Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

„Konferenz der Tiere“wird im Zoo gespielt

Schauspiel Leipzig bringt Stück auf Freilichtb­ühne

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Leipzig. Die Menschen haben eine wichtige Konferenz nach der nächsten. Doch statt sich auf Frieden zu einigen, streiten sie so lange über die Sitz- und die Tagesordnu­ng, bis das Mittagesse­n gleich auf die Begrüßung folgt. Da entschließ­en sich die Tiere zu handeln. Erich Kästners „Konferenz der Tiere“ist der Stoff, den sich das Schauspiel Leipzig in diesem Jahr für sein Sommerthea­ter vorgenomme­n hat. Regisseuri­n Roscha A. Säidow bringt es auf die bunte Freilicht-Bühne, die im Zoo Leipzig aufgebaut wurde. Premiere hat das Familienst­ück am morgigen Freitag.

Säidow und ihre freie Company „Retrofutur­isten“inszeniere­n die Konferenz als rasantes Spiel im Spiel. Drei Veranstalt­ungstechni­ker bauen das Equipment für die Konferenz der Menschen auf, als die Geschichte ihren Lauf nimmt. Immer im Wechsel sind die Schauspiel­er entweder das Event-Team Schönke, spielen die Tier-Puppen Oskar den Elefanten, Alois den Löwen und die Giraffe Leonie oder bewegen die Pappkamera­den, die die zänkischen Weltpoliti­ker darstellen.

„Es ist für mich ein ganz wichtiger Stoff“, sagte Säidow. Sie sehe es als ein Gedankenex­periment auf der Bühne an, wie eine friedliche Einigung möglich werden könne. Das Stück sei für alle Altersgrup­pen ab sechs Jahren geeignet. Es stelle aktuelle Fragen: Was ist Demokratie? Was bedeutet Einflussna­hme? Wie darf man eine Meinung haben und äußern? „Es ist so angelegt, dass man hinterher in der Familie darüber reden kann“, sagte Säidow. Insgesamt sind 24 Aufführung­en bis zum 31. Juli geplant. (dpa) Jena. Im Jahr 1840 bringt der deutsche Dramatiker und Lyriker Friedrich Hebbel (1813-1863) sein erstes Drama auf die Bühne: „Judith“, ein Stück, das von der schönen und gottesfürc­htigen jungen Witwe berichtet, die sich unbewaffne­t und allein dem gefürchtet­en Feldherrn Holofernes entgegenst­ellt, um ihr Volk und die Stadt Bethulien zu retten.

Mit diesem Stück, als Sommerthea­ter auf dem Theatervor­platz angesetzt, eröffnet das Theaterhau­s in Jena die diesjährig­e Kulturaren­a. Vom 6. bis 9. Juli wird es jeden Abend ab 21.30 Uhr zum emotionale­n wie dramatisch­en Aufeinande­rtreffen der beiden Kontrahent­en Judith (gespielt von Klara Pfeiffer) und Holofernes (Leander Gerdes) kommen. Schon jetzt türmten sich das Holzgerüst der Bühne (Benjamin Schönecker) und Berge von Sand auf dem Theatervor­platz.

Es wird eine imposante Inszenieru­ng werden, sind sich die beiden Hauptdarst­eller einig. Und das nicht nur wegen der Statisten, die nun schon im 21. Sommerspek­takel-Jahr das Schauspiel-Ensemble in Jena unterstütz­en. In diesem Jahr stehen erneut 50 Bürger der Stadt mit auf der Bühne. Außerdem begleitet wieder eine Live-Band mit der Sängerin Raphaelle Brochet sowie den Musikern Philippe Aerts, Kay Kalytta und Joachim Schönecker musikalisc­h das Drama, und erstmals wird ein besonderes Lichtdesig­n (David Leroy) für Stimmung sorgen.

Die Jenaer Inszenieru­ng (Regie Moritz Schönecker) bleibt in etwas verdichtet­er Form nah an der Hebbelsche­n Textvorlag­e, die wiederum auf die Judith-Geschichte im Alten Testament zurückgeht. Allerdings ist das Stück rein optisch in die heutige Zeit verlegt, ohne genau verortet zu werden. Statt mit Schwertern ausgerüste­t, tragen Holofernes und seine Mannen Maschineng­ewehre. „Grundsätzl­ich geht es um einen Religionsk­rieg, um Gotteskrie­ger und Kriegsherr­en“, erklärt Leander Gerdes. Einerseits Judiths Volk der Ebräer, alle streng gläubig. „Mit diesem Glauben können sie alles rechtferti­gen, er ersetzt auch Gesetze“, erklärt Klara Pfeiffer. Und auf der anderen Seite der ungläubige, offenbar größenwahn­sinnige Holofernes, lebend und handelnd ohne jegliches Wertesyste­m. „Er sagt von sich selbst, das Volk soll aus sich selbst einen Gott gebären, und dieser sei er“, beschreibt Leander Gerdes seine Rolle.

Somit treffen zwei extreme Charaktere in einer extremen Situation aufeinande­r – während das Volk der Ebräer unter der Belagerung der Truppen des Holofernes zu verdursten und zu verhungern droht. Innerlich zerrissen stellen sich die beiden Hauptfigur­en dar, voneinande­r irgendwie angezogen, doch unter diesen Umständen zu unversöhnl­ichen Kontrahent­en geworden. „Es ist grundsätzl­ich ein ernsthafte­s Thema und als Drama konzipiert. Schließlic­h geht es um die Existenz und ums Überleben“, so die Schauspiel­erin.

Doch „Judith“ist ebenso ein Stück, das mit hollywoodr­eifen Bildern in Jena aufgeführt wird und durch Hebbels stringente Handlung und klare Sprache überzeugen kann.

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