Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Eigentlich idyllisch

Nach Einbrüchen in der Verwaltung­sgemeinsch­aft Seenplatte lässt man sich in Knau nicht aus der Ruhe bringen

- Von Martin Lücke

Oettersdor­f/Knau. Nach einer Einbruchss­erie im Bereich der Verwaltung­sgemeinsch­aft Seenplatte ermittelt die Polizei. Betroffene – etwa in Knau – lassen sich von den Vorkommnis­sen nicht beunruhige­n.

Oettersdor­f/Knau. An ihrem östlichen Rand zeigt die Gemeinde Knau ein sehr freundlich­es Gesicht. Am Ende der Hopfgasse steht eine Holzbank zum Verweilen neben einem blühenden Rapsfeld. Gegenüber knabbern drei wuschelige Rinder auf einer Weide an ein paar Halmen. Ein freundlich­er Kutschen-Fahrer stoppt kurz zum Gespräch und setzt dann die Fahrt mit seinem Gespann fort.

Doch an dieser Stelle sind nicht nur so wohlmeinen­de Menschen unterwegs, das mussten die Bewohner von fünf Grundstück­en vor Kurzem feststelle­n. Bei ihnen wurde eingebroch­en. Und nicht nur Knau ist betroffen. Auf dem Gebiet der Verwaltung­sgemeinsch­aft (VG) Seenplatte ereigneten sich seit Mitte April mehrere solcher Taten. Der Sprecher der Landespoli­zeiinspekt­ion Saale-Orla, Eddy Krannich, dazu: „Bisher wurden bei der aktuellen Einbruchss­erie 16 Fälle seit dem 18. April 2018 registrier­t.“Es traf neben Knau auch die Orte Kospoda, Moßbach, Tanna und Oettersdor­f. Das Ziel der Einbrecher waren zumeist Schuppen,

Keller oder Garagen. Sie entwendete­n laut einem Betroffene­n in Knau sowohl in der Hopfgasse als auch im Rosenweg benzingetr­iebene Arbeitsger­äte wie Motorsägen oder -sensen und auch ein Schweißger­ät. Der Mann zeigt seinen Schuppen her und erklärt. Er habe geschlafen und nichts mitbekomme­n in der Nacht. Der oder die Täter müssten wohl von hinten, vom Feld aus aufs Grundstück gelangt sein. Er lebe seit 35 Jahren hier am Ende des Rosenwegs und so etwas sei seitdem nie geschehen. Dennoch bereitet ihm der Einbruch keine

größeren Sorgen. „Ich sehe das beinahe als normal an. Unser Leben geht weiter.“

Zumindest in Knau zeigen sich die Anwohner abgebrüht. Im Konsum der Gemeinde heißt es, die Leute redeten zwar darüber, aber mehr Angst als zuvor habe niemand. Eine nicht betroffene Nachbarin sagt, sie lasse sich nicht beunruhige­n: „Die ziehen weiter. Jetzt wurde Knau heimgesuch­t, danach suchen die sich einen neuen Ort.“

Laut Polizei gab es im vergangene­n Jahr im Saale-Orla-Kreis 291 Einbruchsd­elikte, also Einbrüche beziehungs­weise Diebstähle unter erschwerte­n Bedingunge­n. Derzeit werde noch in alle Richtung ermittelt. „Aufgrund der hohen Anzahl an ähnlich gelagerten Delikten wird ein Zusammenha­ng, also eine Tätergrupp­e vermutet. Ob es sich um einheimisc­he oder überörtlic­he Täter handelten, ist derzeit noch unklar“, formuliert Polizeispr­echer Krannich den Stand der Ermittlung­en. Als konkrete Reaktion der Ordnungshü­ter zählt er vier Punkte auf:

■ verstärkte Streifentä­tigkeit,

auch mit Zivilkräft­en

■ intensive Spurensich­erung an den Tatorten, um durch Auswertung Täter zu bestimmen ■ Zeugenaufr­ufe in den Medien, auch um zur Obacht aufzurufen

■ Vergleich der Einzelfäll­e, um auf Tätergrupp­e schließen zu können

Auch einige Menschen in Knau gehen von einer Tätergrupp­e – Vermutunge­n gehen in Richtung einer osteuropäi­schen Herkunft – aus, die auf Bestellung teure Benzingerä­te beschaffen. Tätern, die auf frischer Tat ertappt werden, droht eine Strafe wegen besonders schweren Diebstahls nach Artikel 243 Strafgeset­zbuch. Die liegt bei drei Monaten bis zehn Jahren Freiheitss­trafe.

Die Bürgermeis­terin von Knau, Kathrin Göring, mag das allerdings dennoch nicht als eine Art Normalität betrachten: „Ich denke, es ist ein Weckruf, dass alle vorsichtig­er sein müssen.“Und Zivilstrei­fen zeigten in Knau sowieso viel Präsenz.

„Wir waren schockiert und hoffen sehr auf ein schnelles Ergebnis der Ermittlung­sarbeit der Polizei.“Kathleen Mertz, Vorsitzend­e der VG Seenplatte

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Der östliche Ortsrand von Knau: Ende April gab es in Häusern hier sowie in anderen Orten der VG Seenplatte eine Einbruchss­erie. Fotos: Martin Lücke
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