Gut vernetzt
Wenige Mausklicks genügen, um mit Windows 10 ein Heim- oder ein Arbeitsplatz-Netzwerk einzurichten. Mit den Heimnetzgruppen hält das Betriebssystem dafür eine ideale Lösung parat.
Grundlagen: Windows-Netzwerk einrichten
D ie Mitgliedschaft im Windows-eigenen Netzwerk-Club, der sogenannten Heimnetzgruppe, bringt einige Vorteile mit sich: Zum einen können alle Teilnehmer der Heimnetzgruppe Netzwerkgeräte gemeinsam nutzen und sich damit zum Beispiel einen Drucker miteinander teilen. Zum anderen dürfen sie auf sämtliche Ordner zugreifen, die andere Teilnehmer freigegeben haben, und damit auf alle darin enthaltenen Daten. Das können zum Beispiel Word- oder Excel-Dokumente für die Arbeit in kleinen Teams sein oder die MultimediaSammlung, die allen Familienmitgliedern zur Verfügung stehen soll. Weil die freigegebenen Verzeichnisse direkt als Netzlaufwerke im Windows-Explorer erscheinen, können Sie die Dateien nicht nur besonders einfach aufrufen, sondern auch komfortabel untereinander austauschen. Das macht es dann beispielsweise auch nicht mehr erforderlich, Dateien umständlich per USB-Stick von einem Rechner zum anderen zu transportieren. Im Folgenden zeigen wir Ihnen am Beispiel von Windows 10, wie Sie eine Heimnetzgruppe einrichten und verwalten. Bei früheren Windows-Versionen ist das Vorgehen sehr ähnlich, aber nicht immer identisch. Das liegt daran, dass Microsoft die Menüs für die Netzwerkeinstellungen immer wieder leicht geändert oder an eine andere Stelle der Systemsteuerung gerückt hat.
Richtiger Netzwerktyp für Heimnetzgruppen: das private Netzwerk
Windows kennt drei Typen von Netzwerken: private Netzwerke, öffentliche Netzwerke und Domänennetzwerke. Wichtig für unsere Zwecke ist der erste Typ: Private Netzwerke sind Netzwerke in den eigenen vier Wänden oder am Arbeitsplatz – also genau der Netzwerktyp, den man für das Heim- oder ein Arbeitsplatz-Netzwerk benötigt. Teilnehmer an einem privaten
Netzwerk kennen sich beziehungsweise vertrauen sich untereinander. Das spiegelt sich in der Rechnerkon guration wider: Die Computer können sich gegenseitig erkennen und einer Heimnetzgruppe angehören. Das Gegenteil von einem privaten Netzwerk ist ein öffentliches Netzwerk, zum Beispiel ein WLAN-Hotspot in einem Café oder Restaurant. Hier wird aus Sicherheitsgründen auf maximale Abschottung gesetzt: Die Netzwerkerkennung ist ausgeschaltet, und Heimnetzgruppen sind nicht verfügbar. Der dritte Netzwerktyp, das Domänennetzwerk, ndet sich üblicherweise nur in Unternehmen. Hier melden sich Anwender über einen Domänen-Controller am Firmennetzwerk an, der ihnen mittels Active Directory individuelle Netzwerk-Ressourcen zuweist.
Windows für private Netzwerke kon gurieren
Der Router fungiert als zentrale Schnittstelle für die Heimnetzgruppe. Alle zu vernetzenden Rechner müssen daran angeschlossen werden, entweder physisch per LAN-Kabel oder, sofern es der Router unterstützt, drahtlos per WLAN-Verbindung. Wenn ein Windows-10-Rechner zum ersten Mal an ein lokales Netzwerk angeschlossen wird – zum Beispiel weil ein Bekannter oder Arbeitskollege sein neues Notebook mitbringt –, blendet Windows 10 am rechten Bildschirmrand diese Frage ein: Soll Ihr PC von anderen PCs und Geräten in diesem Netzwerk gefunden werden? Weil es sich bei Ihrem Netzwerk um ein privates Netzwerk und damit um ein vertrauenswürdi- ges Netzwerk handelt, muss die Antwort Ja lauten: Der Rechner wird nicht direkt mit dem Internet verbunden, sondern ist vom Router geschützt. Daher schaltet Windows 10 für diese Netzwerkverbindung auch seine Personal Firewall ab. Klickt man aus Versehen auf eine andere Stelle des Desktops, verschwindet der Dialog, und Windows 10 interpretiert das als ein Nein. Dann behandelt das Betriebssystem den Rechner so, als würde er ein öffentliches Netzwerk nutzen. In diesem Fall bleibt die Personal Firewall aus Sicherheitsgründen aktiv, und der Rechner kann auch nicht von anderen Geräten gefunden werden – also genau das, was man für die Heimnetzwerkgruppe nicht braucht. Windows 10 lässt sich aber schnell eines Bes-
seren belehren: Rufen Sie die Netzwerkeinstellungen über Windows + I und Netzwerk und Internet auf. In der linken Spalte wählen Sie Ethernet und klicken in der rechten Fensterhälfte unter Ethernet auf die angezeigte Netzwerkverbindung. Steht dort der Schieberegler bei Dieser PC soll gefunden werden auf Aus, arbeiten Sie in einem öffentlichen Netzwerk. Schieben Sie ihn auf Ein, behandelt Windows 10 die Verbindung als privates Netzwerk. Haben Sie den Rechner per WLAN verbunden, ist das Vorgehen fast gleich. Einziger Unterschied: Unter Ethernet erscheint dann statt Dieser PC soll gefunden werden die Zeile Geräte und Inhalte suchen.
Heimnetzgruppe einrichten
Um eine neue Heimnetzgruppe einzurichten, klicken Sie in der linken Leiste des Windows-Explorers auf Heimnetzgruppe und anschließend im rechten Fensterbereich auf Heimnetzgruppe erstellen. Windows startet einen Assistenten, über den Sie festlegen können, welche Bibliotheken und Ordner Sie anderen HeimnetzgruppenMitgliedern zur Verfügung stellen wollen. Zur Auswahl stehen die Verzeichnisse Bilder, Videos, Musik, Dokumente sowie Drucker und Geräte. Sie können jeweils entscheiden, ob sie im Netzwerk Freigegeben oder Nicht freigegeben werden sollen. Nach einem Klick auf weiter richtet Windows die Ordner entsprechend ein und zeigt Ihnen abschließend das Kennwort für die Heimnetzwerkgruppe an. Notieren Sie sich dieses Kennwort, denn Sie benötigen es, um weitere Computer zu Ihrer Heimnetzwerkgruppe hinzuzufügen.
Einer Heimnetzgruppe beitreten
Sich mit einer Heimnetzgruppe zu verbinden läuft unter Windows 10 genauso unkompliziert ab wie deren Einrichtung. Auch hier klicken Sie im Windows-Explorer auf Heimnetzgruppe, im rechten Fensterbereich dann allerdings auf die Schalt äche Jetzt beitreten. Unter dem Punkt Heimnetzgruppe einrichten hieß sie Heimnetzgruppe erstellen. Windows erkennt aber automatisch, ob im Netzwerk bereits eine Heimnetzgruppe angelegt wurde und passt die Schalt äche entsprechend an. Über den Assistenten können Sie dann wie gehabt Ordner und Bibliotheken des Computers für andere Heimnetzgruppen-Mitglieder freigeben. Nach einem Klick auf weiter folgt jedoch ein neuer Schritt: Nun werden Sie aufgefordert, das Kennwort für die Heimnetzwerkgruppe einzugeben. War die Eingabe richtig, ist der Computer mitsamt seinen freigegebenen Ordnern Teil der Heimnetzgruppe und kann seinerseits auf alle dort freigegebenen Ordner und Bibliotheken zugreifen.
Auf Heimnetzgruppen-Ordner zugreifen
Im Netzwerk freigegebene Verzeichnisse rufen Sie ebenfalls über den WindowsExplorer auf. Klicken Sie auf den Namen der Heimnetzwerkgruppe, zeigt Windows alle Computer an, die ihr beigetreten sind. Zur besseren Übersicht wird jeder mitsamt seinem Namen angezeigt, darunter stehen die freigegebenen Ordner. Diese verhalten sich genauso wie lokale Verzeichnisse. Einen freigegebenen Ordner öffnen Sie wie gewohnt per Doppelklick und können alle Standard-Dateioperationen durchführen. Kann Windows keine Verbindung zu einem der Heimnetzwerkgruppen-Teilnehmer herstellen, etwa weil dieser Computer ausgeschaltet oder sein Netzwerkkabel abgezogen wurde, wird er zwar trotzdem mit seinem Namen angezeigt. Statt der freigegebenen Verzeichnisse blendet Windows dann aber den Hinweis Dieser Computer ist momentan nicht verfügbar ein.
Heimnetzgruppen-Parameter ändern
Welche Ordner für die Heimnetzwerkgruppe freigegeben sein sollen, können Sie jederzeit ändern. Klicken Sie dazu mit der rechten Maustaste auf Heimnetzgruppe und wählen Sie aus dem Kontextmenü den Eintrag Heimnetzgruppen-Einstellungen ändern. Im nächsten Fenster klicken Sie auf den Link Für die Heimnetzgruppe freigegebene Elemente ändern, um den FreigabeAssistenten erneut zu öffnen. Außerdem können Sie in den Heimnetzgruppen-Einstellungen auch das Kennwort ändern oder das Kennwort für die Heimnetzgruppe anzeigen oder drucken, wenn Sie es gerade
nicht parat haben. Soll der Computer nicht mehr Teil der Heimnetzgruppe sein, verabschieden Sie sich über Heimnetzgruppe verlassen.
Troubleshooting: NetzwerkVerbindungen überprüfen
Im Netzwerk- und Freigabecenter von Windows können Sie alle Netzwerk-Verbindungen überprüfen. Gestartet wird es in der Systemsteuerung über Netzwerk und Internet und Netzwerk- und Freigabecenter. Unter der Rubrik Aktive Netzwerke anzeigen sehen Sie, welcher Netzwerktyp gerade verwendet wird – steht hier nicht Privates Netzwerk, funktioniert auch das Heimnetzwerk nicht. Dieses Problem lässt sich wie im Abschnitt Private Netzwerke kon gurieren beschrieben aber einfach lösen. Rechts neben dem Netzwerktyp zeigt Ihnen Windows den aktuellen Status der Heimnetzwerk- gruppen-Verbindung an. Wurde noch keine Heimnetzgruppe erstellt, lautet der Status Bereit zum Erstellen. Klicken Sie auf diesen Link, startet der Heimnetzgruppen-Assistent. Existiert bereits eine Netzwerkgruppe und ist der Computer noch nicht Teil davon, können Sie diesen über einen Klick auf Zum Beitreten verfügbar zum Mitglied machen. Haben Sie sich mit dem Computer bereits in die Heimnetzgruppe eingeklinkt, lautet der Status Beigetreten.
Windows mit Mac OS und Linux vernetzen
Ein Heimnetzwerk muss sich nicht auf Windows-PCs beschränken, denn das Microsoft-OS arbeitet auch mit Linux- und Mac-Rechnern zusammen. Beide Betriebssysteme unterstützen das von Windows verwendete Netzwerkprotokoll SMB (Server Message Block) sowie dessen Erweiterung CIFS (Common Internet File System). Zudem verfügen sie bereits ab Werk über einen Samba-Client, der ihnen einen Zugriff auf Windows-Funktionen wie die Dateiund Druckfreigabe erlaubt. Linux und Mac OS können außerdem in die Server- statt in die Client-Rolle schlüpfen, also ihrerseits Freigaben zur Verfügung stellen, die sich unter Windows öffnen lassen.
Datenaustausch ohne Heimnetzgruppe
Es gibt nur eine Besonderheit: Mit dem Konzept der Heimnetzgruppen können Linux und Mac OS nichts anfangen, da es nur im Windows-Mikrokosmos funktioniert. Damit sich ein Windows-Ordner auf einem Linux- oder Mac-OS-System öffnen lässt, müssen Sie diesen erst unter Windows freigeben und einen Benutzer auswählen, der auf das Verzeichnis zugreifen darf. Und das geht so: Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den Ordner und wechseln Sie über Freigeben für zu Bestimmte Personen. Wählen Sie nun einen Benutzer aus, der auf dieses Verzeichnis zugreifen darf. Gibt es auf Ihrem PC nur ein Administratorkonto, emp ehlt es sich, ein zweites Benutzerkonto anzulegen. Am schnellsten geht das über die Kommandozeile. Über den Befehl net user [Benutzername] [Passwort] / add fügen Sie ein neues Konto hinzu. Zurück zur Dateifreigabe: Tragen Sie im Eingabefeld den Namen des Benutzers ein und klicken Sie auf Hinzufügen. Über die Berechtigungsebene bestimmen Sie, ob der Benutzer im Ordner nur Lesezugriff hat oder sowohl lesen als auch schreiben darf. Nach einem Klick auf Freigabe gibt Windows den Ordner im Netzwerk frei.
Direktzugriff auf freigegebene Ordner
Um mit einem Mac auf ein Windows-Netzlaufwerk zuzugreifen, klicken Sie im Finder auf Gehe zu und wählen Sie Mit Server verbinden. Als Serveradresse verwenden Sie smb://[Name oder IP-Adresse des Windows-Rechners]/[Name des freigegebenen Ordners]. Nach Eingabe von Benutzernamen und Passwort zeigt der Finder den Inhalt des Netzlaufwerks an. Nach dem gleichen Schema gehen Sie unter Linux vor, zum Beispiel mit Linux Mint und dem Dateibrowser Caja. Klicken Sie in der linken Leiste auf Netzwerk durchsuchen und dann doppelt auf den Windows-PC, auf dem die Freigabe eingerichtet wurde. Wählen Sie dann den gewünschten Ordner aus und geben Sie die Benutzernamen-Kennwort-Kombination ein, um Zugriff auf das Verzeichnis zu erhalten. whs