Unterwegs-LAN
Wer auf einer Geschäftsreise, im Urlaub oder anderweitig unterwegs ist, möchte auf seinen Internetzugang nicht verzichten – und wenn möglich, dann auch gleich für mehrere Geräte.
M it einem kleinen Netzwerk für unterwegs verbinden Sie Notebook, Smartphone und andere Clients gleichzeitig mit dem Internet. Dadurch sind die angeschlossenen Geräte lokal vernetzt, sodass Datentransfers nicht zwangsläu g über die Cloud abgewickelt werden müssen. Der folgende Artikel zeigt verschiedene Möglichkeiten auf, um sich unterwegs ein kleines Netzwerk samt Online-Anbindung einzurichten. Je nach Verfügbarkeit vor Ort können Sie Ihr Netzwerk per Mobilfunk ans Internet anbinden, einen WLAN-Hotspot nutzen oder auf einen vorhandenen LAN-Anschluss zurückgreifen.
Netzwerk über Mobilfunk
Sind unterwegs weder LAN-Anschluss noch WLAN-Hotspots verfügbar, kommt nur eine Verbindung über Mobilfunk (SIM-Karte) infrage. Voraussetzung ist natürlich, dass vor Ort eine ausreichend gute Mobilfunkversorgung vorliegt. Um Übertragungsraten im einstelligen Mbit/s-Bereich zu erhalten, sollten die Netzbetreiber zumindest UMTS (3G) verbaut haben, in dichter besiedelten Regionen ist oftmals schon die deutlich schnellere LTE-Technik (4G) verfügbar. Doch Vorsicht: Um diese nutzen zu können, muss auch das eigene Mobilfunkmodem in Smartphone, Notebook oder Router LTE unterstützen – und ebenso der genutzte Mobilfunktarif. Denn in vielen Datentarifen ist die maximale Übertragungsrate auf 3GGeschwindigkeit gedrosselt, während die schnelle LTE-Verbindung zusätzlich kostet. Der Nachteil einer mobilen Datenverbindung via SIM-Karte liegt in ihrem begrenzten Traf c-Volumen. Größere Datenmengen, wie sie beispielsweise beim Videostreaming (Net ix & Co.) anfallen, zehren dieses Volumen sehr schnell auf. Dafür sind die Preise für den monatlichen Mobilfunk-Traf c in jüngster Zeit erheblich gesunken. Und seit Juni 2017 berechnen viele Mobilfunk-Provider keine Roaming- Gebühren mehr – zumindest nicht innerhalb der rund 30 EU-Staaten. Es spielt also keine Rolle mehr, ob Sie Ihren MobilfunkTraf c in Hamburg, Wien, Madrid oder an der französischen Riviera „versurfen“. Sie müssen keine teuren Tages- oder Wochenpässe mehr erwerben, um Ihre E-Mails checken zu können. Ob der eigene Mobilfunktarif ebenfalls auf Roaming-Gebühren im (EU-)Ausland und in anderen Ländern verzichtet, erfahren Sie von Ihrem Mobilfunk-Provider. Unter www.handytarif-test.de erhalten Sie einen sehr guten Überblick über die neue Regelung und wie diese von den einzelnen Mobilfunk-Providern umgesetzt wird. Wer sich ein kleines Netzwerk mit Mobilfunkanbindung ohne große Zusatzinvestitionen einrichten möchte, verwendet einfach sein Smartphone als mobilen Hotspot.
Das Smartphone als mobiler Hotspot
Der Mobilfunkanschluss eines Smartphones lässt sich über Bluetooth, USB-Kabel oder per WLAN (mobiler Hotspot) auch von anderen Endgeräten (Notebook, Tablet, PC, weiteres Smartphone …) nutzen, was auch
als Tethering bezeichnet wird. Das Tethering per WLAN hat allerdings den Vorteil, dass auch mehrere Geräte gleichzeitig die Online-Anbindung des Smartphones nutzen können. WLAN-Tethering wird inzwischen von den meisten Android-, iOS- und Windows-Smartphones unterstützt. Auch vonseiten der Mobilfunkprovider gibt es zumindest in Deutschland kaum noch Verträge, die das Tethering explizit verbieten. Achten Sie bei der Einrichtung von WLANTethering in Ihrem Smartphone darauf, dass Sie die WPA2-Verschlüsselung mit einer ausreichend starken Passphrase (mindestens 12-stellig, Klein-/Großbuchstaben, Ziffern) wählen. Die Geschwindigkeit der Online-Verbindung hängt von der maximal möglichen Datenrate im Mobilfunkvertrag, vom Mobilfunkempfang vor Ort und von der Anzahl der am Smartphone-Hotspot angeschlossenen (und Traf c verursachenden) Clients ab. Hinzu kommt die Leistungsfähigkeit des im Handy verbauten WLAN-Chipsatzes. Unter Android lassen sich (angeblich) bis zu zehn WLAN-Clients gleichzeitig per WLAN-Tethering mit dem Smartphone verbinden. Ein älteres Galaxy-Nexus-Smartphone (Android 4.3) kommt mit seinem UMTS-Modem bereits mit zwei angebundenen Notebooks einigermaßen zurecht. Wenn beide Clients gleichzeitig surfen, kommt es an einem der beiden Geräte bereits zu spürbaren Verzögerungen. Noch problematischer ist die Datenübertragung zwischen zwei Clients im lokalen Netzwerk, die vor allem von älteren Smartphones erheblich gebremst wird. Interessant: Bei vielen Smartphones mit Dualband-WLAN können Sie wählen, ob der Tethering-Hotspot über 2,4 GHz oder 5 GHz funkt. Und natürlich sollte Ihnen klar sein, dass die WLAN-Client-Funktion des Smartphones beim Tethering automatisch deaktiviert wird. Erst wenn Sie das WLAN- Tethering beenden, können Sie Ihr Smartphone wieder als WLAN-Client verwenden. Tipp: Wer auf seiner Fritzbox zu Hause den VPN-Server aktiviert und das dazu passende VPN-Pro l im Smartphone einrichtet, kann das Tethering zusätzlich absichern. Bei VPN-Apps wie beispielsweise CyberGhost funktioniert der VPN-Tunnel über die Mobilfunkverbindung des Smartphones erst in der kostenp ichtigen App-Version.
Spezieller Mobilfunkrouter
Das Smartphone als Netzwerkzentrale für unterwegs ist zwar sehr günstig, doch nicht immer die Ideallösung. Je nach Modell bietet ein Mobilfunkrouter zusätzliche Funktionen (Firewall, Portweiterleitungen, Kindersicherung …) oder Anschlüsse (LANPorts, USB-Ports), über die ein Smartphone in der Regel nicht verfügt. Bei Mobilfunkroutern gibt es stationäre Geräte mit Strom-
anschluss, mehreren LAN-Ports und einem leistungsfähigen Access Point. Alternativ nden sich auch akkubetriebene Geräte, die dann jedoch meist keinen LAN-Port besitzen. Die günstigsten, akkubetriebenen Mobilfunkrouter sind bereits unter 50 Euro zu bekommen. Wer einen solchen Mobilfunkrouter besitzt, kann sich im Ausland eine günstige Prepaid-Karte kaufen. Beachten Sie jedoch, dass Sie diese eventuell erst freischalten müssen. Ihr Router benötigt außerdem nach dem Einlegen der SIM-Karte die PIN und eventuell auch den Access Point Name (APN) des Providers, sofern dieser nicht bereits auf der SIM-Karte hinterlegt ist. Außerhalb der EU kann außerdem die vom Mobilfunkmodem in Ihrem Router (oder Smartphone) unterstützte Mobilfunkfrequenz eine Rolle spielen. Informieren Sie sich vor dem Kauf beim Hersteller, ob das Gerät auch in den von Ihnen bereisten Ländern funktioniert. Oder vergleichen Sie die unterstützten Mobilfunkfrequenzen (FFLTE-Bänder) in den technischen Spezi kationen des Geräts mit der folgenden, leider nicht ganz vollständigen Liste der weltweit genutzten LTE-Frequenzen unter dem Link https://tinyurl.com/yc3afrdn.
WLAN-Zugang eines Hotspots sicher auf mehrere Clients verteilen
Wer unterwegs Zugriff auf einen WLAN-Access-Point hat, kann diesen WLAN-Zugang mithilfe eines WISP-fähigen WLAN-Routers auf mehrere Clients aufteilen. Im WISPModus (Wireless Internet Service Provider) nutzt der Router sein WLAN-Modul als WAN-Schnittstelle, wobei er dasselbe WLAN-Modul auch als Access Point für lokale Clients bereitstellt, trennt jedoch beide Netze durch NAT (Network Adress Translation) und Firewall. Das hat mehrere Vorteile: Zum einen können Sie einen kostenp ichtigen EinzelWLAN-Zugang (die gibt es tatsächlich immer noch) ohne Aufpreis mit mehreren Geräten nutzen. Außerdem werden alle Ihre Clients zusätzlich durch NAT und die Firewall des Routers geschützt, sodass Sie sich nicht um Angreifer sorgen müssen, die mit Ihnen am Hotspot angemeldet sind. Und schließlich können alle Clients im lokalen Netz bei Bedarf direkt aufeinander zugreifen. Besitzt Ihr Router einen oder mehrere LAN-Ports, können Sie sogar Geräte ohne WLAN-Modul einbinden. WLANRouter mit WISP-Modus werden auch häu g unter der Bezeichnung Travel-Router angeboten. Netzwerkhersteller mit WISP-fähigen Travel-Routern sind beispielsweise D-Link, Netgear, TP-Link oder Trendnet. Zyxels praktischer Travel-Router NBG2105 wird nicht mehr hergestellt, ist aber im Handel noch erhältlich. Ähnliches gilt für Netgears nicht mehr erhältliches Travel-RouterModell PR2000. Achtung: WLAN-Zugänge mit einem Captive-Portal, bei dem die Freischaltung des Zugangs im Browser des Clients erfolgt, werden von einem Travel-Router nicht unterstützt.
LAN-Port auf mehrere Clients verteilen
Falls Ihre Unterkunft mit einem LAN-Anschluss ausgestattet ist, können Sie einen ganz gewöhnlichen WLAN-Router mit WAN-Port als Netzwerkzentrale für unterwegs nutzen. Sie verbinden den LAN-Port einfach per Patch-Kabel mit dem WAN-Port des Routers und stellen im Bereich Internet des Router-Menüs die IP-Adresszuweisung auf DHCP. Achten Sie darauf, dass das WLAN Ihres Routers mit WPA2-PSK verschlüsselt ist und über ein ausreichend starkes WPA-Passwort verfügt. Tipp: Mit der Fritzbox 4020 bietet AVM einen handlichen WLAN-Mini-Router unter 50 Euro, mit dem Sie auch die „Festnetztelefonnummer“eines SIP-Anbieters (zum Beispiel Sipgate.de) unterwegs über die Fritzbox nutzen können. Eine Anleitung zur Einrichtung von Router und App nden Sie unter https://tinyurl.com/ y9dpc8s8. ok