Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Bekenntnis zu Landkreis und Kreisstadt
Die drei Kandidaten für die Wahl zum Landrat stellten sich zum Wahlforum am Donnerstagabend in Greiz vor
Greiz. Etwa 50 Besucher waren Donnerstag in die Kulturgarage gekommen, um das Wahlforum mit den drei Landrats-Kandidaten zu verfolgen. Amtsinhaberin Martina Schweinsburg (CDU) und die Herausforderer Detlef Zietan (IWA) und Sven Weber (Linke) standen Rede und Antwort. Tobias Schubert von der OTZ-Lokalredaktion Greiz und Thomas Hönsch von der Bürgerinitiative Weil wir Greiz lieben moderierten den Abend und gaben den Kandidaten die Chance, auf eigene Fragen, die des Publikums und von Facebook-Nutzern zu antworten. Nachfolgend einige Antworten:
■ Zum Thema Tourismus: Martina Schweinsburg: Seit dem Jahr 2011 gibt es einen funktionierenden gemeinsamen Tourismusverband mit Sachsen. Zielgruppe sind vor allem Tagesund Kurzzeittouristen. Aber der Landkreis kann nicht in Hotels und gastronomische Einrichtungen investieren. Das sei „pures privates Investment.“Der Tourismusverband unterstützt jedoch. Die Übernachtungszahlen seit 2014 sprechen für sich: Jährlich eine Steigerung an Übernachtungsgästen von 5,8 Prozent.
Sven Weber: In der Region Zeulenroda ist der Tourismus schon weit fortgeschritten. Die Region Greiz sieht er allerdings steigerungsfähig. So sollte beispielsweise in Hotels mehr investiert werden und überhaupt in Infrastruktur, damit die Gäste länger bleiben.
Detlef Zietan: Der Tourismus hat sich gut entwickelt, beispielsweise gibt es ausgezeichnete Wanderwege. Wenn Bedarf an Hotels da ist, dann entwickeln sie sich auch.
■ Wie soll sich der Verkehr entwickeln?
Detlef Zietan: Nach wie vor fehlt eine vernünftige Verbindung von der Autobahnausfahrt Lederhose Richtung Weida. Den Ausbau dieses Bereichs würde er gern forcieren. Eine Ortsumgehung für Greiz ist aufgrund der Geologie eine Herausforderung und wenig sinnvoll.
Martina Schweinsburg: Der Autobahnanschluss Lederhose war ein vereinter Kraftakt von 18 Jahren. Für die B175 Friesnitz, Burkersdorf, Lederhose hat der Landkreis schon im Jahr 2000 eine nicht unerhebliche Summe für das Landesstraßenbauamt bereit gestellt, damit die B175 als Umgehungsstraße geplant werden kann.
Die Grundsatzplanung ist erfolgt, Amt und Land haben das Geld zurück gezahlt. Die Verlegung, die schon im Bundesverkehrswegeplan drin war, ist nun wieder draußen. Prinzipiell, meint sie, sollte stets gut abgewägt werden, ob Umgebungsstraßen sinnvoll sind oder innerstädtisches Leben damit stirbt.
Sven Weber: Abwägen von Vorund Nachteilen ist von Projekt zu Projekt sinnvoll. ■ Wo sehen Sie Ihre Qualifikation, ein Landratsamt mit über 700 Mitarbeitern zu führen? Detlef Zietan: Als ausgebildeter, erfahrener Jurist sieht er sich gut befähigt und schwört auf ein kompetentes Team, dass die Entscheidungen gut vorbereitet und mitträgt.
Sven Weber: Ihm ist die Thüringer Verwaltungsstruktur nicht unbekannt. Neben den Verwaltungsaufgaben sieht er den Umgang mit den Menschen als das Entscheidende. Zuhören, kommunizieren und auch gute Ideen von Mitarbeitern aufgreifen, sieht er wesentliche Punkte. ■ Wie sehen Sie die Kapazität der Schulen im Landkreis? Martina Schweinsburg: Alle Kinder, die im Landkreis geboren werden, erhalten einen Schulplatz. Jedes Jahr gibt es zwischen 5000 und 6000 Schulabgänger, was in etwa auch der Zahl der Neugeborenen entspricht. Konsequent will sie gegen das Schulsterben im ländlichen Raum vorgehen.Von der Landesregierung vorgegebene Mindestklassengrößen nennt sie „Schwachsinn“. Die Klassenstärke liegt nicht daran, dass die Schulen zu klein sind, sondern dass Lehrer fehlen. Sven Weber: Ziel muss es sein, vorhandene Schulen zu erhalten. Eine Lösung dafür ist, vielleicht auch zwei Schulgebäude mit einem Rektor zu besetzen. Detlef Zietan: Das Problem liegt eher bei den zu wenigen Lehrern. Ursache für diesen Mangel ist schon bei der vorhergehenden Landesregierung zu suchen. „Er war schon damals absehbar und man hat nicht rechtzeitig gegengesteuert.“
Auch sieht er Klassenteile als großes Problem – vor allem für junge Schüler, deren Tag aufgrund längerer Wege dann noch viel länger wäre.
■ Sind Sie für den Erhalt der Kreisstadt Greiz?
Detlef Zietan: Ja, absolut. Wobei man auf eine effiziente Verwaltung achten muss. Wenn die Kosten überhand nehmen, stellt man sich selbst zur Disposition. Großeinheiten sind nicht sein Favorit.
Martina Schweinsburg: Sie ist für den Erhalt. Die Verwaltung arbeitet schon effektiv, mit einer Personalkostenquote im Verwaltungshaushalt von 17,9 Prozent. Im Vergleich hat das Land eine Personalkostenquote von 35 Prozent.
Sven Weber: Er ist auf jeden Fall für den Erhalt des Landkreises und damit verbunden auch für den Erhalt der Kreisstadt Greiz.