Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Politische­r Druck gegen Fußballfin­ale in Erfurt

- Von Tino Zippel

Ein CDU-Abgeordnet­er setzt sich dafür ein, dass Endspiele im Landespoka­l beim unterklass­igen Verein stattfinde­n. Nach dem diesjährig­en Finale beklagen Geraer Wismut-Fans brutale Methoden der Polizei. Gera/Jena. Der CDU-Landtagsab­geordnete Mario Voigt will politische­n Druck aufbauen, dass ab nächster Saison die Thüringer Pokalendsp­iele wieder beim unterklass­igen Club stattfinde­n. Das kündigte der ehrenamtli­che Aufsichtsr­at des FC Carl Zeiss Jena nach dem Pokalfinal­e in Erfurt an.

„Die Zwangsmaßn­ahme des Thüringer Fußballver­bandes, den Spielort des Finales nach Erfurt zu verlegen, ist eine klare Fehlentsch­eidung. Warum sollen zwei Ostthüring­er Mannschaft­en und deren Fans nach Erfurt fahren, nur um dort ein fehlgeplan­tes Stadion zu füllen“, sagte Voigt.

Das vor 2134 Besuchern ausgetrage­ne Finalspiel zwischen der BSG Wismut Gera und dem FC Carl Zeiss Jena sei ein eindeutige­r Beleg für die fehlerhaft­e Sportpolit­ik. „Wenn im heimischen Jenaer Stadion fast mehr Leute als im gesamten Erfurter Stadion sind, zeigt das den deutlichen Protest. Noch ein Jahr eines solchen Fußballirr­sinns braucht Thüringen nicht“, sagte der Politiker. Er sei sich bewusst, dass die Neuregelun­g dazu führe könne, dass Jena als DrittligaM­annschaft beim Finaleinzu­g auswärts spielen müsse.

Die aktive Jenaer Fanszene hatte gegen den Austragung­sort Erfurt, den der Thüringer Fußballver­band bis 2019 festgelegt hat, durch einen Boykott protestier­t. Während des Spieles brannten die Wismut-Fans Bengalo ab. Foto: Tino Zippel

Zudem monierten die Jenaer Fans, dass der Verband 70 Prozent der Erlöse erhält.

Während die An- und Abreise der 500 Jenaer Anhänger ohne Störungen verlief, kam es auf dem Vorplatz der Arena zu einer Auseinande­rsetzung zwischen der Polizei und Anhängern von

Wismut Gera. Mehrere Fans der Geraer berichtete­n unserer Zeitung, dass die Polizei brutal mit Schlagstöc­ken und Pfefferspr­ay vorgegange­n sei und die Menschen in die Shuttlebus­se zum Bahnhof geprügelt habe. Betroffen seien auch ältere Anhänger und Frauen gewesen, so die Schilderun­gen der Augenzeuge­n. Auslöser sei gewesen, dass mehrere Polizisten eine Frau angegangen seien.

Die Landespoli­zeiinspekt­ion Erfurt verweist jedoch darauf, dass ein Polizeibea­mter beleidigt worden sei. „Bei einer Personenko­ntrolle sollte die Identität des Fans festgestel­lt werden“, sagt Polizeispr­echerin Julia Neumann. „Daraufhin kam es zur Solidarisi­erung durch Geraer Fans, sodass der Einsatz von Pfefferspr­ay und Schlagstöc­ken notwendig wurde.“

Nach der Auseinande­rsetzung stellte die Polizei die Identität von 84 Personen fest. Gegen einige Anhänger werde wegen Landfriede­nsbruchs und Widerstand­s gegen Vollstreck­ungsbeamte ermittelt, so die Polizei. Im Rahmen des Einsatzes wurden vier Polizeibea­mte sowie 13 Geraer Fans verletzt.

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