Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Im Ferienland vibriert die Luft
Crispendorf. „Ich hatte völlig falsche Vorstellungen von einem Metal-Festival – so pogomäßig“, sagt die Violinistin Hanna Mauk. Pogo meint einen Tanzstil, der durch heftigen Körperkontakt charakterisiert ist, der kann sogar gewalttätig für den Außenstehenden wirken. Auf dem dritten Chaos-Descends-Metal-Festival ist diese Form des Tanzes, im Gegensatz zu anderen ähnlichen Festivals, eher selten. Es geht eher gemütlich zu, fast wie im Urlaub.
Am Wochenende feierten weit mehr als eintausend Gäste aus der ganzen Welt im Ferienland die 18 angekündigten Bands. Die 22-jährige Studentin Hanna Mauk erlebte zum ersten Mal ganze Tage am Stück mit harten Gitarrenklängen. „Es ist locker, entspannt und ein super schöner Ort mitten im Wald“, sagt sie. Die aus der Nähe von München Stammende begeistert am Samstagmittag die früh Aufgestanden, die den Freitagabend noch in den Knochen hatten, mit zarten folkigen Klängen. Das ausgediente Schwimmbecken des Ferienlandes wurde kurzerhand zur „geheimen Waldbühne“umgebaut.
Musik-Fan Gerd Walther aus Pößneck hat kein Problem mit den so nicht erwarteten, alternativen Tönen: „Es ist eine schöne Abwechslung, es muss ja nicht immer Geknüppel sein!“
Diese für einen Metal-Fan eher ungewohnte Musik spiegelt das über den Tellerrand hinausschauende Festival beispielhaft wider. Es ist kein Metalfestival, das in engen Genregrenzen denkt. Während die amerikanische Band Absu oder die polnischen Mgła sehr schnellen und harten Black Metal abliefern, verlangen Bands wie Dolch und Sunn viel vom Zuhörer ab. Letztere zelebrierte als letzte Gruppe am Samstag eine weitere experimentelle Seite des Festivals. Eingehüllt in Nebelschwaden ließen die US-Amerikaner mit sehr tiefen Tönen Musik erfahrbar machen. Durch die extra für Sunn installierten zwölf Verstärker vibrierte die Luft auf dem Festivalgelände merklich. Etliche Besucher schlossen ihre Augen, setzten sich auf Decken und genossen den schon als Kunst zu bezeichnenden Auftritt der Band mit ihren Sinnen – ein denkwürdiger Abschluss.