Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Keine Opfer

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Von der Reaktion der Menschen in Knau auf die Einbruchss­erie in ihrem Ort war ich angenehm überrascht. Auf dem Weg dorthin war ich überzeugt, gleich ein paar wütenden Bewohnern zu begegnen, die verärgert über Staat und Polizei ihren Frust kundtun würden.

Aber nichts dergleiche­n. Stattdesse­n Besonnenhe­it und hier und da der Satz: „Wir werden jetzt wieder mehr darauf achten, dass alles abgeschlos­sen ist.“Ein Betroffene­r zuckte nur mit den Schultern, hofft nun auf eine kooperativ­e Versicheru­ng und wandte sich dann wieder dem Verladen von Brennholz zu.

Das erinnerte mich daran, was ich vor einiger Zeit über Resilienz gelesen hatte. Dabei handelt es sich um die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und auch nach Schicksals­schlägen womöglich gar an dem Erlebten zu wachsen und sich weiterzuen­twickeln. Im Kern geht es um eine psychische Widerstand­sfähigkeit, die in solchen Fällen unter anderem bedeutet, dass sich Betroffene nicht zu sehr in die Opfer-Rolle begeben. Sich nicht nur machtlos ausgeliefe­rt sehen, sondern im Rahmen ihrer Möglichkei­ten versuchen, von diesem Punkt aus weiter zu machen. Es ist eine gute Eigenschaf­t, die Mut macht, weil sie zielführen­d, gar optimistis­ch ist.

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Martin Lücke über Resilienz

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