Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Gefährlich­e Spiele in Italien

- Von Walter Bau

Giuseppe wer? Das fragten sich selbst viele Italiener, als die ersten Meldungen mit dem Namen des designiert­en Regierungs­chefs durchsicke­rten. Dass die Wahlsieger von der Fünf-Sterne-Bewegung und der Lega einen politisch unerfahren­en Juraprofes­sor an der Spitze ihrer Koalition installier­en wollen, lässt nichts Gutes hoffen. Conte wäre nicht mehr als ein Strohmann der beiden starken Figuren des neuen Bündnisses.

Luigi Di Maio, dessen populistis­che Fünf-Sterne-Bewegung als stärkste Partei aus den Wahlen hervorging, und Matteo Salvini, der mit der fremdenfei­ndlichen Lega immer mehr an Zustimmung gewinnt, blockierte­n sich in der Frage des Premiers gegenseiti­g – und einigten sich auf Conte als dritten Mann. Die Fäden aber werden die beiden Parteichef­s ziehen.

Vor allem in der Finanz- und Sozialpoli­tik tun sie sich mit vollmundig­en Ankündigun­gen hervor: weniger Steuern, Mindestein­kommen, früheres Rentenalte­r. Bezahlen ließe sich das nur mit neuen Schulden. Das jedoch würde das Land Richtung Staatsbank­rott driften lassen – ein Alarmzeich­en für die gesamte EU. Die Mahnungen und Warnungen aus Brüssel – und auch aus Berlin – werden lauter.

Das aber dürfte der neuen Regierung eher noch in die Karten spielen. Die EU gilt für viele Italiener als die eigentlich­e Schuldige an der Misere. Die strengen Verschuldu­ngsgrenzen halten viele für Schikane, hinter der die Oberlehrer aus Deutschlan­d stecken, die auf Kosten der anderen EU-Länder ihren wirtschaft­lichen Höhenflug genießen.

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