Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
„Wie ein Europacup“
Das Thüringenpokal-Turnier der Judoka ist für die Landessportschule und auch für den Thüringer Verband eine feste und wichtige Größe
Erfurt/Bad Blankenburg. Wer am kommenden Wochenende eine Übernachtung in Bad Blankenburg haben möchte, der dürfte so seine Probleme bekommen: Die kleine Stadt am Eingang des Schwarzatales ist fest in Judo-Hand. Seit Jahren findet im März das internationale Thüringenpokal-Turnier der weiblichen Altersklassen U 18 und U 21 in der Landessportschule statt. Über den Stand der Vorbereitung unterhielten wir uns mit Thomas Sens, dem Vizepräsidenten des Thüringer Judo-Verbandes (TJV) und zugleich Organisationschef des Wettkampfes.
Herr Sens, aus unserem Treffen in Bad Blankenburg ist nichts geworden. Organisieren Sie das Turnier ferngesteuert?
Bestimmt nicht. Aber nach zwölf Jahren, als erstmals in Bad Blankenburg um den Thüringenpokal gekämpft wurde, ist natürlich eine gewisse Routine vorhanden. Viele, die hier mithelfen, machen das schon seit vielen Jahren.
Es läuft also?
Kann man so sagen. Wir wissen alle, worauf es ankommt. Sowohl von den Teams, die wir erwarten, als auch von den Organisatoren.
Viele der Mannschaften sind Stammgäste bei dem Turnier in Bad Blankenburg, kommen mit ihren besten Leuten. Dabei kann man hier keinerlei Punkte für diverse Ranglisten sammeln.
Trotzdem ist das Turnier vergleichbar mit einem Europacup, auch wenn wir keiner Serie angehören. Und Sie werden es kaum glauben, aber die Verbände hier sind froh, dass das so ist. Wir übrigens auch. Finanziell wäre es nicht machbar, hier beispielsweise einen Europacup durchzuführen.
Seit Jahren wird das Turnier um den Thüringenpokal mit einem Trainingslager kombiniert. Eine erfolgreiche Symbiose, oder?
Auf jeden Fall. Es ist vielerorts üblich, dass nach einem Turnier ein mehrtägiges Trainingslager angehängt wird. Nicht zuletzt zieht diese Tatsache auch viele Nationen an, überhaupt an dem Turn ier teilzunehmen.
Auch in diesem Jahr sind Japaner in Bad Blankenburg dabei. Wie wichtig ist deren Teilnahme am Thüringenpokal?
Sehr wichtig. Japan ist das Mutterland des Judos. Und die Japaner haben dieses Mal früh gemeldet, da waren sie schon ein gutes Zugpferd für die anderen Teams. Aber auch die Ankündigungen der Franzosen, der Holländer und der Schweden sorgen dafür, dass das Interesse der anderen Nationen groß ist.
Wie viele Teilnehmer erwarten Sie in diesem Jahr?
Angekündigt haben sich zwichen 450 und 500 Kämpferinnen, die in zwei Altersklassen um den Sieg kämpfen. Sie kommen aus insgesamt 16 Ländern, wobei die australischen und südafrikanischen Sportlerinnen erstmals dabei sind.
Mehr geht nicht, oder?
Beim Turnier würden wir sicherlich bis zu 600 Sportler verkraften. Aber die aktuelle Zahl ist für uns aus organisatorischer Sicht perfekt, da kann man das Turnier gut durchorganisieren und zugleich den familiären Charakter erhalten. Bei dem sich anschließenden Trainingscamp sind wir mit den Teilnehmerzahlen jedoch am Limit angekommen.
In welcher Hinsicht?
Zum einen bei der Hallenkapazität. Wir haben auf 1200 Quadratmeter Fläche Matten ausgelegt, da geht nicht mehr. Da müssen wir oftmals schon in Gruppen trainieren. Zum anderen aber auch bei den Übernachtungen. Die Sportschule ist quasi zu 120 Prozent ausgelastet, viele andere Übernachtungsmöglichkeiten in Bad Blankenburg nutzen wir außerdem.
Vor zwölf Jahren zog der Thüringer Judo-Verband mit diesem Turnier von Erfurt nach Bad Blankenburg. Warum dieser Ortswechsel?
Wir haben in Bad Blankenburg einfach deutlich bessere Bedingungen. Alles ist kompakt da: Übernachtungsmöglichkeiten, Sportstätten, das ganze Umfeld. Da gibt es natürlich viele logistische Vorteile. Für uns als TJV ist es das wichtigste Event im ganzen Jahr, da wollen wir auch perfekte Bedingungen. Und man muss auch sagen, dass das Umfeld, die Organisation mit dazu beiträgt, dass die Judoka seit vielen Jahren gern hier her kommen. Die Sportler sind sehr zufrieden mit dem Hotelstandard, der ihnen hier geboten wird.
Wie sieht es sportlich aus Thüringer Sicht aus?
Wir haben aus unserer Sicht drei heiße Eisen im Feuer: Lea Stein aus Stotternheim, die im letzten Jahr die Silbermedaille holte, gehört ebenso dazu wie Friederike Fiedel von den Mattenteufeln Erfurt und Bente Fünfgelder vom SV 1883 Schwarza. Vielleicht gelingt uns ein ähnlicher Erfolg wie 2017, nachdem wir jahrelang keine Medaille in den Freistaat holten.
Sie sprachen vorhin den familiären Charakter des Turnieres an...
Er ist eines unserer großen Pluspunkte. Schon traditionell treffen sich die Trainer zwischen den Trainingseinheiten zum Fußballspielen. Und wir versuchen jedes Jahr mit etwas Besonderem aufzuwarten. Dieses Mal haben wir für die Betreuer einen Abend rund um das deutsche Bier geplant.
Der Abend wird dann aber nicht live übertragen?
Nein, wie kommen Sie denn darauf?
Das Turnier zeichnet sich doch auch dadurch aus, dass vieles via Live-Stream im Internet zu sehen ist.
Ja, da haben Sie recht. Wir haben vor zehn Jahren zunächst damit angefangen, die Ergebnisse live zu veröffentlichen. Vor
zwei Jahren begannen wir dann mit dem Live-Videostream, in diesem Jahr werden wir diesen auch noch kommentieren. Unser Ziel ist es, diese Entwicklung auch in den kommenden Jahren zu forcieren und dabei noch unabhängiger von externen Anbietern zu werden.
Es wird also auch in Zukunft den Thüringenpokal in Bad Blankenburg geben?
Davon gehe ich aus. Wie gesagt, das Turnier ist sehr wichtig für den TJV - auch aus wirtschaftlicher Sicht. Wenn wir das nicht mehr in diesem Umfang durchführen können, müssten wir beispielsweise die Mitgliedsbeiträge erhöhen, um weiterhin so wie gewohnt arbeitsfähig zu bleiben. Und glauben Sie mir, so ein Szenario will keiner bei uns im Verband.
■ Internationales Judo-Turnier um den Thüringenpokal in der Landessportschule; Beginn: Samstag, . Uhr; ab . Uhr Finalrunde