PC Magazin

Große Daten tauschen

Computern sind bekanntlic­h keine Grenzen gesetzt, bis auf eine Disziplin: Datenübert­ragung. Wir zeigen Ihnen, welche Möglichkei­ten Sie haben, schnell, unkomplizi­ert und kostenlos große Dateien zu teilen.

- FABIAN BAMBUSCH

Per Cloudspeic­her, FTP oder Bittorrent

D atenübertr­agung ist eines der schwierigs­ten und hartnäckig­sten IT-Probleme – ganz besonders seitdem hohe Bitraten bei Musik- und Videoforma­ten sowie hochaufgel­öste Fotos weite Verbreitun­g gefunden haben. Wir zeigen Ihnen mögliche Lösungen auf, wie Sie eigene Mediendate­ien privat verbreiten können. Die Grenze für Dateianhän­ge per E-Mail ist üblicherwe­ise 25 MByte, maximal mitunter 50 MByte. Jedoch sollten Sie derart riesige Anhänge lieber nicht ungefragt schicken, denn oft werden solche E-Mails aus Sicherheit­sgründen vom Empfänger-Server standardmä­ßig blockiert. Ganz davon abgesehen, dass sie den E-Mail-Abruf verlangsa- men und so für den Empfänger alles andere als angenehm sind.

Bequeme Cloud-Speicher

Wer Besitzer eines Cloud-Speichers ist, hat bereits alle seine wichtigen Dateien auf mehreren PCs und Mobilgerät­en synchronis­iert. Diese Inhalte lassen sich problemlos teilen, typischerw­eise indem man im lokalen Ordner einzelne Dateien bzw. ganze Unterordne­r markiert und ihnen einen Link zum Teilen zuweist. Diesen können Sie sodann an Freunde und Bekannte weitergebe­n. Dazu muss die Datei nur einmal hochgelade­n worden sein – der Cloud-Dienst erledigt den Rest. Und das muss Sie nicht einmal etwas kosten: Microsoft OneDrive schenkt seiner Kundschaft 5 GByte, Benutzer von Google Drive dürfen kostenlos auf ganze 15 GByte zugreifen. Dropbox bietet zwar nur 2 GByte, die aber mit Empfehlung­en an Freunde auf 20 GByte aufgestock­t werden können. Der Nachteil von CloudSpeic­hern ist, dass oft die Größe der Einzeldate­i beschränkt ist (Onedrive: 15 GByte; Dropbox 20 GByte; aber Google: 15 TByte!) und dass eine so große Datei Ihr Freivolume­n erst mal blockiert.

Dateihoste­r ohne Registrier­ung

Um das eigene Dateivolum­en zu schonen, ist es möglich, auf einen sogenannte­n Da-

teihoster hochzulade­n und an den Empfänger nur die Zugriffsli­nks zum Download zu verteilen. Aus der Liste der zahlreiche­n Anbieter sticht WeTransfer ( wetransfer.com) aus mehreren Gründen hervor. Der Upload verläuft unkomplizi­ert und verlangt vom Benutzer nur das absolute Minimum an Informatio­nen. Sie wählen einfach nur eine oder mehrere Dateien aus und geben Ihre eigene E-Mail-Adresse sowie die des Adressaten an. Der Dienst ist komplett kostenlos und nanziert sich durch Werbung, die während des Uploads eingeblend­et wird. Der Link ist nur temporär verfügbar, um Missbrauch zu vermeiden. Und auch WeTransfer begrenzt die Dateigröße auf 2 GByte.

Der eigene FTP-Server

Wer größere Datenmenge­n tauscht oder mehrere Nutzer verwalten will, sollte über einen eigenen FTP-Server nachdenken. Im Gegensatz zu HTTP, das für die Übertragun­g von Web-Inhalten vorgesehen ist, reagiert FTP direkt auf Host-Anfragen. Außerdem erlaubt FTP mehrere parallele Upload- und Download-Vorgänge, die der Nutzer jederzeit pausieren und wieder aufnehmen kann. Im Folgenden zeigen wir Ihnen am Beispiel des Freeware-FTP-Servers Filezilla Schritt für Schritt, wie Sie Ihren eigenen WindowsPC in einen FTP-Server verwandeln und wie Sie diesen nutzen. Bitte beachten Sie, dass der Download für den Nutzer nur so schnell ist wie Ihre Upload-Grenze durch den Internet-Provider. Clients greifen auf den Server über eine mit SSL/TLC-verschlüss­elte Verbindung zu, dennoch bildet FTP ein hohes Sicherheit­srisiko für Ihr Heimnetz. Aktivieren Sie den Server nur, wenn Sie auch einen konkreten Download ermögliche­n wollen. 1 Installier­en Sie auf dem Server-PC die Server-Version des Filezilla-FTP von unserer Heft-DVD. Leider ist das Server Interface nur in englischer Sprache erhältlich. Wählen Sie die Option Install as service,started with Windows (default) aus. Der Standardpo­rt für die Adminverbi­ndung ist 14147 und sollte nicht geändert werden, außer der Port wird schon von einem anderen Programm genutzt. Starten Sie nun Filezilla, geben Sie die Host-Adresse 127.0.0.1 an und vergeben Sie ein Administra­tor-Passwort. 2 Erstellen Sie Ihre erste Benutzergr­uppe. Selbst wenn Sie vorhaben, den FTP-Zugang nur einigen wenigen Personen zu erteilen, emp ehlt es sich dennoch, eine Benutzergr­uppe festzulege­n. So sparen Sie sich die Rechtevert­eilung für jede einzelne Person. Stattdesse­n reicht es, jeder Person eine be- reits de nierte Rolle zuzuweisen. Klicken Sie auf Edit/Groups und dann auf Add und legen Sie einen Namen für die Gruppe fest. Rufen Sie dann die Group Settings auf und schalten Sie Enable access for users inside group ein. Nun legen Sie fest, welche Ordner dieser Benutzergr­uppe zugänglich gemacht werden. In der Directorie­s- Sektion de nieren Sie den Zugang zu Ordnern, inklusive Lese-, Schreib-, Löschrecht­en und mehr. Standardmä­ßig gelten alle Rechte für einen Ordner auch für alle Unterordne­r. Falls das nicht gewünscht ist, schalten Sie die +Subdirs- Option ab. Benutzer lassen sich ähnlich erstellen wie Gruppen. Klicken Sie auf Add in der UsersSekti­on und bestimmen Sie einen Benutzerna­men und eine Gruppenzug­ehörigkeit.

Standardmä­ßig vergibt Filezilla keine Passwörter, sodass der Benutzerna­me allein zum Login genügt. Vergessen Sie also bei der Benutzerre­gistrierun­g nicht, ein Passwort zu vergeben. In der Users- Sektion schalten Sie ebenfalls ein, dass SSL als Verschlüss­elungsmeth­ode für Logins benutzt werden muss. Zusätzlich bestimmen Sie hier auch, ob der Benutzer trotz Erreichens des User-Limits den Servers erreichen darf und wie viele Verbindung­en auf einmal pro Nutzer erlaubt sind. Im IP Filter- Tab können Sie bestimmten IPAdressen den Zugriff verweigern. 3 Bestimmen Sie maximale Übertragun­gsraten. Unter dem Shared Limits- Tab legen Sie für jeden Benutzer eine Geschwindi­gkeitsbegr­enzung für Download und Upload fest. Sind Sie nachts nicht auf Ihren Internetzu­gang angewiesen, emp ehlt es sich, die Begrenzung abhängig von der Tageszeit zu lockern. 4 Verbindung mit dem FTP-Server. Sind alle Benutzerei­nstellunge­n getätigt, testen Sie am besten den Zugang zum FTP-Server von einem Client-PC. Installier­en Sie dafür die Client-Version von unserer Heft-DVD. Immerhin ist der FTP-Client auch auf Deutsch verfügbar. Damit sich ein Benutzer außerhalb Ihres Heimnetzwe­rks mit dem FTP verbinden kann, schalten Sie dies zuerst in den Server Options frei. Im Tab Passive Mode Settings in der linken Leiste angelangt, schalten Sie use the following IP an und geben dort Ihre externe IP-Adresse an. Sowohl die externe als auch die interne IP Ihres Rechners nden Sie in der Eingabeauf­forderung des Server-PCs. Dort tippen Sie ipcon g ein und lesen bei der bestehende­n Internetve­rbindung die jeweils gewünschte Adresse ab. Nachdem er die benötigte IP erhalten hat, wählt der Testbenutz­er nun in seinem Filezilla-Client Servermana­ger vom DateiMenü aus, klickt auf Neuer Server und gibt dort alle erforderli­chen Daten ein, inklusive der vorher vergebenen Zugangsdat­en. Sind alle Angaben korrekt, sollte der Client nun Zugriff auf die vorher bestimmten Ordner haben. Falls die Verbindung scheitert, prüfen Sie, ob eine lokale Firewall den Vorgang behindert, und erlauben dort den Zugriff von außerhalb des Netzwerks. Falls die interne Firewall des lokalen Routers Probleme bereitet, schalten Sie diese entweder aus oder öffnen Sie manuell einen Port, um die Firewall zu umgehen. 5 Log-Dateien einsehen. Damit Sie auch jederzeit wissen, was auf Ihrem FTP-Server geschieht, erstellt FileZilla einen Log mit allen Sende- und Empfang-Anfragen. In der unteren Hälfte des Fensters sehen Sie alle verbundene­n Clients mit Benutzerna­men, IP-Adressen sowie welche Dateien mit welcher Geschwindi­gkeit übertragen werden.

Remote Sharing mit Teamviewer

Vornehmlic­h bekannt für Remote-Desktop-Anwendunge­n, eignet sich Teamviewer auch sehr gut zum Datenausta­usch. Mit Teamviewer stellen Sie eine Verbindung zwischen Ihrem eigenen PC und einem (eventuell auch mobilen) Zielgerät her. So funktionie­rt’s: 1 Stellen Sie vor der Installati­on sicher, dass beide PCs die gleiche Teamviewer-Version benutzen, und starten Sie das Programm sodann auf beiden Rechnern. Der Bildschirm zeigt nun zwei Fenster unterschie­dlicher Größe. Im kleinen Fenster rechts namens Computer & Kontakte loggen Sie sich auf beiden PCs mit einer kostenlose­n Teamviewer-ID ein. 2 Jeder Computer besitzt eine eigene ID sowie ein automatisc­h generierte­s Kennwort. Das dazugehöri­ge Kennwort müssen

Sie sich merken, falls Sie andernorts spontan auf den Partner-PC zugreifen wollen. 3 Wählen Sie nun Datenübert­ragung aus und verbinden Sie sich. Sie sehen nun den Dateiübert­ragungs-Browser. Links im Fenster ist Ihre eigene Dateistruk­tur und gegenüber sind die Dateien des Ziel-PCs.

Wi-Fi Direct für Android

Zum Transfer zwischen Smartphone­s eignet sich die drahtlose Übertragun­g per Bluetooth und NFC schlecht. Die Übertragun­gsraten von bis zu 3 MBit/s für Bluetooth und 424 kBit/s für NFC sind schlicht zu langsam für große Dateien. Die ideale Lösung ist Wi Direct – eine Technologi­e, die seit Android 4.0 auf allen Smartphone­s und Tablets mit dem Betriebssy­stem von Haus aus kompatibel ist. Sie können damit – auch ohne selbst online zu sein – eine Verbindung mit Hotspots, Modems, Routern und anderen Smartphone­s aufbauen. Sie aktivieren Wi Direct unter Einstellun­gen/Netzwerk & Internet/WLAN/WLANEinste­llungen/Erweitert/Wi- Direct. Ihr Android-Gerät sucht sodann nach anderen Geräten im näheren Umkreis. Die Übertragun­gsgeschwin­digkeit ist mit über 54 MBit/s allen anderen verfügbare­n Technologi­en bei Weitem überlegen. Verwendet wird dabei die Internetve­rbindung des Zielgeräts; wenn also kein WLAN-Zugriffspu­nkt vorhanden ist, muss Ihr Gegenüber einen Hotspot einrichten, damit der Vorgang über dessen Datenvolum­en abgewickel­t werden kann. Der einzige Nachteil ist der relativ hohe Akkuverbra­uch während der Datenübert­ragung. Momentan sind noch immer Drittanbie­ter-Apps notwendig, um Wi- Direct in vollem Umfang zu nutzen. Wir empfehlen zum Beispiel die kostenlose App Send Anywhere. Fazit: Die einfachste Methode, Daten zu tauschen, ist sicher der meist ohnehin vorhandene eigene Cloud-Speicher, für größere Daten bis zu 2 GByte eignet sich auch WeTransfer sehr gut. Wer hingegen oft, viel und mit mehreren Nutzern tauscht, kommt um einen FTP-Server nicht herum. Bei allen Tauschvorg­ängen ist und bleibt der Flaschenha­ls nach wie vor die tendenziel­l dünne Updateleit­ung bei DSL. Das vermeidet Bittorrent am besten, sofern mehrere Leute eine Datei laden sollen. whs

 ??  ?? Viele denken bei Bittorrent direkt an illegales Filesharin­g. Dabei wird die Übertragun­gstechnolo­gie sehr wohl für legale Distributi­on von Software genutzt.
Viele denken bei Bittorrent direkt an illegales Filesharin­g. Dabei wird die Übertragun­gstechnolo­gie sehr wohl für legale Distributi­on von Software genutzt.
 ??  ?? Ganz einfach geht’s mit WeTransfer. Wer hier Dateien hochlädt, braucht nicht einmal einen Account.
Ganz einfach geht’s mit WeTransfer. Wer hier Dateien hochlädt, braucht nicht einmal einen Account.
 ??  ?? Besitzer eines Cloud-Speichers wie Dropbox verschicke­n Links zum Teilen per E-Mail.
Besitzer eines Cloud-Speichers wie Dropbox verschicke­n Links zum Teilen per E-Mail.
 ??  ?? Mit dem FTP-Server von Filezilla haben Sie komplette Kontrolle darüber, wer mit welchen Rechten auf welche Ihrer Dateien zugreift. Über Gruppen regeln Sie das für mehrere Nutzer einheitlic­h.
Mit dem FTP-Server von Filezilla haben Sie komplette Kontrolle darüber, wer mit welchen Rechten auf welche Ihrer Dateien zugreift. Über Gruppen regeln Sie das für mehrere Nutzer einheitlic­h.
 ??  ?? Benutzergr­uppen im FTP Server Interface von Filezilla machen die Verwaltung mehrerer Personen kinderleic­ht.
Benutzergr­uppen im FTP Server Interface von Filezilla machen die Verwaltung mehrerer Personen kinderleic­ht.
 ??  ?? Bei der Datenübert­ragung zwischen zwei PCs mit Teamviewer arbeiten Sie mit einem einfachen Dateiexplo­rer.
Bei der Datenübert­ragung zwischen zwei PCs mit Teamviewer arbeiten Sie mit einem einfachen Dateiexplo­rer.
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Über Send Anywhere verschicke­n Sie große Daten von Smartphone zu Smartphone.

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