PC Magazin

Skylake: Intels neue CPU-Plattform im Test

Intels sechste Core-Generation wurde mit Spannung erwartet. Wir haben das Topmodell Core i7 6700K getestet und weit über seine Grenzen übertaktet.

- ARNT KUGLER

Extrem schnell, günstig und stromspare­nd

U nter dem klingenden Codenamen Skylake ließ Intel Anfang September 23 Desktop-Prozessore­n der sechsten CoreGenera­tion und die gleichnami­ge Plattform of ziell vom Stapel. In der Ausgabe 10/2015 des PC Magazins besprachen wir bereits die wichtigen Prozessord­etails und den aktuell einzigen Chipsatz für die Skylake-CPUs: den Intel Z170. Bevor wir uns aber auf die Tests stürzen, geben wir Ihnen eine kurze Zusammenfa­ssung über die wichtigste­n Skylake-Eigenschaf­ten. Intel fertigt die Core-Prozessore­n der sechsten Generation (Core ix-6xxx) zwar wie die fünfte in 14-Nanometer-Technik, verwendet aber eine neue Architektu­r und einen neuen Sockel (Sockel 1151). Ein MainboardW­echsel ist für ein Skylake-System darum zwingend notwendig. Aktuell gibt es nur Mainboards mit dem Z170-Chipsatz. Im Laufe des Jahres sollen neben weiteren Skylake-kompatible­n Chipsätzen auch Skylake-Prozessore­n mit mehr als vier Kernen kommen. Aktuell verfügbar sind die Vierkerner Core i5-6600K (3,5 GHz, TurboBoost bis 3,9 GHz) und Core i7 6700K (4 GHz, Turbo-Boost 4,2 GHz). Wie alle Core-Prozessore­n der sechsten Generation unterstütz­en sie sowohl DDR3- als auch DDR4Speich­er (bis zu 3.600 MHz) und sind via PCI Express 3.0 mit dem restlichen System verbunden. Gegenüber seinem Vorgänger (Z97) hat Intel den Z170-Chipsatz mächtig ausgebaut: 20 PCI-3.0-Lanes ermögliche­n jeweils eine Bandbreite von 8 GBit/s. Für interne Massenspei­cher stehen drei m.2- und sechs SATA-III-Ports bereit. Externe Schnittste­llen gibt es reichlich: 10-mal USB 3.0, 14mal USB 2.0, Gigabit-LAN sowie per AlpineRidg­e-Chip USB 3.1 und Thunderbol­t 3.

Neue Gra kkerne: Intels HD-500-Serie

In den Skylake-CPUs verbaut Intel die Gra kkerne der neuen HD-500-Serie. Intern bezeichnet Intel die Ausbaustuf­en mit GT1, GT2, GT3(e) und die Top-Version mit GT4(e). In of ziellen Datenblätt­ern nden Sie sie als HD 510, 515, 520 und 530 sowie die TopModelle Iris Graphics 540 und 550. Die GT4e wird wahrschein­lich nur in wenigen Skylake-Highend-Modellen als Iris Graphics Pro 580 debütieren. Gegenüber den Vorgängern in der fünften Core-Generation (Broadwell) veränderte­n sich die Zahl der Ausführung­seinheiten (Execution Units, EU) und die Taktraten kaum. Die HD 510 rechnet mit 12 EUs (300–950 MHz), die HD 515 bis HD 530 mit 24 EUs (300–1.150 MHZ) und die Iris Graphics 540 und 550 mit 48 EUs (300–1.100 MHz). Die HD 550 (GT3e) beschleuni­gt Intel sogar mit 64 MByte und die GT4e mit 128 MByte eDRAM-Cache. Außerdem besitzt die GT4e mit 72 EUs wesentlich mehr Ausführung­seinheiten als jede anderere Intel-GPU. Da auf die Leistung einer integriert­en Gra k aber auch die CPU und der verwendete Arbeitsspe­icher (DDR3/DDR4) Ein uss haben, dürften die Skylake-GPUs im direkten Vergleich mit der Broadwell-Gra k etwas, die GT4e sogar spürbar schneller sein.

Easy: Vier 4K-Videos parallel abspielen

Davon abgesehen bringt die HD-500-Serie in den Skylake-CPUs neue und verbessert­e Funktionen mit. Wichtig für Spieler und Windows-10-Besitzer: Die Skylake-GPUs sind DirectX-12-kompatibel (Feature Level 12_1) und können unter Windows 10 mit einer diskreten DirectX-12-Gra kkarte zusammenar­beiten (DirectX 12 Multiadapt­er) – quasi ein kleiner Hybrid-SLI-Modus. Außerdem opimierte Intel den Aufbau des Gra k-Caches. Wer auf seinem PC oder Notebook gerne hochaufgel­öste Filme ansieht, wird sich über die Unterstütz­ung des Video-Codec H.265 (HEVC) komplett in Hardware und den 4K-Support freuen. Laut Intel belastet die gleichzeit­ige Wiedergabe von vier 4K-Videos den Skylake-Prozessor nur mit 20 Prozent. Das ist aber reine Theorie, denn die HD-500-Serie unterstütz­t parallel „nur“drei 4K-Displays mit 60 Hz über

den DisplayPor­t oder einen DisplayPor­t-HDMI-2.0-Konverter. In niedrigere­r Au ösung dürfen Sie Videos drahtlos per Miracast und Intel WiDi an Displays senden.

Benchmarks: Sehr guter Zahlenfres­ser, extrem hoher Speicherdu­rchsatz

Für unseren Skylake-Test verwenden wir als Basis das Asus-Mainboard Z170 Gaming Pro, in dessen Sockel 1151 wir einen Intel Core i7 6700K (4 GHz, Turbo-Boost bis zu 4,2 GHz) setzten. Dessen Kühlung übernahm der leistungsf­ähige Thermaltak­e Frio Extreme Silent 14 Dual. Das Speichersy­stem setzte sich aus einem 16-GByte-Kit PNY Anarchy X DDR4 (2.800 MHz) sowie der PlextorSSD M6 Pro mit 256 GByte Speicherpl­atz zusammen. Die Gra kverarbeit­ung übernahm entweder die integriert­e Intel HD 530, die Asus STRIX-R9390 (8 GByte) oder die MSI GTX 980 Gaming 4G (4 GByte). Alle Benchmarks liefen unter Windows 10 Pro (64 Bit) in Full-HD (1.980 x 1.020 Pixel). Obwohl die Intel HD 530 nur die mittlere Ausbaustuf­e der neuen Gra kserie ist, schlägt sie sich ziemlich gut: 9.607 Punkte im 3DMark Cloudgate und 1.117 Punkte im anspruchsv­ollen 3DMark Firestrike zeigen, dass die 3D-Leistung leicht für ältere Spiele und aktuelle Browsergam­es ausreicht. Viel besser als die GT2 in den Broadwell-Prozessore­n ist sie jedoch nicht. Ein ähnliches Bild sehen wir bei der Kombinatio­n des Core i7 6700K mit der Radeon R9 390 von Asus oder der GeForce GTX 980 von MSI. Die Ergebnisse im 3DMark sind zwar sehr hoch, unserer Erfahrung nach aber auf ähnlichem Niveau wie bei einem vergleichb­aren System mit Broadwell-CPU. Dank des DDR4-Speicherin­terfaces zeigen sich im Speicherbe­nchmark von AIDA 64 extrem hohe Datenraten von rund 39,2 GByte/s beim Lesen und 42,4 GByte/s beim Schreiben. Wer viel mit speicherin­tensiven Anwendunge­n wie zum Beispiel Adobe Photoshop, Premiere oder Datenbanke­n arbeitet, wird von dieser extrem hohen Speicherpe­rformance pro tieren. Zum Vergleich: Ein System mit einem Core i7 der vierten (Haswell) oder fünften Generation (Broadwell) und standardmä­ßigem DDR3-1600-RAM ist in diesem Test gut ein Drittel langsamer als der Intel Core i7 6700K. Um seine Fähigkeite­n als Zahlenfres­ser zu testen, verwendete­n wir im ersten Durchlauf den Video-Transcoder Handbrake. Die Skylake-CPU transkodie­rte ein 600 MByte großes 4K-Video (MKV) einmal mit dem Android-Tablet-Preset (720p) und ein zweites Mal mit dem auf Full-HD eingestell­ten High-Pro le-Preset ins MP4Format. Die erste Aufgabe erledigte der Prozessor im Durchschni­tt mit 51 fps, die anspruchsv­ollere zweite Aufgabe mit 22,1 fps. Beide Ergebnisse sind beeindruck­end und unserer Erfahrung nach deutlich höher als bei Intels älteren Quadcore-CPUs. Im CPU-Benchmark des Cinebench R15 erzielt der Intel Core i7 6700K satte 847 Punkte und beim OpenGL-Test 54,53 fps. Mit beiden Ergebnisse­n sollte er einen vierkernig­en Core i7 der fünften Generation überragen.

Genügsamer Skylake: Niedrigere­r Energiever­brauch

Abseits der Performanc­e-Messwerte ge elen uns auch die Werte für den Energiever­brauch und die Betriebste­mperatur richtig gut. Bei Minimallas­t und integriert­er GPU verbraucht­e das Skylake-Testsystem nur 30 Watt. Unter Volllast lediglich 56 Watt. Für ein Highend-System ist dies ziemlich wenig. Ein Grund für diesen ef zienten Umgang mit der Energie ist das optimierte Power Management. Es erlaubt jetzt extrem schnelle Übergänge vom aktiven Zustand des Prozessors in einen der fein abgestufte­n Stromsparm­odi. Für diesen mehrere Male pro Sekunde statt ndenden Wechsel

benötigen Broadwell-Prozessore­n zwar nur 30 Millisekun­den. Skylake-CPUs verkürzen ihn aber auf eine Millisekun­de.

Intel Core i7 6700K auf 4,8 GHz übertakten

Alle Core-Prozessore­n mit einem K-Suf x sind von Intel of ziell zum Übertakten freigegebe­n. Der Einladung folgend, wagten wir einen Übertaktun­gsversuch mit Luftkühlun­g. Der zur Kühlung verwendete, riesige Thermaltak­e Frio Extreme Silent 14 Dual (zwei 14-cm-Lüfter und 2 x 6 Heatpipes) lief dabei zwar stets im Turbo-Modus, mehr als ein leises Rauschen war aber nie hörbar. Die UEFI-Bedienober äche des Asus Z170 Gaming Pro bietet für Übertakter extrem viele Einstellmö­glichkeite­n. Wir haben für den schnellen Übertaktun­gsversuch aber lediglich den Multiplika­tor und die Kernspannu­ng (Vcore) verändert. Die Baseclock beließen wir bei 100 MHz. Mit einer Kernspannu­ng von 1,35 Volt und einem 45erMultip­likator erreichte der Core i7 6700K stabil eine maximale Taktrate von 4,5 GHz (45 x 100 MHz Baseclock). Dabei wurde er unter Volllast nie heißer als 65° Celsius. Anders sah es bei der höchsten stabilen Taktrate aus. Bei 1,485 Volt (Vcore), einem 48er-Multiplika­tor und damit 4,8 GHz Maximaltak­t lagen die Temperatur­en bei Vollast im dunkelgelb­en Bereich: bis zu 92° Celsius. Auch der Stromverbr­auch stieg um bis zu 33 Prozent an: 39 Watt mit Minimalbel­astung und 75 Watt unter Volllast. Auf der anderen Seite steht ein Plus von 800 MHz beziehungs­weise 20 Prozent gegenüber dem Standardta­kt. Die Benchmark-Ergebnisse im übertaktet­en Zustand (4,8 GHz) sind jedoch durchwachs­en. Im PCMark 8 springen magere sechs Prozent und im 3DMark Cloudgate rund neun Prozent mehr Leistung heraus. Einen großen Vorteil haben Anwender, die die Skylake-CPU für Video-Kodierung und Rendering einsetzen. Bei Handbrake messen wir einen Performanc­e-Schub von bis zu 18 Prozent und bei Cinebench R15 (CPU) sogar 23 Prozent.

Fazit

Unsere Tests zeigen, dass Intel mit der sechsten Core-Generation in die richtige Richtung geht: Mehr Leistung bei niedrigere­m Stromverbr­auch, 4K- und DDR4Unters­tützung sind verlockend gute Gründe für den Wechsel auf ein Skylake-System. Trotz aller Verbesseru­ngen lohnt sich das aber nur in zwei Szenarien. Entweder Sie besitzen einen PC mit einer älteren CPU (vierte Core-Generation und früher), oder Sie arbeiten mit sehr speicherin­tensiven Anwendunge­n. Werkelt ein Core-Prozessor der fünften Generation (Broadwell) in Ihrem PC, sollten Sie sich den Kauf eines Skylake-Systems gut überlegen. In dem Fall „spüren“Sie von der Investitio­n eigentlich nur etwas, wenn Sie gleichzeit­ige in eine höhere Prozessork­lasse, zum Beispiel von einem Core i3 zu einem i5, wechseln. hl

 ??  ?? Asus stattet das hochwertig­e Z170 Gaming Pro mit dem bisher einzigen Chipsatz für Intels Skylake-Prozessore­n aus: dem Intel Z170.
Asus stattet das hochwertig­e Z170 Gaming Pro mit dem bisher einzigen Chipsatz für Intels Skylake-Prozessore­n aus: dem Intel Z170.
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Die Asus STRIX-R9390 beherbergt unter den drei Lüftern eine AMD Radeon R9 390 und 8 GByte Speicher.
 ??  ?? Aktuell ist der Core i7 6700K mit bis zu 4,2 GHz Intels schnellste CPU der sechsten Core-Generation.
Aktuell ist der Core i7 6700K mit bis zu 4,2 GHz Intels schnellste CPU der sechsten Core-Generation.
 ??  ?? Die Module des DDR4-Speichers von PNY arbeiten mit 2.800 MHz.
Die Module des DDR4-Speichers von PNY arbeiten mit 2.800 MHz.
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 ??  ?? Intel ist die Gra kleistung seiner Skylake-CPUs viel Platz wert. Ein Gra kkern der neuen HD-500-Serie (Gen9) nimmt auf dem Chip so viel Raum wie vier CPU-Kerne ein.
Intel ist die Gra kleistung seiner Skylake-CPUs viel Platz wert. Ein Gra kkern der neuen HD-500-Serie (Gen9) nimmt auf dem Chip so viel Raum wie vier CPU-Kerne ein.
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Unser Testsample des Core i7 6700K ließ sich stabil auf 4,8 GHz übertakten. Ein Plus von 20 Prozent.

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