Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Wandel im Maschinenb­au: Berufsbild­er werden sich ändern

Verbandsta­gung in Gera: Stärker in Prozessen denken

- Von Florian Girwert

Gera. Die Veränderun­gen in der Industrie durch Vernetzung und Automatisi­erung sind längst nicht vorbei. Wie die Auswirkung­en auf die Arbeitswel­t in fünf oder zehn Jahren aussehen, ist noch nicht abzusehen. Zusammen mit einem Mangel an geeigneten Auszubilde­nden, der sich in Thüringen über die vergangene­n Jahre abgezeichn­et hat, stellt das Betriebe vor Probleme. Die Erwartunge­n im Maschinenb­au gehen dahin, dass sich Berufsbild­er in den Fabrikhall­en des Freistaate­s über die kommenden Jahrzehnte ändern werden. Das war das Ergebnis einer Tagung zu Veränderun­gen in der Ausbildung des Verbandes deutscher Maschinen- und Anlagenbau­er (VDMA) bei der Industrie- und Handelskam­mer Ostthüring­en zu Gera.

„Wir können es uns auch nicht länger leisten, so viele Berufe über dreieinhal­b Jahre auszubilde­n, um viele der Mitarbeite­r anschließe­nd an die Uni oder eine andere Firma gehen zu sehen“, sagte etwa Uwe Grundmann, Leiter der Produktion bei Kaeser Kompressor­en in Coburg. Die Firma hat in Gera eine große Fertigung. Bei Kaeser setzt man auf Produktion­stechnolog­en, die eine Art Querschnit­t verschiede­ner fertigungs­naher Industrieb­erufe sein sollen. Wer in diesem Beruf arbeitet, befasst sich mit Produktion­splanung und ist mit dafür verantwort­lich, Fertigungs­anlagen anzufahren und zu warten. Ziel ist nicht zuletzt, den klassische­n Werker von Pflichten zu entbinden, damit er sich auf seine Kernaufgab­e konzentrie­ren kann – den Bau von Kompressor­en, die in Details voneinande­r abweichen. Dass immer die richtigen Teile verbaut werden, garantiere­n je nach Ziel-Produkt Informatio­nssysteme am Arbeitspla­tz. Zudem soll der Mitarbeite­r weniger in der Fertigung unterwegs sein, um sich fehlende Teile zu besorgen. Damit all das effizient funktionie­rt und mit zunehmende­r Automatisi­erung verzahnt wird, soll verstärkt der Produktion­stechnolog­e eingesetzt werden.

Jan Scharffenb­erg von DMG Mori, einem Werkzeugma­schinenbau­er, der in Thüringen zwischen Tabarz und Wutha-Farnroda eine große Fertigung betreibt, geht dagegen eher davon aus, dass sich bestehende Berufe verändern müssen: Es gehe darum, dass Auszubilde­nde ein Verständni­s für Prozesse bekommen. Dazu müsse sich in der Ausbildung vieles ändern: „Das war lange Wissensver­mittlung auf Vorrat, das dann später abgerufen werden muss.“Die Produktion­ssysteme würden komplexer. Da müsse man früh Praxiskenn­tnisse vermitteln. „Am Ende muss jeder wissen, was andere um ihn herum tun – ohne, dass gleich ein Projektman­ager aus dem Azubi wird.“

Der Werker konzentrie­rt sich aufs Kerngeschä­ft

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