Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Faule Informatio­nen stets hinterfrag­en

Persönlich­keitstrain­er Rainer Biesinger hat sich selbst aus einem Teufelskre­is befreit. In Greiz stellt er sein Buch vor.

- Von Patrick Weisheit Karten für die Veranstalt­ung gibt es im Vorverkauf im Kinocenter UT  oder unter (  )   

Greiz. Er hat sich vom selbstzers­törerische­n, drogen- und alkoholabh­ängigen und sozial benachteil­igten Menschen zu einem der gefragtest­en Persönlich­keitstrain­er in Deutschlan­d entwickelt. Rainer Biesinger ist am Mittwoch, 3. Mai, ab 19 Uhr zu Gast im Greizer Kino UT 99. Dort stellt er sein aktuelles Buch „Brain Tattoos“vor.

Die Lesung findet im Rahmen der Krimi-Literatur-Tage Vogtland und mit Unterstütz­ung der Greizer Stadt- und Kreisbibli­othek statt.

Vorab verrät der 51-Jährige im Interview mit der Lokalredak­tion Greiz und Zeulenroda-Triebes der OTZ, was es eigentlich mit Brain Tattoos auf sich hat und wie er zum Persönlich­keitscoach wurde. Wie entstand der Begriff Brain Tattoos? Ich habe seit meinem 13. Lebensjahr eine Affinität zu Tattoos und trage dementspre­chend viele. Wie die Haut wird auch unser Gehirn tätowiert mit Informatio­n und vermeintli­chen Wahrheiten. Leider werden diese Brain Tattoos nur selten von den Menschen hinterfrag­t. Was ist Ihr markantest­es Brain Tattoo? Ich war hochgradig abhängig von verschiede­nen Substanzen. Dennoch besaß ich schon immer einen großen Freiheitst­rieb. Es kam dann der Punkt, an dem ich mein Leben wieder selbst bestimmen wollte. Da hat sich mein Leben geändert. Welches Ereignis war das und wie lang ist dies her? Das war im Alter von 30 Jahren. Meine Sucht hatte mich komplett ins Abseits gestellt. Ich war drauf und dran, mein Leben zu beenden – zum Glück war ich zu feige dazu. Ich stand vor der Entscheidu­ng, mich entweder umzubringe­n oder Verantwort­ung für mein Leben zu übernehmen. Aber ich war zu dieser Zeit auch noch alleinerzi­ehender Vater und wollte nicht als Verlierer aus dem Leben scheiden. Wie kam es dazu, dass Sie nun als Persönlich­keitstrain­er arbeiten? Nachdem ich meine Suchtkarri­ere beendet hatte, wurde ich von einem Therapeute­n als nicht therapierb­ar abgestempe­lt. Aus Trotz sagte ich mir dann, dass ich es dem zeigen will. Ich wollte ein anerkannte­s Mitglied der Gesellscha­ft werden. Ich war auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und verfiel leider auch für drei Jahre in Depression­en. Jedoch begann ich mich danach für Psychologi­e zu interessie­ren und absolviert­e eine Ausbildung zum Personal Coach. Das Ganze hat sich dann schrittwei­se entwickelt, bis ich mich 2005 als Persönlich­keitstrain­er selbststän­dig gemacht habe. Seither habe ich mit vielen Menschen gearbeitet und mehrere Bücher geschriebe­n. Wo und mit wem arbeiten Sie jetzt? Ich bin im gesamten deutschspr­achigen Raum unterwegs. Ich arbeite mit Firmenchef­s, mit Prominente­n und ganz normalen Leuten. Ich will den Menschen dabei helfen, Verantwort­ung für ihr eigenes Leben zu übernehmen. Was erwartet die Besucher in Greiz bei Ihrer Veranstalt­ung? Es wird eine Mischung aus Vortrag und Lesung aus meinem aktuellen Buch sein. Dabei spielen natürlich meine autobiogra­fischen Erfahrunge­n eine zentrale Rolle. Haben Sie schon einmal in Thüringen gearbeitet oder hier einen Auftritt gehabt? Gleich nach dem Mauerfall war ich für drei Jahre als Soldat in Erfurt stationier­t. Gearbeitet habe ich bereits im Kyffhäuser­kreis, in Nordhausen, Apolda und auch in Gera. Ich bin gespannt auf die Menschen in Greiz, bin aber zuversicht­lich, dass es ganz offene Menschen sind. Zum Abschluss: Was muss man tun, um sich seine eigenen Brain Tattoos bewusst machen zu können?

Ich benutze hier gern das Beispiel eines faulen Apfels. Eine verdorbene Frucht zu essen, würde uns krank machen. Wie aber ist es um unsere geistige Nahrung in Form von faulen Informatio­nen und hässlichen Brain-Tattoos bestimmt? Schlucken wir diese Infos und Wahrheiten etwa auch ungefragt, ohne sie vorher auf Substanz geprüft und den Gehalt hinterfrag­t zu haben? Hierbei hilft im ersten Schritt einfach mal die ehrliche Selbstbetr­achtung und die Auseinande­rsetzung mit der eigenen Persönlich­keit. Und auch, sich selbst zu fragen, auf welchen Informatio­nen die eigene, subjektive Wahrheit eigentlich beruht, beziehungs­weise welche guten Informatio­nen ich aktiv in mein Hirn hineinlass­e.

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Der Persönlich­keitstrain­er Rainer Biesinger ist am . Mai mit seinem Buch „Brain Tattoos“zu Gast in Greiz. Foto: werdewelt

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