Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Maas will Trumps Falken die Stirn bieten

Der Bundesauße­nminister wird bei seinem Antrittsbe­such in Washington die Gegenposit­ion der EU beim Iran-Streit deutlich machen

- Von Michael Backfisch

Washington. Außenminis­ter Heiko Maas hätte sich kaum einen heikleren Zeitpunkt für seinen Antrittsbe­such in Washington aussuchen können. Zwei Tage nach der Kampfansag­e von US-Außenminis­ter Mike Pompeo gegen das iranische Regime trifft Maas an diesem Mittwoch zwei Top-Leute aus der Regierungs­riege von Präsident Donald Trump: Pompeo und den für seine martialisc­he Rhetorik bekannten Sicherheit­sberater John Bolton.

Im Lager des deutschen Außenminis­ters macht man sich keine Illusionen: Pompeos offene Drohung gegen die „korrupte“Führung in Teheran und die Warnung vor den „schärfsten Sanktionen in der Geschichte“liefen auf einen wirtschaft­lichen Vernichtun­gsfeldzug gegen den Mullah-Staat hinaus. Aber auch europäisch­e Firmen geraten ins Visier: „Wir werden jeden, der illegal Geschäfte mit dem Iran macht, zur Verantwort­ung ziehen“, kündigte Pompeo an. Maas will ausloten, welche Strategie die USA verfolgen. Nach den westlichen Militär-Interventi­onen in Libyen, im Irak und in Afghanista­n herrscht in Berlin tiefe Skepsis über jedweden „Regime-Wechsel“. Es kursiert ein Horror-Szenario: Wenn der Druck gegen den Iran stark zunimmt, könnte Teheran sein Atom-Programm wieder anfahren. Dies würde harte UN-Sanktionen auslösen, einschließ­lich der Sperrung der Öl- und Gasexporte. Ohne diese Einnahmequ­ellen würde das Land zusammenbr­echen. Ein kollabiert­er Iran würde aber den ohnehin instabilen Nahen Osten noch explosiver machen. Auch ein Krieg sei nicht auszuschli­eßen.

Maas will jedoch bei Pompeo und Bolton nicht nur den Zuhörer geben, sondern auch die Gegenposit­ion der EU deutlich machen. Seine Maxime: alles tun, dass Teheran in dem Vertrag bleibt. Es komme nicht infrage, die Hacken zusammenzu­schlagen und zusammen mit den USA, Israel und Saudi-Arabien in eine Anti-Iran-Koalition einzutrete­n, heißt es in deutschen Delegation­skreisen.

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