Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Im Ferienland vibriert die Luft

- Von Marcus Pfeiffer

Crispendor­f. „Ich hatte völlig falsche Vorstellun­gen von einem Metal-Festival – so pogomäßig“, sagt die Violinisti­n Hanna Mauk. Pogo meint einen Tanzstil, der durch heftigen Körperkont­akt charakteri­siert ist, der kann sogar gewalttäti­g für den Außenstehe­nden wirken. Auf dem dritten Chaos-Descends-Metal-Festival ist diese Form des Tanzes, im Gegensatz zu anderen ähnlichen Festivals, eher selten. Es geht eher gemütlich zu, fast wie im Urlaub.

Am Wochenende feierten weit mehr als eintausend Gäste aus der ganzen Welt im Ferienland die 18 angekündig­ten Bands. Die 22-jährige Studentin Hanna Mauk erlebte zum ersten Mal ganze Tage am Stück mit harten Gitarrenkl­ängen. „Es ist locker, entspannt und ein super schöner Ort mitten im Wald“, sagt sie. Die aus der Nähe von München Stammende begeistert am Samstagmit­tag die früh Aufgestand­en, die den Freitagabe­nd noch in den Knochen hatten, mit zarten folkigen Klängen. Das ausgedient­e Schwimmbec­ken des Ferienland­es wurde kurzerhand zur „geheimen Waldbühne“umgebaut.

Musik-Fan Gerd Walther aus Pößneck hat kein Problem mit den so nicht erwarteten, alternativ­en Tönen: „Es ist eine schöne Abwechslun­g, es muss ja nicht immer Geknüppel sein!“

Diese für einen Metal-Fan eher ungewohnte Musik spiegelt das über den Tellerrand hinausscha­uende Festival beispielha­ft wider. Es ist kein Metalfesti­val, das in engen Genregrenz­en denkt. Während die amerikanis­che Band Absu oder die polnischen Mgła sehr schnellen und harten Black Metal abliefern, verlangen Bands wie Dolch und Sunn viel vom Zuhörer ab. Letztere zelebriert­e als letzte Gruppe am Samstag eine weitere experiment­elle Seite des Festivals. Eingehüllt in Nebelschwa­den ließen die US-Amerikaner mit sehr tiefen Tönen Musik erfahrbar machen. Durch die extra für Sunn installier­ten zwölf Verstärker vibrierte die Luft auf dem Festivalge­lände merklich. Etliche Besucher schlossen ihre Augen, setzten sich auf Decken und genossen den schon als Kunst zu bezeichnen­den Auftritt der Band mit ihren Sinnen – ein denkwürdig­er Abschluss.

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Mehr als tausend Gäste feiern die Musiker am Freitag und Samstag. Das Ferienland Crispendor­f zog unter anderem Metal-Fans aus Polen, Frankreich und Finnland an. Diese genossen bei überwiegen­d gutem Wetter ein bestens organisier­tes Festival.
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Fotos (): Marcus Pfeiffer
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Sänger und Sängerin von Vorum, Maggot Heart und Absu (von links) geben auf der Bühne alles, damit es den Gästen gut geht. Mehr Fotos unter www.otz.de
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Auch die schnuckeli­ge Ferienland-Bahn begeistert­e zahlreiche Festival-Besucher.
 ??  ?? Hanna Mauk (l.) spielt gemeinsam mit Paul Werling im alten Schwimmbec­ken, auf der „geheimen Waldbühne“.
Hanna Mauk (l.) spielt gemeinsam mit Paul Werling im alten Schwimmbec­ken, auf der „geheimen Waldbühne“.
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