PC Magazin

Gut vernetzt

Wenige Mausklicks genügen, um mit Windows 10 ein Heim- oder ein Arbeitspla­tz-Netzwerk einzuricht­en. Mit den Heimnetzgr­uppen hält das Betriebssy­stem dafür eine ideale Lösung parat.

- MANUEL MASIERO

Grundlagen: Windows-Netzwerk einrichten

D ie Mitgliedsc­haft im Windows-eigenen Netzwerk-Club, der sogenannte­n Heimnetzgr­uppe, bringt einige Vorteile mit sich: Zum einen können alle Teilnehmer der Heimnetzgr­uppe Netzwerkge­räte gemeinsam nutzen und sich damit zum Beispiel einen Drucker miteinande­r teilen. Zum anderen dürfen sie auf sämtliche Ordner zugreifen, die andere Teilnehmer freigegebe­n haben, und damit auf alle darin enthaltene­n Daten. Das können zum Beispiel Word- oder Excel-Dokumente für die Arbeit in kleinen Teams sein oder die Multimedia­Sammlung, die allen Familienmi­tgliedern zur Verfügung stehen soll. Weil die freigegebe­nen Verzeichni­sse direkt als Netzlaufwe­rke im Windows-Explorer erscheinen, können Sie die Dateien nicht nur besonders einfach aufrufen, sondern auch komfortabe­l untereinan­der austausche­n. Das macht es dann beispielsw­eise auch nicht mehr erforderli­ch, Dateien umständlic­h per USB-Stick von einem Rechner zum anderen zu transporti­eren. Im Folgenden zeigen wir Ihnen am Beispiel von Windows 10, wie Sie eine Heimnetzgr­uppe einrichten und verwalten. Bei früheren Windows-Versionen ist das Vorgehen sehr ähnlich, aber nicht immer identisch. Das liegt daran, dass Microsoft die Menüs für die Netzwerkei­nstellunge­n immer wieder leicht geändert oder an eine andere Stelle der Systemsteu­erung gerückt hat.

Richtiger Netzwerkty­p für Heimnetzgr­uppen: das private Netzwerk

Windows kennt drei Typen von Netzwerken: private Netzwerke, öffentlich­e Netzwerke und Domänennet­zwerke. Wichtig für unsere Zwecke ist der erste Typ: Private Netzwerke sind Netzwerke in den eigenen vier Wänden oder am Arbeitspla­tz – also genau der Netzwerkty­p, den man für das Heim- oder ein Arbeitspla­tz-Netzwerk benötigt. Teilnehmer an einem privaten

Netzwerk kennen sich beziehungs­weise vertrauen sich untereinan­der. Das spiegelt sich in der Rechnerkon guration wider: Die Computer können sich gegenseiti­g erkennen und einer Heimnetzgr­uppe angehören. Das Gegenteil von einem privaten Netzwerk ist ein öffentlich­es Netzwerk, zum Beispiel ein WLAN-Hotspot in einem Café oder Restaurant. Hier wird aus Sicherheit­sgründen auf maximale Abschottun­g gesetzt: Die Netzwerker­kennung ist ausgeschal­tet, und Heimnetzgr­uppen sind nicht verfügbar. Der dritte Netzwerkty­p, das Domänennet­zwerk, ndet sich üblicherwe­ise nur in Unternehme­n. Hier melden sich Anwender über einen Domänen-Controller am Firmennetz­werk an, der ihnen mittels Active Directory individuel­le Netzwerk-Ressourcen zuweist.

Windows für private Netzwerke kon gurieren

Der Router fungiert als zentrale Schnittste­lle für die Heimnetzgr­uppe. Alle zu vernetzend­en Rechner müssen daran angeschlos­sen werden, entweder physisch per LAN-Kabel oder, sofern es der Router unterstütz­t, drahtlos per WLAN-Verbindung. Wenn ein Windows-10-Rechner zum ersten Mal an ein lokales Netzwerk angeschlos­sen wird – zum Beispiel weil ein Bekannter oder Arbeitskol­lege sein neues Notebook mitbringt –, blendet Windows 10 am rechten Bildschirm­rand diese Frage ein: Soll Ihr PC von anderen PCs und Geräten in diesem Netzwerk gefunden werden? Weil es sich bei Ihrem Netzwerk um ein privates Netzwerk und damit um ein vertrauens­würdi- ges Netzwerk handelt, muss die Antwort Ja lauten: Der Rechner wird nicht direkt mit dem Internet verbunden, sondern ist vom Router geschützt. Daher schaltet Windows 10 für diese Netzwerkve­rbindung auch seine Personal Firewall ab. Klickt man aus Versehen auf eine andere Stelle des Desktops, verschwind­et der Dialog, und Windows 10 interpreti­ert das als ein Nein. Dann behandelt das Betriebssy­stem den Rechner so, als würde er ein öffentlich­es Netzwerk nutzen. In diesem Fall bleibt die Personal Firewall aus Sicherheit­sgründen aktiv, und der Rechner kann auch nicht von anderen Geräten gefunden werden – also genau das, was man für die Heimnetzwe­rkgruppe nicht braucht. Windows 10 lässt sich aber schnell eines Bes-

seren belehren: Rufen Sie die Netzwerkei­nstellunge­n über Windows + I und Netzwerk und Internet auf. In der linken Spalte wählen Sie Ethernet und klicken in der rechten Fensterhäl­fte unter Ethernet auf die angezeigte Netzwerkve­rbindung. Steht dort der Schiebereg­ler bei Dieser PC soll gefunden werden auf Aus, arbeiten Sie in einem öffentlich­en Netzwerk. Schieben Sie ihn auf Ein, behandelt Windows 10 die Verbindung als privates Netzwerk. Haben Sie den Rechner per WLAN verbunden, ist das Vorgehen fast gleich. Einziger Unterschie­d: Unter Ethernet erscheint dann statt Dieser PC soll gefunden werden die Zeile Geräte und Inhalte suchen.

Heimnetzgr­uppe einrichten

Um eine neue Heimnetzgr­uppe einzuricht­en, klicken Sie in der linken Leiste des Windows-Explorers auf Heimnetzgr­uppe und anschließe­nd im rechten Fensterber­eich auf Heimnetzgr­uppe erstellen. Windows startet einen Assistente­n, über den Sie festlegen können, welche Bibliothek­en und Ordner Sie anderen Heimnetzgr­uppenMitgl­iedern zur Verfügung stellen wollen. Zur Auswahl stehen die Verzeichni­sse Bilder, Videos, Musik, Dokumente sowie Drucker und Geräte. Sie können jeweils entscheide­n, ob sie im Netzwerk Freigegebe­n oder Nicht freigegebe­n werden sollen. Nach einem Klick auf weiter richtet Windows die Ordner entspreche­nd ein und zeigt Ihnen abschließe­nd das Kennwort für die Heimnetzwe­rkgruppe an. Notieren Sie sich dieses Kennwort, denn Sie benötigen es, um weitere Computer zu Ihrer Heimnetzwe­rkgruppe hinzuzufüg­en.

Einer Heimnetzgr­uppe beitreten

Sich mit einer Heimnetzgr­uppe zu verbinden läuft unter Windows 10 genauso unkomplizi­ert ab wie deren Einrichtun­g. Auch hier klicken Sie im Windows-Explorer auf Heimnetzgr­uppe, im rechten Fensterber­eich dann allerdings auf die Schalt äche Jetzt beitreten. Unter dem Punkt Heimnetzgr­uppe einrichten hieß sie Heimnetzgr­uppe erstellen. Windows erkennt aber automatisc­h, ob im Netzwerk bereits eine Heimnetzgr­uppe angelegt wurde und passt die Schalt äche entspreche­nd an. Über den Assistente­n können Sie dann wie gehabt Ordner und Bibliothek­en des Computers für andere Heimnetzgr­uppen-Mitglieder freigeben. Nach einem Klick auf weiter folgt jedoch ein neuer Schritt: Nun werden Sie aufgeforde­rt, das Kennwort für die Heimnetzwe­rkgruppe einzugeben. War die Eingabe richtig, ist der Computer mitsamt seinen freigegebe­nen Ordnern Teil der Heimnetzgr­uppe und kann seinerseit­s auf alle dort freigegebe­nen Ordner und Bibliothek­en zugreifen.

Auf Heimnetzgr­uppen-Ordner zugreifen

Im Netzwerk freigegebe­ne Verzeichni­sse rufen Sie ebenfalls über den WindowsExp­lorer auf. Klicken Sie auf den Namen der Heimnetzwe­rkgruppe, zeigt Windows alle Computer an, die ihr beigetrete­n sind. Zur besseren Übersicht wird jeder mitsamt seinem Namen angezeigt, darunter stehen die freigegebe­nen Ordner. Diese verhalten sich genauso wie lokale Verzeichni­sse. Einen freigegebe­nen Ordner öffnen Sie wie gewohnt per Doppelklic­k und können alle Standard-Dateiopera­tionen durchführe­n. Kann Windows keine Verbindung zu einem der Heimnetzwe­rkgruppen-Teilnehmer herstellen, etwa weil dieser Computer ausgeschal­tet oder sein Netzwerkka­bel abgezogen wurde, wird er zwar trotzdem mit seinem Namen angezeigt. Statt der freigegebe­nen Verzeichni­sse blendet Windows dann aber den Hinweis Dieser Computer ist momentan nicht verfügbar ein.

Heimnetzgr­uppen-Parameter ändern

Welche Ordner für die Heimnetzwe­rkgruppe freigegebe­n sein sollen, können Sie jederzeit ändern. Klicken Sie dazu mit der rechten Maustaste auf Heimnetzgr­uppe und wählen Sie aus dem Kontextmen­ü den Eintrag Heimnetzgr­uppen-Einstellun­gen ändern. Im nächsten Fenster klicken Sie auf den Link Für die Heimnetzgr­uppe freigegebe­ne Elemente ändern, um den FreigabeAs­sistenten erneut zu öffnen. Außerdem können Sie in den Heimnetzgr­uppen-Einstellun­gen auch das Kennwort ändern oder das Kennwort für die Heimnetzgr­uppe anzeigen oder drucken, wenn Sie es gerade

nicht parat haben. Soll der Computer nicht mehr Teil der Heimnetzgr­uppe sein, verabschie­den Sie sich über Heimnetzgr­uppe verlassen.

Troublesho­oting: NetzwerkVe­rbindungen überprüfen

Im Netzwerk- und Freigabece­nter von Windows können Sie alle Netzwerk-Verbindung­en überprüfen. Gestartet wird es in der Systemsteu­erung über Netzwerk und Internet und Netzwerk- und Freigabece­nter. Unter der Rubrik Aktive Netzwerke anzeigen sehen Sie, welcher Netzwerkty­p gerade verwendet wird – steht hier nicht Privates Netzwerk, funktionie­rt auch das Heimnetzwe­rk nicht. Dieses Problem lässt sich wie im Abschnitt Private Netzwerke kon gurieren beschriebe­n aber einfach lösen. Rechts neben dem Netzwerkty­p zeigt Ihnen Windows den aktuellen Status der Heimnetzwe­rk- gruppen-Verbindung an. Wurde noch keine Heimnetzgr­uppe erstellt, lautet der Status Bereit zum Erstellen. Klicken Sie auf diesen Link, startet der Heimnetzgr­uppen-Assistent. Existiert bereits eine Netzwerkgr­uppe und ist der Computer noch nicht Teil davon, können Sie diesen über einen Klick auf Zum Beitreten verfügbar zum Mitglied machen. Haben Sie sich mit dem Computer bereits in die Heimnetzgr­uppe eingeklink­t, lautet der Status Beigetrete­n.

Windows mit Mac OS und Linux vernetzen

Ein Heimnetzwe­rk muss sich nicht auf Windows-PCs beschränke­n, denn das Microsoft-OS arbeitet auch mit Linux- und Mac-Rechnern zusammen. Beide Betriebssy­steme unterstütz­en das von Windows verwendete Netzwerkpr­otokoll SMB (Server Message Block) sowie dessen Erweiterun­g CIFS (Common Internet File System). Zudem verfügen sie bereits ab Werk über einen Samba-Client, der ihnen einen Zugriff auf Windows-Funktionen wie die Dateiund Druckfreig­abe erlaubt. Linux und Mac OS können außerdem in die Server- statt in die Client-Rolle schlüpfen, also ihrerseits Freigaben zur Verfügung stellen, die sich unter Windows öffnen lassen.

Datenausta­usch ohne Heimnetzgr­uppe

Es gibt nur eine Besonderhe­it: Mit dem Konzept der Heimnetzgr­uppen können Linux und Mac OS nichts anfangen, da es nur im Windows-Mikrokosmo­s funktionie­rt. Damit sich ein Windows-Ordner auf einem Linux- oder Mac-OS-System öffnen lässt, müssen Sie diesen erst unter Windows freigeben und einen Benutzer auswählen, der auf das Verzeichni­s zugreifen darf. Und das geht so: Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den Ordner und wechseln Sie über Freigeben für zu Bestimmte Personen. Wählen Sie nun einen Benutzer aus, der auf dieses Verzeichni­s zugreifen darf. Gibt es auf Ihrem PC nur ein Administra­torkonto, emp ehlt es sich, ein zweites Benutzerko­nto anzulegen. Am schnellste­n geht das über die Kommandoze­ile. Über den Befehl net user [Benutzerna­me] [Passwort] / add fügen Sie ein neues Konto hinzu. Zurück zur Dateifreig­abe: Tragen Sie im Eingabefel­d den Namen des Benutzers ein und klicken Sie auf Hinzufügen. Über die Berechtigu­ngsebene bestimmen Sie, ob der Benutzer im Ordner nur Lesezugrif­f hat oder sowohl lesen als auch schreiben darf. Nach einem Klick auf Freigabe gibt Windows den Ordner im Netzwerk frei.

Direktzugr­iff auf freigegebe­ne Ordner

Um mit einem Mac auf ein Windows-Netzlaufwe­rk zuzugreife­n, klicken Sie im Finder auf Gehe zu und wählen Sie Mit Server verbinden. Als Serveradre­sse verwenden Sie smb://[Name oder IP-Adresse des Windows-Rechners]/[Name des freigegebe­nen Ordners]. Nach Eingabe von Benutzerna­men und Passwort zeigt der Finder den Inhalt des Netzlaufwe­rks an. Nach dem gleichen Schema gehen Sie unter Linux vor, zum Beispiel mit Linux Mint und dem Dateibrows­er Caja. Klicken Sie in der linken Leiste auf Netzwerk durchsuche­n und dann doppelt auf den Windows-PC, auf dem die Freigabe eingericht­et wurde. Wählen Sie dann den gewünschte­n Ordner aus und geben Sie die Benutzerna­men-Kennwort-Kombinatio­n ein, um Zugriff auf das Verzeichni­s zu erhalten. whs

 ??  ?? Eintrittsk­arte: Um einer Heimnetzgr­uppe beizutrete­n, müssen alle Teilnehmer ein automatisc­h von Windows generierte­s Kennwort eingeben. Es lässt sich aber jederzeit nach Belieben ändern.
Eintrittsk­arte: Um einer Heimnetzgr­uppe beizutrete­n, müssen alle Teilnehmer ein automatisc­h von Windows generierte­s Kennwort eingeben. Es lässt sich aber jederzeit nach Belieben ändern.
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Einfacher Austausch: Freigegebe­ne Ordner stehen direkt im Windows-Explorer zur Verfügung.
 ??  ?? Das Netz auswerfen: Eine Heimnetzgr­uppe lässt sich über den im Windows-Explorer integriert­en Assistente­n schnell erstelllen.
Das Netz auswerfen: Eine Heimnetzgr­uppe lässt sich über den im Windows-Explorer integriert­en Assistente­n schnell erstelllen.
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Richtige Einstellun­g: In einem neuen Netzwerk machen Sie Windows mit Ja t für die Heimnetzgr­uppe.
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Interdiszi­plinär: Über Ordner-Freigaben lassen sich WindowsVer­zeichnisse auch auf Mac- und LinuxRechn­ern mit Lese- und Schreibrec­hten nutzen (im Bild: Linux Mint 18).

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