Schnüffel-Tools erkennen
Unternehmen und Detektiv-Agenturen arbeiten mit gut versteckter Überwachungssoftware am Smartphone und Laptop. Doch auch diese Programme lassen sich aufspüren und unschädlich machen.
Wird Ihr Handy oder Ihr Laptop überwacht?
Ü berwachen und kontrollieren Sie sämtliche Aktivitäten Ihrer Kinder auf allen Smartphones und Computern“: Mit diesem Satz wirbt die Firma Protect-Com für die Smartphone-Software mSpy, die die Daten der Telefongespräche genauso weiterleitet wie etwa den Inhalt von E-Mails oder die Liste der Kontakte. Auch andere Hersteller von Überwachungssoftware preisen ihre Produkte als Mittel zum Schutz von Kindern an. Dabei ist allerdings völlig klar, dass Spionagesoftware in erster Linie illegal ohne Wissen und Einverständnis der Betroffenen zum Ausforschen von Angestell- ten, Ehepartnern oder Konkurrenten eingesetzt wird. Lange Zeit galt die Überwachung der eigenen Kinder als rechtliche Grauzone, 2017 stellte die Bundesnetzagentur allerdings klar, dass auch die Privatsphäre von Kindern geschützt werden müsse, und zog eine Puppe und Kinderuhren mit Überwachungsfunktion aus dem Verkehr. Generell ist die Software-Überwachung anderer Personen in Deutschland lediglich mit deren Einverständnis erlaubt. Ausnahmen sind nur dann zulässig, wenn es einen konkreten Anlass gibt, wie etwa den Verdacht, dass ein Mitarbeiter Firmeneigentum stiehlt.
Mobilgeräte ausspionieren
Für die Schnüf er werden Smartphones immer interessanter, da sie auch den Standort und Bewegungsdaten liefern. Ganz gleich, ob sie mit Android oder iOS laufen, sie sind nicht vor Überwachung geschützt. Die bereits erwähnte Firma ProtectCom vertreibt die App mSpy, die eine lückenlose Kontrolle der getätigten und angenommenen Anrufe und SMS, geschriebenen und empfangenen E-Mails, besuchten Webseiten, des aktuellen Standorts sowie sämtlicher Chat-Aktivitäten erlaubt. Android-Geräte müssen für die Installation von mSpy allerdings gerootet werden, bei iPhones genügt ein Zugang zum iCloud-Konto des Besitzers. Ist das nicht gegeben, muss ein Jailbreak durchgeführt werden. Und während mSpy Anrufe lediglich protokolliert, können Pro programme wie FlexiSpy oder Spyera die Gespräche sogar live übertragen. Für den Einsatz dieser Tools haben verschiedene Urteile jedoch hohe Hürden de niert. So müssen Arbeitnehmer darüber informiert werden, dass das Smartphone überwacht wird. Und selbst dann darf der Arbeitgeber keine Privatgespräche mithören oder auswerten. Im Gegensatz zum PC ist leider die Auswahl an Antispyware-Tools für Android und iOS nicht groß. Hier sind die Anwender im Wesentlichen auf die Antiviren-Programme der großen Hersteller angewiesen. Eine der wenigen Ausnahmen ist die App Privacy Scanner von lighthouse, die jedoch auch nicht sämtliche Spyware-Varianten kennt. Smartphone-Besitzer sollten daher das Verhalten ihrer Geräte im Blick behalten. Wenn die Akkuleistung schlagartig nachlässt und das Telefon deutlich häu ger geladen werden muss oder das übertragene Datenvolumen massiv ansteigt, ist Misstrauen ange-
sagt. Bei der Suche nach Spyware können dann die erwähnten Apps helfen. Endgültige Sicherheit schafft jedoch erst ein Reset auf die Werkseinstellungen.
Von Mikrofonen und Keyloggern
Das bekannteste Überwachungsprogramm für PCs und Notebooks dürfte Orvell Monitoring sein, ebenfalls von ProtectCom. Zum Preis von rund 60 Euro bekommt man eine Software, die regelmäßig Screenshots des Desktops aufnimmt, die besuchten Webseiten und benutzten Anwendungen protokolliert, Tastenanschläge aufzeichnet sowie die Kommunikation über E-Mail, soziale Medien und Chatprogramme kontrolliert. Die Auswertungen liefert es in Form von Text- oder Excel-Tabellen und AVI-Videos, eine Netzwerkversion macht eine direkte Überwachung des PCs möglich. Allein der günstige Preis widerspricht einer reinen Nutzung im Business-Bereich. Ebenfalls weitverbreitet sind Remote-Control-Programme, die den aktuellen Bildschirminhalt per Netzwerk oder Internet an einen anderen Computer übertragen. Dazu zählt der Remotedesktop von Windows genauso wie VNC oder das in der Grundversion kostenlose AnyDesk. Sie alle haben jedoch den Nachteil, dass der überwachte PC die Kontaktaufnahmen meldet. Lediglich spezielle Überwachungstools wie SniperSpy oder die frei verfügbaren Trojaner Imminent Monitor und DarkComet halten sich bedeckt. Schließlich ndet man im Internet noch Tools, die lediglich einzelne Überwachungsaufgaben erfüllen. Dazu zählen Programme zum Aufzeichnen der Tastatureingaben wie Refog Keylogger genauso wie Webcam-Spione vom Schlag eines iSpy. Keylogger gibt es auch als Hardware-Verbindungsstück zwischen Tastatur und USB-Buchse, um Eingaben per WLAN zu übertragen. Programme wie iSpy können auch das Mikrofon eines Notebooks kapern und die Raumgeräusche aufzeichnen.
Direkter Zugriff auf den fremden Computer erforderlich
Die größte Schwierigkeit bei der Überwachung von Computern oder Smartphones mit den beschriebenen Tools ist, dass für die Einrichtung ein direkter Zugriff auf die Geräte erforderlich ist. Drive-by-Downloads, bei denen die Software unbemerkt vom Anwender beim Besuch einer Website installiert wird, und ähnliche Methoden sind nur in der kriminellen Hacker-Szene zu nden. Eine wichtige Regel für den Schutz der eigenen Privatsphäre lautet daher, sich beim Verlassen des Computers immer abzumelden und für die Anmeldung beim Smartphone eine PIN oder andere Sicherheitsfunktion zu aktivieren. Auch eine regelmäßige Kontrolle der USB-Anschlüsse am PC ist ratsam, um Keylogger schnell zu identi zieren. Gleichzeitig sollte man jedoch insbesondere im Unternehmensumfeld niemals vergessen, dass der Administrator freien Zugriff auf jeden Computer hat. So kann er nicht nur unbemerkt beliebige Software installieren, sondern übers Netzwerk auch bequem auf Protokolle und Live-Übertragungen zugreifen.
Spyware ist gut getarnt
Die Suche und Beseitigung von Spyware auf dem PC ist ebenfalls schwierig, da sich viele dieser Tools gut tarnen. Sie tauchen nicht in der Liste der installierten Programme beziehungsweise Apps auf, noch machen sie sich in der Taskleiste oder durch Statusmeldungen bemerkbar. Einige Spionage-Tools werden von Antiviren-Software erkannt und beseitigt, aber darauf können Sie sich nicht verlassen. Größeren Erfolg versprechen spezielle Antispyware-Tools wie AdAware und Spybot – Search and Destroy, die zudem auch Adware aus dem System entfernen. Daneben existieren einige kleinere, spezialisierte Anwendungen, die gezielt nach professioneller Spionage-Software fahnden. Dazu gehören die Freeware SpyDetectFree oder auch die Software Detekt, die auch den Bundestrojaner aufspüren soll.