Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Von Minen getötet

Peter K. verfasst vor der Flucht  Testament

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Der 1957 in Meerane geborene Peter K. schloss die Schule mit der 10. Klasse ab, absolviert­e eine Lehre und verpflicht­ete sich für zehn Jahre bei der Volksmarin­e. Er wollte bei den Armeetauch­ern dienen, doch eine Meniskusop­eration verhindert­e diese Laufbahn. Er verließ 1977 die NVA und wollte Polizist werden. Das wurde aus kaderpolit­ischen Erwägungen abgelehnt, auch sein Versuch, bei der Handelsmar­ine zu arbeiten, scheiterte. Zwei Jahre gehörte er der SED an. Seinen Austritt begründete Peter K. schriftlic­h mit seiner ablehnende­n Haltung zur Politik von Partei und DDR-Regierung. Er heiratete 1978, wurde Vater eines Sohnes. Nach der Scheidung 1982 fand er eine neue Partnerin und begann, sich eine Wohnung einzuricht­en. Gleichzeit­ig reiften seine Fluchtplän­e. Am 5. Januar 1983 verfasste er sein Testament. Beim Besuch seiner Eltern am nächsten Tag fiel dem Vater auf, dass Peter nicht so fröhlich wie sonst war. Am 7. Januar 1983 fuhr er nach Lobenstein, stellte sein Auto ab und lief Richtung Schlegel. Um 0.20 Uhr hörten zwei Grenzer Detonation­en. K. hatte beim Versuch, den Grenzzaun zu überklette­rn, fünf Selbstschu­ssanlagen ausgelöst und Splitterve­rletzungen erlitten. Der 26-Jährige starb 20.30 Uhr in der Klinik Ebersdorf. Am 22. Juni 1984 erließ Minister Heinz Hoffmann den Befehl, bis 20. Dezember 1984 alle Splittermi­nen von den Streckmeta­llzäunen abzubauen.

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