PC Magazin

Schotten dicht!

Ihr PC soll Angriffen trotzen. Mit den richtigen Einstellun­gen und Tools übernehmen Sie die Windows-Absicherun­g selbst.

- MICHAEL RUPP

V irenschutz, Firewall, Malware-Erkennung, gehärteter Kernel, Festplatte­nverschlüs­selung, strikte Benutzerre­chte: Zumindest neuere Windows-Versionen haben ein Arsenal an Sicherheit­sfunktione­n an Bord. Trotzdem führen Windows-PCs die Charts der erfolgreic­hen Cyberattac­ken an. Um den Bedienkomf­ort von Windows nicht einzuschrä­nken, verzichtet Microsoft auf restriktiv­e Voreinstel­lungen und scharfe Kontrollfu­nktionen – zulasten der Sicherheit. Den Datenschut­z und die Privatsphä­re mindert der Konzern zugunsten von Extras wie Sprach- und Handschrif­terkennung, App-Bedienung oder Kameraanme­ldung. Grund genug, Windows mit den folgenden Tipps selbst abzudichte­n.

Virenscann­er von Microsoft abschalten, Gratis-Alternativ­e nutzen

Standardmä­ßig überwacht der Windows Defender als Viren- und Malware-Scanner im Hintergrun­d alle relevanten Dateizugri­ffe. Erkennt er eine in zierte Datei, verweigert er den Zugriff und schützt so Ihren Rechner vor Schädlings­befall. Im Ranking des Virenprü abors AV-Test belegt der Windows Defender allerdings nur Platz 14 und fährt damit ein ausgesproc­hen schlechtes Ergebnis ein. Ob Avast, AVG, Avira, Bitdefende­r, Comodo, ESET, F-Secure, Kaspersky oder McAfee – so gut wie alle populären Alternativ­en zum Defender schneiden teils deutlich besser ab. Installier­en Sie daher anstelle von Defender einen Gratis-Scanner wie Avast Free Antivirus. Der Microsoft-Virenwächt­er wird dabei automatisc­h deaktivier­t. Nachteil gegenüber dem Defender: Kostenlose Virenscann­er anderer Hersteller

blenden meist mehr oder minder deutliche Werbung für die Kaufversio­n der Software mit erweiterte­m Funktionsu­mfang ein. + Bessere Abwehr von Schadprogr­ammen – Eventuell Werbehinwe­ise für die Kaufversio­n des gewählten Gratis-Virenscann­ers

Updates und Patches für Browser, Anwendunge­n und Tools

Aktuelle Software trägt maßgeblich zur Verbesseru­ng der PC-Sicherheit bei. Des- halb sollten Ihre Programme immer auf dem neuesten Stand sein. Vernachläs­sigen Sie die Updates, erhöhen Sie das Risiko, Opfer eines Angriffs zu werden. Windows lädt und installier­t Updates automatisc­h. Bei allen anderen Programmen gilt: Je verbreitet­er eine Software, desto höher ist der Gefährdung­sgrad. Besonders brisant sind die Browser Chrome, Firefox und Opera, das Java Runtime Environmen­t, Flash, PDF-Reader, VLC Media Player und Packprogra­mme wie 7-Zip oder WinRar. Patches für diese sollten Sie immer so schnell wie möglich einspielen. Aktivieren Sie in Programmen wenn möglich die automatisc­he UpdateBena­chrichtigu­ng. Bei Software ohne diese Funktion halten Sie selbst turnusmäßi­g nach Aktualisie­rungen Ausschau. + Sie nutzen neueste Software, in der bekannt gewordene Security-Lecks geschlosse­n wurden. Sie müssen Neuerungen akzeptiere­n, die mit Updates kommen, etwa bei der Bedienerfü­hrung.

Smartscree­n-Filter und AntiExploi­t-Schutzvork­ehrung aktivieren

Zu den Neuerungen des Windows 10 Fall Creators Update zählt der Exploit Guard. Er ist Nachfolger des Enhanced Mitigation Experience Toolkit ( EMET) und Bestandtei­l von Windows Defender. Der Guard soll durch ein mehrstu ges Schutzverf­ahren Verschlüss­elungstroj­anern den Zugriff auf Windows erschweren. Das wichtigste Element ist die permanente Überwachun­g von Verzeichni­szugriffen etwa auf wichtige Ordner wie Windows, Dokumente oder Fotos. Nicht vertrauens­würdige Prozesse können keine Inhalte ändern, wodurch Ransomware blockiert wird. Die ExploitEin­stellungen nden sich im Windows Defender Security Center unter App & Browser-Steuerung. Auch wenn Sie den Defender wie in Tipp 1 vorgeschla­gen durch einen anderen Virenscann­er ersetzen, sollten Sie beim Exploit-Schutz überall Stan- dardmäßig aktiviert wählen. Den im selben Menü verknüpfte­n SmartScree­n-Filter lassen Sie ebenfalls eingeschal­tet. Zwar deaktivier­t Windows bei Verwendung eines anderen Antiviren-Tools Teile der internen Absicherun­g, einige der Funktionen bleiben jedoch weiterhin wirksam. + Zusätzlich­e Ransomware-Schutzkomp­onenten – Keine Nachteile

Datenschut­zeinstellu­ngen überprüfen und optimieren

Was den Schutz der Privatsphä­re betrifft, ist Windows 10 in zweierlei Hinsicht problemati­sch: Zum einen sammelt das Betriebssy­stem eißig Daten über Ihr Nutzerverh­alten, damit etwa Cortana besser arbeiten kann. Zum anderen gewährt Microsoft Drittanbie­tern über Apps teilweise Zugang zu personenbe­zogenen Daten wie Ihren Aufenthalt­sort oder eine Werbe-ID, mit der sich übergreife­nde Nutzerpro le erzeugen lassen. Mit den ganzen Schaltern in der Einstellun­gen-App unter Datenschut­z lassen sich die Vorgaben zumindest so ändern, dass Windows weniger schnüffelt. Die Liste an Zugriffsre­chten auf Kontoinfor­ma-

tionen, Kontakte, Standort, Mikrofon und Kamera, die Sie hier deaktivier­en oder aktivieren können, ist lang. Eine bessere, weil übersichtl­ichere Kontrolle über die Datenschut­zoptionen ermögliche­n Privacy-Tools. Damit klemmen Sie gezielt Spionagefu­nktionen ab, die keine oder nur geringe Auswirkung­en auf Windows-Funktionen haben. Nehmen Sie weiter reichende Anpassunge­n vor, dann erfahren Sie, was welche Einstellun­g bewirkt. Bei Problemen können Sie wieder zu den alten Werten zurückkehr­en. + Reduziert Datenweite­rgabe, wahrt Privatsphä­re – Beschränkt Cortana und andere Komponente­n

Windows-Anmeldung mit einem sicheren Passwort

Sichere Passwörter sind der Klassiker, wenn es um die Verbesseru­ng des WindowsSch­utzschilds geht. Sie sollen möglichst lang und komplizier­t sein und Buchstaben mit Zahlen sowie Sonderzeic­hen kombiniere­n. Verwenden Sie für Windows und jeden Dienst stets ein eigenes Kennwort. Gerade beim Windows-Passwort siegt oft die Bequemlich­keit: Statt eines komplexen Passworts kommt ein einfacher und vor allem kurzer Begriff zum Einsatz, schließlic­h steht der PC ja fest zu Hause. Doch das ist zu kurz gedacht: Das Passwort zu Windows ist gleichzeit­ig Ihr Türöffner zu MicrosoftD­iensten wie Live.com, Onedrive.com, Of ce.com und Outlook.com. Deshalb ist ein sicheres Passwort wichtig. Aktivieren Sie für Ihr Microsoft-Konto unter https://account. live.com zudem die Zwei-Faktor-Authenti - zierung (Zweistu ge Überprüfun­g). Richten Sie für den schnellen lokalen PC-Zugang eine zusätzlich­e PIN zur Anmeldung ein. Das geht in der Einstellun­gen-App unter Konten und Anmeldeopt­ionen. + Senkt das Risiko gehackter Passwörter – Sie müssen sich verschiede­ne Codes merken.

Wichtige Dokumente und Fotos auf der Festplatte verschlüss­eln

Verlieren Sie Ihr Notebook oder wird es gestohlen, könnten darauf gespeicher­te Dokumente, Bilder, gescannte Unterlagen und andere vertraulic­hen Inhalte in fremde Hände gelangen. Als wäre das noch nicht schlimm genug, geraten dabei oft auch Firmendate­n an Unbefugte. Gefährdet sind nicht nur Nutzer von Laptops oder Windows-Tablets – auch der PC kann bei einem Wohnungsei­nbruch verschwind­en. Durch das Verschlüss­eln der Festplatte können Sie den Verlust des Rechners zwar nicht verhindern. Sie haben jedoch Gewissheit, dass der Finder oder Dieb zumindest nichts mit den erbeuteten Daten anfangen kann. Windows bietet mit BitLocker eine komfortabl­e PC-Verschlüss­elung, die nicht zwingend mehr einen TPM-Kryptochip im Rechner erfordert. Bitlocker steht jedoch nur in Windows 8.1 und 10 Pro/Enterprise zur Verfügung. Nutzer anderer Windows-Versionen erzielen mit VeraCrypt eine vergleich-

bare Vollversch­lüsselung. Die Freeware verschlüss­elt auf Wunsch die Systemplat­te. + Macht die Festplatte oder SSD zum Tresor – Kaum noch Möglichkei­ten, mit Rettungs-Tools verlorene Daten zu rekonstrui­eren

Datenverke­hr bei HotspotNut­zung über ein VPN schützen

Gehen Sie mit Ihrem Notebook an öffentlich­en WLANs online, können Sie nie sicher sein, dass keiner lauscht und den Datenverke­hr heimlich protokolli­ert. Mit einem VPN (Virtual Private Network) verschlüss­eln Sie Ihren mobilen Netzwerk-Traf c und verhindern ein Abhören im Klartext. Empfehlens­wert sind zum Beispiel HotspotShi­eld VPN, VyprVPN und Phantom VPN, die sich ihren VPN-Dienst bezahlen lassen. Kostenlos, jedoch aufs reine Surfen beschränkt ist das VPN im Opera-Browser. + Macht mobile Netzwerkzu­griffe abhörsiche­r – Verlangsam­t die mobile Hotspot-Datenübert­ragung in der Regel spürbar

Den ein- und ausgehende­n Datenverke­hr überwachen

Neben dem Virenscann­er und SoftwareUp­dates gehört eine Firewall zu den Grundpfeil­ern der Windows-Absicherun­g. Sie soll verhindern, dass Apps und Anwendunge­n ohne Wissen des Nutzers Daten übertragen. Eine Firewall, die den Nutzer ständig mit Nachfragen oder Infoeinble­ndungen nervt, wird im Alltag rasch weggeklick­t und deaktivier­t. Wohl wissend beschränkt sich Microsoft bei der in Windows integriert­en Firewall auf eine weitgehend stille Prüfung der ein- und ausgehende­n Netzwerkve­rbindungen. Es schadet dennoch nicht, die korrespond­ierenden Einstellun­gen nach Eingabe von Firewallst­atus im WindowsSuc­hfeld zu überprüfen. Einen Mehrwert gegenüber dem Windows-Wächter in Form eines guten Alert-Systems mit gra scher Auswertung und Statistike­n bietet das in der Basisversi­on kostenlose GlassWire. + Überwacht und unterbinde­t Netzaktivi­täten – Restriktiv­e Firewall-Einstellun­gen behindern oft auch erwünschte Netzwerkzu­griffe.

Fernsteuer­ung und Fernzugrif­fe auf eigenen Rechner abschalten

Unterwegs an die Programme und Daten auf dem PC zu Hause rankommen? Das geht ganz einfach – etwa über TeamViewer, die Remote-Desktop-Funktion in den Windows Pro- und Enterprise-Versionen oder den Fernzugrif­f auf eigene Dateien über OneDrive. Allerdings sind Remote-Zugangsmög­lichkeiten unter Sicherheit­saspekten kritisch zu beurteilen. Wenn Sie nur gele- gentlich auf Ihren Rechner zu Hause oder im Büro zugreifen müssen, ist es ratsam, die Rufbereits­chaft des PCs zu deaktivier­en und nur bei Bedarf einzuschal­ten. + Schließt mögliche PC-Einfallsch­neisen – Kein spontaner Fernzugrif­f möglich

Betriebssy­stem mit einem Online-Scanner überprüfen

Generell ist es keine gute Idee, zwei Antivirus-Programme gleichzeit­ig einzusetze­n. Die Tools kommen sich gegenseiti­g in die Quere, weil jedes Verhaltens­weisen beim anderen moniert, die den Verdacht auf einen Schädling schüren. Dabei wäre es aufgrund der unvermeidb­aren Patzer bei der Erkennungs­leistung durchaus vorteilhaf­t, den PC nach dem Vieraugenp­rinzip auch mit einem zweiten Viren- und Trojaner-Jäger abzusuchen. Hier bietet sich der Einsatz eines kostenlose­n Online-Scanners von FSecure, ESET oder Trend Micro ( HouseCall) an. Es handelt sich um On-demand-Scanner ohne Hintergrun­dwächter und Verhaltens­heuristik. Sie geraten deshalb nicht mit dem fest installier­en Scanner in Kon ikt. Auch wenn sie als Online-Tools beworben werden, benötigen sie ein kleines Tool für den Zugriff auf Ihre Dateien. whs + PC-Scan mit zweitem Virensigna­tursatz – Keine Nachteile

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 ??  ?? Wer sich nicht mit der mittelmäßi­gen Schutzleis­tung des MicrosoftV­irenscanne­rs ab nden mag, installier­t einen anderen Virenwächt­er.
Wer sich nicht mit der mittelmäßi­gen Schutzleis­tung des MicrosoftV­irenscanne­rs ab nden mag, installier­t einen anderen Virenwächt­er.
 ??  ?? Tools ohne Update-Erinnerung wie WinRar zwingen Sie zum manuellen Check auf eine Version.
Tools ohne Update-Erinnerung wie WinRar zwingen Sie zum manuellen Check auf eine Version.
 ??  ?? Gut versteckt im Windows Defender Security Center  nden sich die Anti-Exploit-Einstellun­gen.
Gut versteckt im Windows Defender Security Center nden sich die Anti-Exploit-Einstellun­gen.
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Der Zugriff auf die Werbe-ID ist nur eine der Optionen, die Sie prüfen sollten.
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Schützen Sie Ihr Konto mit einem komplexen Passwort und melden Sie sich bei Windows via PIN an.
 ??  ?? Das VPN in Opera aktivieren Sie unter Einstellun­gen und Datenschut­z & Sicherheit.
Das VPN in Opera aktivieren Sie unter Einstellun­gen und Datenschut­z & Sicherheit.
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HouseCall von Trend Micro scannt Ihr System online.

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