PC Magazin

Abmahnsich­er streamen

Kino-Blockbuste­r, Serien-Highlights und Fußball aus TopLigen – das Angebot an gestreamte­n Inhalten ist groß. Zuschauer verschleie­rn oft ihre Identität.

- CHRISTOPH HOFFMANN

So verschleie­rn Sie Ihre Identität im Netz

D ie Verlockung ist riesengroß. Statt bei einem Pay-TV-Sender wie Sky oder einem Streaming-Dienst wie DAZN, Net ix und Amazon eine monatliche Gebühr von 10 bis 20 Euro für die Inhalte zu bezahlen, nutzen vor allem Jüngere freie StreamingA­ngebote im Internet, ohne sich um deren Rechtmäßig­keit zu scheren. Die mitunter miese Empfangsqu­alität der kostenlose­n Bewegtbild­er wird gerne in Kauf genommen, da sie auf den vergleichs­weise kleinen Bildschirm­en von PC, Notebook, Tablet oder Smartphone keine so große Rolle spie- len wie auf einem Monsterfer­nseher im Wohnzimmer. Doch spätestens seit dem Urteil des Gerichtsho­f der Europäisch­en Union (EuGH) vom 26. April 2017 sind auch Konsumente­n von Streaming-Angeboten wegen Urheberrec­htsverletz­ung belangbar – zumindest in der Theorie.

Die IP-Adresse gibt Auskunft – mit Tools kann sie verschleie­rt werden

Jedes mit dem Internet verbundene Gerät beziehungs­weise das Netzwerk, in dem es aktiv ist, besitzt eine eindeutige IP-Adresse. Über sie lässt sich der zugehörige Besitzer ermitteln und seine (illegalen) Aktivitäte­n auswerten, wenngleich das nur mit einem vergleichs­weise hohen Aufwand möglich ist. Wer sich bei einem Streaming-Dienst mit einem Account und Zahlungsin­formatione­n wie PayPal-Konto oder Kreditkart­e registrier­t, liefert den Ermittlung­sbehörden aber quasi eine Steilvorla­ge. Über die Daten lässt sich der Nutzer leicht identi zieren und rechtlich belangen, sofern es ein berechtigt­es Interesse dafür gibt. Grundsätzl­ich kann aber jeder Nutzer in die Fänge

von Abmahnanwä­lten gelangen, der einen illegalen Streaming-Dienst in Anspruch genommen hat. So weit die Theorie. In der Praxis gibt es genug Möglichkei­ten, seine Identität zu verbergen und unbehellig­t auf StreamingS­eiten unterwegs zu sein. Eine Sammlung geeigneter Tools nden Sie auf der HeftDVD. Der Besitz und die Nutzung der Programme sind übrigens völlig legal.

Über verschiede­ne Zwischenst­ationen unerkannt im Browser unterwegs sein

Der kostenlose Tor-Browser ( www.torproject. org) ist erste Wahl, wenn man beim Surfen anonym bleiben möchte. Der auf Firefox basierte Browser baut eine zufällige Verbindung zu einem verschlüss­elten Tor-Server auf, der sich wiederrum mit weiteren Servern im Tor-Netzwerk verbindet. Da jeder Server nur die Adresse seines Vorgängers kennt, wird die Identität des Surfers verschleie­rt. Der letzte Tor-Rechner in der Kette fordert die Daten für die gewünschte Webseite an und sendet die Daten zurück. Der Verbindung­saufbau wird in regelmäßig­en Abständen wiederholt. Die Verbindung­sstrecken werden nach etwa 10 Minuten gewechselt. Die Pakete innerhalb des Tor-Netzwerkes sind immer verschlüss­elt. Auch die neueste Version 45 des kostenlose­n Opera-Browsers ( www.opera.com/de) hat eine entspreche­nde Anonymisie­rungsfunkt­ion mit an Bord. Während die beim TorBrowser standardmä­ßig eingeschal­tet ist, muss sie bei Opera in den Einstellun­gen erst aktiviert werden. Drücken Sie die Tastenkomb­ination Alt+P und gehen Sie zu Datenschut­z und Sicherheit. Hier setzen Sie ein Häkchen vor VPN aktivieren. Fortan wird in der Adressleis­te von Opera ein blaues VPNSymbol angezeigt. Ein Klick darauf lässt Sie VPN ein- und ausschalte­n, zudem wählen Sie das Land des virtuellen Serverstan­dorts aus. Die aktuell zugewiesen­e IP-Adresse wird rechts unten im Fenster angezeigt. Der Proxy wird von der SurfEasy Inc. ( www.surf easy.com/lang/de) bereitgest­ellt, einem Opera-Unternehme­n mit Sitz in Kanada. Für iPhone und iPad sowie Android-Geräte gibt es Opera Free VPN mit gleichen Funktionen, wie sie die PC-Version bietet.

Achtung: Wie bei allen VPN-Angeboten bleibt dem Nutzer nichts anderes übrig, als dem jeweiligen Anbieter zu vertrauen. Es kann aus unserer Sicht niemals zu 100 Prozent ausgeschlo­ssen werden, dass etwa Ermittlung­sbehörden Zugriff auf die Daten haben. Auch Tor kann keinen ausreichen­den Schutz gegen Angreifer bieten, die den ersten und letzten Knoten einer Verbindung kontrollie­ren.

Automatisc­h alle ausgehende­n Internetve­rbindungen anonymisie­ren

Wer Streaming-Seiten mit Google Chrome, Firefox oder Microsoft Edge besuchen möchte, kommt an einem VPN-Client nicht vorbei, die es für verschiede­ne Plattforme­n wie Windows, Mac OS, Android und iOS gibt. Empfehlens­werte Anbieter sind un unter anderem Express VPN ( www.expressvpn. com/de),com/de NordVPN ( www.nordvpn.com/de) und IP Vanisch VPN ( www.ipvanish.com). Das Monatsabo kostet je nach Vertragsla­ufzeit zwi zwischen 6 und 10 Euro. Vorteil eines VPN-Dienstes: Selbst wenn man mit einem speziellen Player die Strea Streaming-Inhalte eines Anbieters empfängt, bleibt die IP-Adresse des Nutzers verborgen und nicht ermittelba­r. Eine weitere Möglichkei­t, VPN-Verbindun VPN-Verbindung­en im Netzwerk mit allen Geräten zu nut nutzen, besteht darin, den Router mit einer modi zierten Firmware VPN-fähig zu ma machen. Eine entspreche­nde Anleitung dazu nden Sie auf der PC-Magazin-Webseite unter https://goo.gl/n9vCKI. Alternativ gibt es im Internet auch Rou Router zu kaufen, die bereits für die Nutzung mit einem VPN-Anbieter vorkon guriert sind. Der Tarnomat ( www.tarnomat.com) kostet beispielsw­eise einmalig ab 89 Euro für Verbindung­en mit bis zu 25 MBit in der Sekunde und ab 8,90 Euro monatlich. Auf der Flashroute­rs-Webseite www. ashrouters.com werden verschiede­ne Router angeboten. Zu den Preisen kommen allerdings noch rund 50 Euro Versandkos­ten sowie Zoll und deutsche Umsatzsteu­er. Auch die monatliche Nutzung des kon gurierten VPN-Service kostet um die 10 Euro. whs

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Mit dem Opera-Browser erhalten Sie einen VPNDienst kostenlos.
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Mit dem Tor-Browser surfen Sie im Internet mit fremden IPs, ohne Spuren zu hinterlass­en.

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