Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Lebensnerv für Museum und Garten
Vor Jahren wurde die Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften in Gera gegründet, vor Jahren erneut
Gera. Karl Theodor Liebe, Moritz Rudolf Ferber und sein Sohn Walther Ferber, RobertEisel, Alfred Auerbach – Es sind nur ein paar Namen, die heimatgeschichtlich interessierten Geraern ein Begriff sein dürften. In guter „Gesellschaft“dieser Herren dürfen sich die derzeit rund 70 Mitglieder der „Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften in Gera“wähnen. Denn auch Liebe, Ferber und Co. waren dereinst in dieser Gesellschaft aktiv.
In guter Gesellschaft
Der heutige Förderverein des Museums für Naturkunde Gera im Schreiberschen Haus auf dem Nicolaiberg feierte gestern doppelten Jahrestag. Am 23. März vor genau 160 Jahren gründeten in der Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs naturkundlich und naturwissenschaftlich interessierte Geraer die Gesellschaft. Am 23. März vor genau 25 Jahren wurde diese Gesellschaft unter ihrem alten Namen wiedergegründet, angeschoben von der langjährigen Leiterin des Naturkundemuseums, Christel Russe, die heute noch dem Vereinsvorstand angehört. Das Ziel der Gesellschaft damals wie heute: „Die heimatliche Natur erforschen und erhalten, sich naturwissenschaftliche Kenntnisse aneignen und diese verbreiten und öffentlich machen“, sagt Vereinsvorsitzender Klaus Peter Creter.
Wobei man sich beim Namen zwar an den ursprünglichen Namen der Gesellschaft anlehnt, jedoch nicht den Anspruch hat, Naturwissenschaft in ihrer gesamten Breite abzubilden, wie Vorstandsmitglied Ludwig Senf erklärt. So werden Physik oder Chemie zwar gestreift, jedoch nicht in die Tiefe verfolgt.
Einen Ruf erarbeitet
1937, erklärt Vorstandsmitglied Kornelia Meyer, enden die Aufzeichnungen der bis dahin so regen und produktiven Vereinigung, die Gesellschaft „versiegt“. Bis dahin erarbeiteten ihre Mitglieder mit Publikation, bedeutenden Sammlungen, die heute noch Grundlage für Forschungen sind, und dem Aufbau einer naturwissenschaftlichen Fachbibliothek, gespeist durch über 130 Publikations-Tauschpartner, der Stadt Gera einen guten Ruf in der Fachwelt.
Eng verbunden war der Verein zu jeder Zeit mit dem städtischen Museum, sagt Kornelia Meyer. Die Vorstandsmitglieder Klaus Schultheiß und Ludwig Senf betonen, dass viele Sammlungen der damaligen Zeit Grundlage dafür waren, dass es heute überhaupt ein Naturkundemuseum in Gera gibt. Gleiches gilt für den Botanischen Garten Gera, der ja vom einstigen Gesellschaftsmitglied Walther Ferber gestiftet wurde.
Den Garten erweitern
„Wir gehören zu denen, die alles dafür tun, das Haus mit seinen Sammlungen und den Garten zu erhalten“, sagt Klaus Peter Creter und Kornelia Meyer ergänzt: „Unser Verein ist der Lebensnerv für Museum und Garten.“Denn als Förderverein für beide städtischen Einrichtungen ist die Gesellschaft gerade in Zeiten klammer kommunaler Kassen gefragt, unterstützt nach Kräften – auch, aber nicht nur finanziell – die Arbeit des Museums (siehe Tabelle).
Das jüngste Unterfangen ist dabei ein Besonderes: Der Verein will eine kleine Brachfläche unmittelbar am botanischen Garten kaufen, um diesen darauf zu erweitern. „Wir hätten die Mittel dafür und würden es auch mit entwickeln, die Stadt ist auch bereit, nur der Kontakt zum privaten Eigentümer gestaltet sich schwierig“, sagt Creter, der von einer „einmaligen Chance“spricht und hofft, diese bald realisieren zu können.
Nicht nur Förderverein
Wichtig ist aber, dass es sich bei der „Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften in Gera“ nicht um einen reinen Förderverein handelt, der dann und wann das Scheckbuch zückt. Die inhaltliche Arbeit ist wesentlicher Kern des Vereins. In den Sektionen Gehölzfreunde, Kakteen und andere Sukkulenten, Insektenfreunde und seit 2007 Orchideen wird der ursprüngliche Geist der Gesellschaft gelebt.
In Exkursionen wird die Natur der Region erkundet. Mitglieder bringen ihr Wissen im Naturschutzbeirat der Stadt ein und sind auch sonst gefragte Ansprechpartner auf ihren Gebieten. In Vorträgen und Publikationen werden Erkenntnisse geteilt. So steuern Vereinsmitglieder regelmäßig Beiträge zur Naturwissenschaftlichen Reihe des Museums für Naturkunde bei – bereits 1973 wurde mit dieser Reihe die 1859 begründete Tradition der Jahresberichte der Gesellschaft wiederbelebt. „Außerdem unterhalten wir gute Kontakte zu anderen Vereinen, wie den Mineralien- und Fossilienfreunden als zweitem Förderverein im Naturkundemuseum, mit dem es auch personell einige Überschneidungen gibt“, sagt Ludwig Senf. ■ ■
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