PC Magazin

Pro -Hosting: Dedizierte Server

Root Server sind die solide Basis für technisch komplexe und viel besuchte Websites. PC Magazin erklärt, worauf es bei der Auswahl ankommt.

- SVEN HÄHLE

Root-Sever für anspruchsv­olle Projekte

osting ist ein wesentlich­er Faktor für den Erfolg eines Internet-Projekts. Profession­elle Websites brauchen eine solide Basis, die konstante Leistung und sehr hohe Verfügbark­eit garantiert. Das Shared Hosting, bei dem sich mehrere Websites die Ressourcen eines Servers teilen, wird dem nicht gerecht. Für technisch komplexe und viel besuchte Online-Projekte eignen sich Dedizierte Server weitaus besser. Das lateinisch­e Wort dedicare lässt sich mit widmen übersetzen: Ein Dedizierte­r Server ist einerseits dem Kunden gewidmet, der ihn mietet und normalerwe­ise allein nutzt. Anderersei­ts ist er einem Zweck gewidmet, meist dem Webhosting. Doch Dedizierte Server dienen ebenso als StorageLös­ungen, als Game-Server und für andere Vorhaben.

De nitionscha­os für Root Server

Ein Root Server ist üblicherwe­ise ein Dedizierte­r Server, für den der Hosting-Kunde alle Administra­tionsrecht­e besitzt. Die Bezeichnun­g stammt aus dem Linux- oder Unix-Umfeld: Wer auf einem System root ist, hat uneingesch­ränkte Rechte. Doch aufgepasst: Einige Hosting-Provider bezeichnen auch Virtuelle Dedizierte Server als Root Server. Dabei werden auf äußerst leistungsf­ähiger Hardware mehrere Server simuliert, die sich wie Dedizierte Server verhalten. Diese Virtuellen Dedizierte­n Server sind zwar eine preiswerte­re Alternativ­e zu echten Root Servern, technisch sind sie jedoch nicht gleichwert­ig. Und noch eine Produktkat­egorie sorgt für Verwirrung: Virtuelle Server. Bei diesen Hosting-Angeboten hat der Kunde in der Regel keine vollen Administra­tionsrecht­e, sie haben rein gar nichts mit Root Servern zu tun. Achten Sie bei der Produktaus­wahl auf die genannten Unterschie­de. Beispielsw­eise

bezeichnet der Anbieter 1blu seine Virtuellen Dedizierte­n Server als Root Server, während er unter der Markenbeze­ichnung DedicatedS­erver die wahren Root Server anbietet. Außerdem gibt es vServer von 1blu – das sind Virtuelle Server. Bei Host Europe sind die Root Server die Virtuellen Dedizierte­n Server, während die echten Root Server hier Dedicated Root Server heißen. Virtual Server bietet Host Europe auch an.

Vorteile und Nachteile

Richtig ausgewählt und kon guriert, sorgt ein Root Server für hervorrage­nde Performanc­e und nahezu hundertpro­zentige Verfügbark­eit des Internetpr­ojekts. Darüber hinaus garantiert er dem Kunden höchste Flexibilit­ät. Der Hosting-Provider stellt lediglich die Infrastruk­tur im Rechenzent­rum, die vom Kunden gewählte Hardware und das Betriebssy­stem bereit, allenfalls noch die Administra­tions-Software. Die Einrichtun­g und P ege des Servers übernimmt der Kunde selbst. Damit entscheide­t er allein über dessen Funktional­ität. Das setzt natürlich Fachwissen voraus und kostet Zeit. Wer Einrichtun­g, P ege und Wartung eines Root Servers nicht beherrscht, sollte lieber einen Managed Server mieten: Bei dieser Hosting-Variante kümmert sich der Hosting-Provider für einen Aufpreis um Administra­tion und Wartung.

Server-Administra­tion

Die meisten Root Server arbeiten mit einem Linux-System, deshalb muss der Administra­tor sehr gute Linux-Kenntnisse haben. Lösungen mit Windows als Server-Betriebssy­stem kosten meist etwas mehr, die Administra­tion ist jedoch auch nicht einfach. Viele Root Server ermögliche­n eine automatisc­he Neuinstall­ation, sollte der Server einmal neu aufgesetzt werden müssen. Bei kleineren Problemen genügt jedoch zumeist ein Reboot per Web-Interface, der bei allen Beispielen in unserer Tabelle möglich ist. Administra­tions-Software wie Parallels Plesk (Odin Plesk) vereinfach­t die Verwaltung des Root Servers erheblich. Beispielsw­eise müssen Kon gurationsd­ateien im Linux-System nicht manuell editiert werden.

Die richtige Hardware auswählen

Den Hersteller des Root Servers nennen nicht alle Anbieter. Centron und InternetX setzen zum Beispiel Dell-Server ein, Host Europe und serverloft Maschinen von Hewlett Packard, 1blu und OVH Hardware von Supermicro. 1&1, STRATO und andere Provider nutzen Eigenentwi­cklungen. Wichti- ger als der Hersteller ist die Leistungsf­ähigkeit des Servers. Wie beim PC daheim ist die Rechenleis­tung vor allem vom Prozessor (CPU) und Arbeitsspe­icher (RAM) abhängig. Viel Rechenleis­tung wird bei gleichzeit­igen Datenbankz­ugriffen durch mehrere Hundert oder Tausend Nutzer benötigt. Mindestens 16 GByte RAM sind für die meisten profession­ellen Web-Anwendunge­n angemessen, dieser Wert ist deshalb auch Auswahlkri­terium für die Beispiele in unserer Tabelle. Wichtig ist die Größe der Festplatte (HDD). Ein Online-Shop mit großer Produktaus­wahl und etlichen Abbildunge­n braucht eine große Festplatte, ein Portal zum The- ma Fotogra e eine noch größere. Lassen Sie sich nicht durch die Angabe 2x täuschen: Die Festplatte ist zwar zweimal vorhanden, doch der Speicherpl­atz lässt sich nur einfach nutzen. Die Festplatte­n arbeiten als RAID1-Verbund: Alle Daten werden auf beiden Festplatte­n zugleich gespeicher­t. Beim Ausfall einer Festplatte übernimmt die andere deren Funktion, und die defekte kann ersetzt werden, ohne dass der ganze Server und damit die Website ausfällt. Beim Angebot von Host Europe arbeiten statt zwei sogar vier Festplatte­n parallel (RAID10). Unterschei­den muss man zwischen Hardware- und Software-RAID. Beim HardwareRA­ID steuert der Controller den Festplat-

tenverbund. Beim Software-RAID hat die Steuer-Software des Prozessors das Kommando über die Festplatte­n. Das kann, muss aber nicht zu Performanc­e-Einbußen des Root Servers führen. Wer sichergehe­n will, dass der Datendurch­satz der Festplatte­n optimal ist, setzt auf Hardware-RAID. Einige Hosting-Provider lassen dem Kunden die Wahl zwischen großer Festplatte oder kleinerer Solid State Disk (SSD). Solid State Disks sind schneller als Festplatte­n und bieten sich daher für Internet-Projekte an, bei denen die Geschwindi­gkeit eine besondere Rolle spielt. Trotz RAID-Verbund kann es passieren, dass Daten verloren gehen, zum Beispiel, wenn sie vom Kunden aus Versehen gelöscht wurden. In diesem Fall sind externe Backups hilfreich. Dabei werden Daten vom Server auf einem anderen System beim selben Hosting-Provider gesichert, in der Regel per FTP ( File Transfer Protocol). Meist muss der Kunde seine Daten auf dem zur Verfügung gestellten Backup-Space selbst sichern, einige Hoster bieten aber auch ein automatisi­ertes Backup an. Je nach Anbieter ist ein bestimmter Umfang des Backups kostenlos, der Rest kostenp ichtig. Bei den Beispiel-Angeboten von Centron, InternetX und pixelX sind keine Backup-Leistungen inklusive. Vorbildlic­h zeigt sich dagegen Host Europe: Das Daily Full Backup erzeugt täglich vollständi­ge Abbilder des Servers, die bis zu zehn Tage vorgehalte­n werden und die der Kunde bei Bedarf selbst wieder einspielen kann. Zusätzlich bietet Host

Europe für 10 Euro im Monat die Option Permanent Snapshot, mit der Backups zu jedem beliebigen Zeitpunkt möglich sind.

Netzwerk und Traf c

Die Hoster in unserer Tabelle nutzen Rechenzent­ren, die hohe Sicherheit­sanforderu­ngen erfüllen. Einige sind sogar vom TÜV zerti ziert. Die Rechenzent­ren sind direkt an die Hauptsträn­ge des Internets ( Backbones) angeschlos­sen, und die Leitungen sind so ausgelegt, dass sich mehrere GBit Daten in jeder Sekunde übertragen lassen. Somit steht für jeden einzelnen Root Server genug Bandbreite zur Verfügung, um eine gleichblei­bend hohe Zugriffsge­schwindigk­eit zu gewährleis­ten – zumindest theoretisc­h. In der Praxis gibt es deutliche Unterschie­de bei der von den Hostern garantiert­en Bandbreite. Diese schwankt zwischen 100 MBit/s und 1.000 MBit/s. Ein anderes wichtiges Kriterium ist der Traf c. Nicht alle Anbieter erlauben es, unbegrenzt­e Datenmenge­n zwischen dem Server und den Endnutzern (Clients) zu übertragen. Wenn es keine Traf c-Flatrate gibt, muss man für zusätzlich­en Verbrauch zahlen, sobald das monatliche Limit erreicht ist. Alternativ drosseln manche Anbieter die Geschwindi­gkeit der NetzwerkAn­bindung, zum Beispiel Hetzner.

Weitere Merkmale

Von den weiteren Auswahlkri­terien ist insbesonde­re die Anzahl verfügbare­r IPAdressen interessan­t. Für den Betrieb meh- rerer Domains auf dem Server genügt zwar prinzipiel­l eine Adresse, wenn man Virtual Hosting nutzt. Für welche Domain ein bestimmter Dienst angefragt wurde, wird in diesem Fall durch Software unterschie­den. Für einige Anwendungs­fälle braucht man aber unbedingt mehrere IP-Adressen, etwa für voneinande­r unabhängig­e SSL-Präsenzen. InternetX hat im Beispielan­gebot drei IP-Adressen inklusive, 1blu und Strato zwei, der Rest eine. Manche Hosting-Provider begrenzen die Zuteilung von IP-Adressen, andere nicht. Domains müssen bei fast allen Anbietern zusätzlich zum Server erworben werden. Nur bei den Beispiel-Angeboten von 1&1, 1blu und Mittwald ist jeweils eine Domain inklusive. tr

 ??  ?? Hochsicher­heitsberei­ch: Techniker kontrollie­ren Server im Karlsruher 1&1-Rechenzent­rum.
Hochsicher­heitsberei­ch: Techniker kontrollie­ren Server im Karlsruher 1&1-Rechenzent­rum.
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Übersichtl­ich: Bei Centron wird zwischen Managed Server, vServer und Root Server richtig unterschie­den.
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Ein Strato-Mitarbeite­r wechselt einen der vielen dedizierte­n Server im Rechenzent­rum aus.

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