Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Auftakt mit klarer Kante

- Von Jörg Quoos

Ein Auftakt mit überrasche­nd klarer Kante: Der neue Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier hat in seiner Antrittsre­de an erster Stelle das Feld gewählt, auf dem er sich als zweifacher Außenminis­ter jahrelang bewegt hat – die Außenpolit­ik.

Zu leise, zu konsensbem­üht galt Steinmeier vielen seiner Kritiker als Außenminis­ter. Dass er in der Vergangenh­eit die Kritik an Putin so moderat vorbrachte, kam zwar in der SPD gut an. Viele aber hätten sich deutlicher­e Worte gewünscht, und diese Kritiker hatte der neue Bundespräs­ident sicher auch im Blick, als er sich jetzt auf Augenhöhe – von Präsident zu Präsident – Recep Tayipp Erdogan vorknöpfte.

Die Mahnung an die Adresse der Türkei war glasklar und der Streit um die rechtswidr­ige Inhaftieru­ng des Welt-Korrespond­enten Denis Yücel könnte nicht höher eskaliert werden. Der türkische Präsident hat den Korrespond­enten jüngst öffentlich als „Terroriste­n“vorverurte­ilt – der deutsche Bundespräs­ident fordert jetzt als erste Amtshandlu­ng dessen sofortige Freilassun­g. Mehr Aufmerksam­keit für diesen Fall kann man nicht erzeugen. Diese Chance hat Steinmeier in seiner Antrittsre­de geschickt genutzt.

Indirekt, teilte er auch gegen den amerikanis­chen Präsidente­n aus. „Vor allem will ich, dass wir in Deutschlan­d festhalten am Unterschie­d zwischen Fakt und Lüge. Wer das aufgibt, der rührt am Grundgerüs­t von Demokratie.“Sollte heißen: Auch das deutsche Staatsober­haupt wird Lügen aus dem Weißen Haus nicht hinnehmen.

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