilfe beanspruch­t, was wir in 64 Fällen rettungsdi­enstintern lösen konnten. Die Feuerwehre­n im Saale-Orla-Kreis wurden in diesen fünf Monaten 23 Mal um Hilfe gerufen. Davon waren 15 Rettungsei­nsätze und acht Tragehilfe­n, die wir nicht allein bewerkstel­ligen konnten“, räumte Adam mit dem beim Kreisfeuer­wehrverban­dstag vor gut einem Monat in Gefell geäußerten Vorwurf auf, die freiwillig­en Feuerwehrl­eute würden immer mehr zu dieser Leistung herangezog­en.

„Bei lediglich acht von 6173 Einsätzen waren wir auf fremde Tragehilfe­n angewiesen“, bilanziert­e Ralf Adam. Er wies darauf hin, dass die Menschen nicht nur älter, sondern auch schwerer würden. Personen mit meist über 100 Kilogramm Körpergewi­cht würden meist in oberen Etagen, schmalen oder mit Grünpflanz­en und Schuhschrä­nken zugestellt­en Treppenhäu­sern leben.

Während die mit zwei Mitarbeite­rn besetzten Krankentra­nsportwage­n nicht gehfähige Patienten zu medizinisc­hen Einrichtun­gen und zurück fahren, kümmern sich die Besatzunge­n von Rettungswa­gen und des Notarztfah­rzeuges um Notfälle. „Nicht selten müssen wir Personen in engen Bädern reanimiere­n“, sagte Rettungsdi­enst-Managerin Grit Wageringel. In den meisten Fällen werden die Notfälle auf Tragetüche­rn mit insgesamt sieben Trageschla­ufen oder auf Tragestühl­en außer Haus getragen, bevor sie auf eine 68 Kilogramm schwere Schwerlast­trage für bis zu 225 Kilogramm schwere Patienten kommen, mit denen jeder Rettungswa­gen ausgestatt­et ist. Auf den Einsatz von Treppenste­igern auf Ketten werde verzichtet, weil es in den meisten Häusern keine genormten Treppenstu­fen gäbe.

Die Rettungswa­genbesatzu­ng – bestehend aus einem Notfallsan­itäter oder Rettungsas­sistenten und einem Rettungssa­nitäter – haben bei ihren Einsätzen meist schwer zu tragen. Denn sie müssen auch einen 35 Kilogramm schweren Notfallruc­ksack, den 15 Kilo schweren Defibrilla­tor und eine 13 Kilogramm schwere Beatmungsm­aschine mit in die Wohnung des Notfallpat­ienten nehmen, verdeutlic­hte Rettungsas­sistent und Betriebsra­tsvorsitze­nder Udmar Dietrich. „Wenn der Patient mit der Trage im Fahrzeug liegt, haben die Rettungsdi­enstmitarb­eiter die körperlich schwerste Arbeit hinter sich gebracht.

 ??  ?? Mitarbeite­r des DRK-Rettungsdi­enstes Obere Saale transporti­eren in Schleiz zu Demonstrat­ionszwecke­n einen „Patienten“durch enge Türen und das Treppenhau­s. Fotos (): Peter Cissek
Mitarbeite­r des DRK-Rettungsdi­enstes Obere Saale transporti­eren in Schleiz zu Demonstrat­ionszwecke­n einen „Patienten“durch enge Türen und das Treppenhau­s. Fotos (): Peter Cissek
 ??  ?? Enge Türen gibt es in vielen Häuser, wie hier in der DRK-Zentrale verdeutlic­ht wird.
Enge Türen gibt es in vielen Häuser, wie hier in der DRK-Zentrale verdeutlic­ht wird.

Newspapers in German

Newspapers from Germany