Große Daten tauschen
Computern sind bekanntlich keine Grenzen gesetzt, bis auf eine Disziplin: Datenübertragung. Wir zeigen Ihnen, welche Möglichkeiten Sie haben, schnell, unkompliziert und kostenlos große Dateien zu teilen.
Per Cloudspeicher, FTP oder Bittorrent
D atenübertragung ist eines der schwierigsten und hartnäckigsten IT-Probleme – ganz besonders seitdem hohe Bitraten bei Musik- und Videoformaten sowie hochaufgelöste Fotos weite Verbreitung gefunden haben. Wir zeigen Ihnen mögliche Lösungen auf, wie Sie eigene Mediendateien privat verbreiten können. Die Grenze für Dateianhänge per E-Mail ist üblicherweise 25 MByte, maximal mitunter 50 MByte. Jedoch sollten Sie derart riesige Anhänge lieber nicht ungefragt schicken, denn oft werden solche E-Mails aus Sicherheitsgründen vom Empfänger-Server standardmäßig blockiert. Ganz davon abgesehen, dass sie den E-Mail-Abruf verlangsa- men und so für den Empfänger alles andere als angenehm sind.
Bequeme Cloud-Speicher
Wer Besitzer eines Cloud-Speichers ist, hat bereits alle seine wichtigen Dateien auf mehreren PCs und Mobilgeräten synchronisiert. Diese Inhalte lassen sich problemlos teilen, typischerweise indem man im lokalen Ordner einzelne Dateien bzw. ganze Unterordner markiert und ihnen einen Link zum Teilen zuweist. Diesen können Sie sodann an Freunde und Bekannte weitergeben. Dazu muss die Datei nur einmal hochgeladen worden sein – der Cloud-Dienst erledigt den Rest. Und das muss Sie nicht einmal etwas kosten: Microsoft OneDrive schenkt seiner Kundschaft 5 GByte, Benutzer von Google Drive dürfen kostenlos auf ganze 15 GByte zugreifen. Dropbox bietet zwar nur 2 GByte, die aber mit Empfehlungen an Freunde auf 20 GByte aufgestockt werden können. Der Nachteil von CloudSpeichern ist, dass oft die Größe der Einzeldatei beschränkt ist (Onedrive: 15 GByte; Dropbox 20 GByte; aber Google: 15 TByte!) und dass eine so große Datei Ihr Freivolumen erst mal blockiert.
Dateihoster ohne Registrierung
Um das eigene Dateivolumen zu schonen, ist es möglich, auf einen sogenannten Da-
teihoster hochzuladen und an den Empfänger nur die Zugriffslinks zum Download zu verteilen. Aus der Liste der zahlreichen Anbieter sticht WeTransfer ( wetransfer.com) aus mehreren Gründen hervor. Der Upload verläuft unkompliziert und verlangt vom Benutzer nur das absolute Minimum an Informationen. Sie wählen einfach nur eine oder mehrere Dateien aus und geben Ihre eigene E-Mail-Adresse sowie die des Adressaten an. Der Dienst ist komplett kostenlos und nanziert sich durch Werbung, die während des Uploads eingeblendet wird. Der Link ist nur temporär verfügbar, um Missbrauch zu vermeiden. Und auch WeTransfer begrenzt die Dateigröße auf 2 GByte.
Der eigene FTP-Server
Wer größere Datenmengen tauscht oder mehrere Nutzer verwalten will, sollte über einen eigenen FTP-Server nachdenken. Im Gegensatz zu HTTP, das für die Übertragung von Web-Inhalten vorgesehen ist, reagiert FTP direkt auf Host-Anfragen. Außerdem erlaubt FTP mehrere parallele Upload- und Download-Vorgänge, die der Nutzer jederzeit pausieren und wieder aufnehmen kann. Im Folgenden zeigen wir Ihnen am Beispiel des Freeware-FTP-Servers Filezilla Schritt für Schritt, wie Sie Ihren eigenen WindowsPC in einen FTP-Server verwandeln und wie Sie diesen nutzen. Bitte beachten Sie, dass der Download für den Nutzer nur so schnell ist wie Ihre Upload-Grenze durch den Internet-Provider. Clients greifen auf den Server über eine mit SSL/TLC-verschlüsselte Verbindung zu, dennoch bildet FTP ein hohes Sicherheitsrisiko für Ihr Heimnetz. Aktivieren Sie den Server nur, wenn Sie auch einen konkreten Download ermöglichen wollen. 1 Installieren Sie auf dem Server-PC die Server-Version des Filezilla-FTP von unserer Heft-DVD. Leider ist das Server Interface nur in englischer Sprache erhältlich. Wählen Sie die Option Install as service,started with Windows (default) aus. Der Standardport für die Adminverbindung ist 14147 und sollte nicht geändert werden, außer der Port wird schon von einem anderen Programm genutzt. Starten Sie nun Filezilla, geben Sie die Host-Adresse 127.0.0.1 an und vergeben Sie ein Administrator-Passwort. 2 Erstellen Sie Ihre erste Benutzergruppe. Selbst wenn Sie vorhaben, den FTP-Zugang nur einigen wenigen Personen zu erteilen, emp ehlt es sich dennoch, eine Benutzergruppe festzulegen. So sparen Sie sich die Rechteverteilung für jede einzelne Person. Stattdessen reicht es, jeder Person eine be- reits de nierte Rolle zuzuweisen. Klicken Sie auf Edit/Groups und dann auf Add und legen Sie einen Namen für die Gruppe fest. Rufen Sie dann die Group Settings auf und schalten Sie Enable access for users inside group ein. Nun legen Sie fest, welche Ordner dieser Benutzergruppe zugänglich gemacht werden. In der Directories- Sektion de nieren Sie den Zugang zu Ordnern, inklusive Lese-, Schreib-, Löschrechten und mehr. Standardmäßig gelten alle Rechte für einen Ordner auch für alle Unterordner. Falls das nicht gewünscht ist, schalten Sie die +Subdirs- Option ab. Benutzer lassen sich ähnlich erstellen wie Gruppen. Klicken Sie auf Add in der UsersSektion und bestimmen Sie einen Benutzernamen und eine Gruppenzugehörigkeit.
Standardmäßig vergibt Filezilla keine Passwörter, sodass der Benutzername allein zum Login genügt. Vergessen Sie also bei der Benutzerregistrierung nicht, ein Passwort zu vergeben. In der Users- Sektion schalten Sie ebenfalls ein, dass SSL als Verschlüsselungsmethode für Logins benutzt werden muss. Zusätzlich bestimmen Sie hier auch, ob der Benutzer trotz Erreichens des User-Limits den Servers erreichen darf und wie viele Verbindungen auf einmal pro Nutzer erlaubt sind. Im IP Filter- Tab können Sie bestimmten IPAdressen den Zugriff verweigern. 3 Bestimmen Sie maximale Übertragungsraten. Unter dem Shared Limits- Tab legen Sie für jeden Benutzer eine Geschwindigkeitsbegrenzung für Download und Upload fest. Sind Sie nachts nicht auf Ihren Internetzugang angewiesen, emp ehlt es sich, die Begrenzung abhängig von der Tageszeit zu lockern. 4 Verbindung mit dem FTP-Server. Sind alle Benutzereinstellungen getätigt, testen Sie am besten den Zugang zum FTP-Server von einem Client-PC. Installieren Sie dafür die Client-Version von unserer Heft-DVD. Immerhin ist der FTP-Client auch auf Deutsch verfügbar. Damit sich ein Benutzer außerhalb Ihres Heimnetzwerks mit dem FTP verbinden kann, schalten Sie dies zuerst in den Server Options frei. Im Tab Passive Mode Settings in der linken Leiste angelangt, schalten Sie use the following IP an und geben dort Ihre externe IP-Adresse an. Sowohl die externe als auch die interne IP Ihres Rechners nden Sie in der Eingabeaufforderung des Server-PCs. Dort tippen Sie ipcon g ein und lesen bei der bestehenden Internetverbindung die jeweils gewünschte Adresse ab. Nachdem er die benötigte IP erhalten hat, wählt der Testbenutzer nun in seinem Filezilla-Client Servermanager vom DateiMenü aus, klickt auf Neuer Server und gibt dort alle erforderlichen Daten ein, inklusive der vorher vergebenen Zugangsdaten. Sind alle Angaben korrekt, sollte der Client nun Zugriff auf die vorher bestimmten Ordner haben. Falls die Verbindung scheitert, prüfen Sie, ob eine lokale Firewall den Vorgang behindert, und erlauben dort den Zugriff von außerhalb des Netzwerks. Falls die interne Firewall des lokalen Routers Probleme bereitet, schalten Sie diese entweder aus oder öffnen Sie manuell einen Port, um die Firewall zu umgehen. 5 Log-Dateien einsehen. Damit Sie auch jederzeit wissen, was auf Ihrem FTP-Server geschieht, erstellt FileZilla einen Log mit allen Sende- und Empfang-Anfragen. In der unteren Hälfte des Fensters sehen Sie alle verbundenen Clients mit Benutzernamen, IP-Adressen sowie welche Dateien mit welcher Geschwindigkeit übertragen werden.
Remote Sharing mit Teamviewer
Vornehmlich bekannt für Remote-Desktop-Anwendungen, eignet sich Teamviewer auch sehr gut zum Datenaustausch. Mit Teamviewer stellen Sie eine Verbindung zwischen Ihrem eigenen PC und einem (eventuell auch mobilen) Zielgerät her. So funktioniert’s: 1 Stellen Sie vor der Installation sicher, dass beide PCs die gleiche Teamviewer-Version benutzen, und starten Sie das Programm sodann auf beiden Rechnern. Der Bildschirm zeigt nun zwei Fenster unterschiedlicher Größe. Im kleinen Fenster rechts namens Computer & Kontakte loggen Sie sich auf beiden PCs mit einer kostenlosen Teamviewer-ID ein. 2 Jeder Computer besitzt eine eigene ID sowie ein automatisch generiertes Kennwort. Das dazugehörige Kennwort müssen
Sie sich merken, falls Sie andernorts spontan auf den Partner-PC zugreifen wollen. 3 Wählen Sie nun Datenübertragung aus und verbinden Sie sich. Sie sehen nun den Dateiübertragungs-Browser. Links im Fenster ist Ihre eigene Dateistruktur und gegenüber sind die Dateien des Ziel-PCs.
Wi-Fi Direct für Android
Zum Transfer zwischen Smartphones eignet sich die drahtlose Übertragung per Bluetooth und NFC schlecht. Die Übertragungsraten von bis zu 3 MBit/s für Bluetooth und 424 kBit/s für NFC sind schlicht zu langsam für große Dateien. Die ideale Lösung ist Wi Direct – eine Technologie, die seit Android 4.0 auf allen Smartphones und Tablets mit dem Betriebssystem von Haus aus kompatibel ist. Sie können damit – auch ohne selbst online zu sein – eine Verbindung mit Hotspots, Modems, Routern und anderen Smartphones aufbauen. Sie aktivieren Wi Direct unter Einstellungen/Netzwerk & Internet/WLAN/WLANEinstellungen/Erweitert/Wi- Direct. Ihr Android-Gerät sucht sodann nach anderen Geräten im näheren Umkreis. Die Übertragungsgeschwindigkeit ist mit über 54 MBit/s allen anderen verfügbaren Technologien bei Weitem überlegen. Verwendet wird dabei die Internetverbindung des Zielgeräts; wenn also kein WLAN-Zugriffspunkt vorhanden ist, muss Ihr Gegenüber einen Hotspot einrichten, damit der Vorgang über dessen Datenvolumen abgewickelt werden kann. Der einzige Nachteil ist der relativ hohe Akkuverbrauch während der Datenübertragung. Momentan sind noch immer Drittanbieter-Apps notwendig, um Wi- Direct in vollem Umfang zu nutzen. Wir empfehlen zum Beispiel die kostenlose App Send Anywhere. Fazit: Die einfachste Methode, Daten zu tauschen, ist sicher der meist ohnehin vorhandene eigene Cloud-Speicher, für größere Daten bis zu 2 GByte eignet sich auch WeTransfer sehr gut. Wer hingegen oft, viel und mit mehreren Nutzern tauscht, kommt um einen FTP-Server nicht herum. Bei allen Tauschvorgängen ist und bleibt der Flaschenhals nach wie vor die tendenziell dünne Updateleitung bei DSL. Das vermeidet Bittorrent am besten, sofern mehrere Leute eine Datei laden sollen. whs