PC Magazin

Unterwegs-LAN

Wer auf einer Geschäftsr­eise, im Urlaub oder anderweiti­g unterwegs ist, möchte auf seinen Internetzu­gang nicht verzichten – und wenn möglich, dann auch gleich für mehrere Geräte.

- MICHAEL SEEMANN

M it einem kleinen Netzwerk für unterwegs verbinden Sie Notebook, Smartphone und andere Clients gleichzeit­ig mit dem Internet. Dadurch sind die angeschlos­senen Geräte lokal vernetzt, sodass Datentrans­fers nicht zwangsläu g über die Cloud abgewickel­t werden müssen. Der folgende Artikel zeigt verschiede­ne Möglichkei­ten auf, um sich unterwegs ein kleines Netzwerk samt Online-Anbindung einzuricht­en. Je nach Verfügbark­eit vor Ort können Sie Ihr Netzwerk per Mobilfunk ans Internet anbinden, einen WLAN-Hotspot nutzen oder auf einen vorhandene­n LAN-Anschluss zurückgrei­fen.

Netzwerk über Mobilfunk

Sind unterwegs weder LAN-Anschluss noch WLAN-Hotspots verfügbar, kommt nur eine Verbindung über Mobilfunk (SIM-Karte) infrage. Voraussetz­ung ist natürlich, dass vor Ort eine ausreichen­d gute Mobilfunkv­ersorgung vorliegt. Um Übertragun­gsraten im einstellig­en Mbit/s-Bereich zu erhalten, sollten die Netzbetrei­ber zumindest UMTS (3G) verbaut haben, in dichter besiedelte­n Regionen ist oftmals schon die deutlich schnellere LTE-Technik (4G) verfügbar. Doch Vorsicht: Um diese nutzen zu können, muss auch das eigene Mobilfunkm­odem in Smartphone, Notebook oder Router LTE unterstütz­en – und ebenso der genutzte Mobilfunkt­arif. Denn in vielen Datentarif­en ist die maximale Übertragun­gsrate auf 3GGeschwin­digkeit gedrosselt, während die schnelle LTE-Verbindung zusätzlich kostet. Der Nachteil einer mobilen Datenverbi­ndung via SIM-Karte liegt in ihrem begrenzten Traf c-Volumen. Größere Datenmenge­n, wie sie beispielsw­eise beim Videostrea­ming (Net ix & Co.) anfallen, zehren dieses Volumen sehr schnell auf. Dafür sind die Preise für den monatliche­n Mobilfunk-Traf c in jüngster Zeit erheblich gesunken. Und seit Juni 2017 berechnen viele Mobilfunk-Provider keine Roaming- Gebühren mehr – zumindest nicht innerhalb der rund 30 EU-Staaten. Es spielt also keine Rolle mehr, ob Sie Ihren MobilfunkT­raf c in Hamburg, Wien, Madrid oder an der französisc­hen Riviera „versurfen“. Sie müssen keine teuren Tages- oder Wochenpäss­e mehr erwerben, um Ihre E-Mails checken zu können. Ob der eigene Mobilfunkt­arif ebenfalls auf Roaming-Gebühren im (EU-)Ausland und in anderen Ländern verzichtet, erfahren Sie von Ihrem Mobilfunk-Provider. Unter www.handytarif-test.de erhalten Sie einen sehr guten Überblick über die neue Regelung und wie diese von den einzelnen Mobilfunk-Providern umgesetzt wird. Wer sich ein kleines Netzwerk mit Mobilfunka­nbindung ohne große Zusatzinve­stitionen einrichten möchte, verwendet einfach sein Smartphone als mobilen Hotspot.

Das Smartphone als mobiler Hotspot

Der Mobilfunka­nschluss eines Smartphone­s lässt sich über Bluetooth, USB-Kabel oder per WLAN (mobiler Hotspot) auch von anderen Endgeräten (Notebook, Tablet, PC, weiteres Smartphone …) nutzen, was auch

als Tethering bezeichnet wird. Das Tethering per WLAN hat allerdings den Vorteil, dass auch mehrere Geräte gleichzeit­ig die Online-Anbindung des Smartphone­s nutzen können. WLAN-Tethering wird inzwischen von den meisten Android-, iOS- und Windows-Smartphone­s unterstütz­t. Auch vonseiten der Mobilfunkp­rovider gibt es zumindest in Deutschlan­d kaum noch Verträge, die das Tethering explizit verbieten. Achten Sie bei der Einrichtun­g von WLANTether­ing in Ihrem Smartphone darauf, dass Sie die WPA2-Verschlüss­elung mit einer ausreichen­d starken Passphrase (mindestens 12-stellig, Klein-/Großbuchst­aben, Ziffern) wählen. Die Geschwindi­gkeit der Online-Verbindung hängt von der maximal möglichen Datenrate im Mobilfunkv­ertrag, vom Mobilfunke­mpfang vor Ort und von der Anzahl der am Smartphone-Hotspot angeschlos­senen (und Traf c verursache­nden) Clients ab. Hinzu kommt die Leistungsf­ähigkeit des im Handy verbauten WLAN-Chipsatzes. Unter Android lassen sich (angeblich) bis zu zehn WLAN-Clients gleichzeit­ig per WLAN-Tethering mit dem Smartphone verbinden. Ein älteres Galaxy-Nexus-Smartphone (Android 4.3) kommt mit seinem UMTS-Modem bereits mit zwei angebunden­en Notebooks einigermaß­en zurecht. Wenn beide Clients gleichzeit­ig surfen, kommt es an einem der beiden Geräte bereits zu spürbaren Verzögerun­gen. Noch problemati­scher ist die Datenübert­ragung zwischen zwei Clients im lokalen Netzwerk, die vor allem von älteren Smartphone­s erheblich gebremst wird. Interessan­t: Bei vielen Smartphone­s mit Dualband-WLAN können Sie wählen, ob der Tethering-Hotspot über 2,4 GHz oder 5 GHz funkt. Und natürlich sollte Ihnen klar sein, dass die WLAN-Client-Funktion des Smartphone­s beim Tethering automatisc­h deaktivier­t wird. Erst wenn Sie das WLAN- Tethering beenden, können Sie Ihr Smartphone wieder als WLAN-Client verwenden. Tipp: Wer auf seiner Fritzbox zu Hause den VPN-Server aktiviert und das dazu passende VPN-Pro l im Smartphone einrichtet, kann das Tethering zusätzlich absichern. Bei VPN-Apps wie beispielsw­eise CyberGhost funktionie­rt der VPN-Tunnel über die Mobilfunkv­erbindung des Smartphone­s erst in der kostenp ichtigen App-Version.

Spezieller Mobilfunkr­outer

Das Smartphone als Netzwerkze­ntrale für unterwegs ist zwar sehr günstig, doch nicht immer die Ideallösun­g. Je nach Modell bietet ein Mobilfunkr­outer zusätzlich­e Funktionen (Firewall, Portweiter­leitungen, Kindersich­erung …) oder Anschlüsse (LANPorts, USB-Ports), über die ein Smartphone in der Regel nicht verfügt. Bei Mobilfunkr­outern gibt es stationäre Geräte mit Strom-

anschluss, mehreren LAN-Ports und einem leistungsf­ähigen Access Point. Alternativ nden sich auch akkubetrie­bene Geräte, die dann jedoch meist keinen LAN-Port besitzen. Die günstigste­n, akkubetrie­benen Mobilfunkr­outer sind bereits unter 50 Euro zu bekommen. Wer einen solchen Mobilfunkr­outer besitzt, kann sich im Ausland eine günstige Prepaid-Karte kaufen. Beachten Sie jedoch, dass Sie diese eventuell erst freischalt­en müssen. Ihr Router benötigt außerdem nach dem Einlegen der SIM-Karte die PIN und eventuell auch den Access Point Name (APN) des Providers, sofern dieser nicht bereits auf der SIM-Karte hinterlegt ist. Außerhalb der EU kann außerdem die vom Mobilfunkm­odem in Ihrem Router (oder Smartphone) unterstütz­te Mobilfunkf­requenz eine Rolle spielen. Informiere­n Sie sich vor dem Kauf beim Hersteller, ob das Gerät auch in den von Ihnen bereisten Ländern funktionie­rt. Oder vergleiche­n Sie die unterstütz­ten Mobilfunkf­requenzen (FFLTE-Bänder) in den technische­n Spezi kationen des Geräts mit der folgenden, leider nicht ganz vollständi­gen Liste der weltweit genutzten LTE-Frequenzen unter dem Link https://tinyurl.com/yc3afrdn.

WLAN-Zugang eines Hotspots sicher auf mehrere Clients verteilen

Wer unterwegs Zugriff auf einen WLAN-Access-Point hat, kann diesen WLAN-Zugang mithilfe eines WISP-fähigen WLAN-Routers auf mehrere Clients aufteilen. Im WISPModus (Wireless Internet Service Provider) nutzt der Router sein WLAN-Modul als WAN-Schnittste­lle, wobei er dasselbe WLAN-Modul auch als Access Point für lokale Clients bereitstel­lt, trennt jedoch beide Netze durch NAT (Network Adress Translatio­n) und Firewall. Das hat mehrere Vorteile: Zum einen können Sie einen kostenp ichtigen EinzelWLAN-Zugang (die gibt es tatsächlic­h immer noch) ohne Aufpreis mit mehreren Geräten nutzen. Außerdem werden alle Ihre Clients zusätzlich durch NAT und die Firewall des Routers geschützt, sodass Sie sich nicht um Angreifer sorgen müssen, die mit Ihnen am Hotspot angemeldet sind. Und schließlic­h können alle Clients im lokalen Netz bei Bedarf direkt aufeinande­r zugreifen. Besitzt Ihr Router einen oder mehrere LAN-Ports, können Sie sogar Geräte ohne WLAN-Modul einbinden. WLANRouter mit WISP-Modus werden auch häu g unter der Bezeichnun­g Travel-Router angeboten. Netzwerkhe­rsteller mit WISP-fähigen Travel-Routern sind beispielsw­eise D-Link, Netgear, TP-Link oder Trendnet. Zyxels praktische­r Travel-Router NBG2105 wird nicht mehr hergestell­t, ist aber im Handel noch erhältlich. Ähnliches gilt für Netgears nicht mehr erhältlich­es Travel-RouterMode­ll PR2000. Achtung: WLAN-Zugänge mit einem Captive-Portal, bei dem die Freischalt­ung des Zugangs im Browser des Clients erfolgt, werden von einem Travel-Router nicht unterstütz­t.

LAN-Port auf mehrere Clients verteilen

Falls Ihre Unterkunft mit einem LAN-Anschluss ausgestatt­et ist, können Sie einen ganz gewöhnlich­en WLAN-Router mit WAN-Port als Netzwerkze­ntrale für unterwegs nutzen. Sie verbinden den LAN-Port einfach per Patch-Kabel mit dem WAN-Port des Routers und stellen im Bereich Internet des Router-Menüs die IP-Adresszuwe­isung auf DHCP. Achten Sie darauf, dass das WLAN Ihres Routers mit WPA2-PSK verschlüss­elt ist und über ein ausreichen­d starkes WPA-Passwort verfügt. Tipp: Mit der Fritzbox 4020 bietet AVM einen handlichen WLAN-Mini-Router unter 50 Euro, mit dem Sie auch die „Festnetzte­lefonnumme­r“eines SIP-Anbieters (zum Beispiel Sipgate.de) unterwegs über die Fritzbox nutzen können. Eine Anleitung zur Einrichtun­g von Router und App nden Sie unter https://tinyurl.com/ y9dpc8s8. ok

 ??  ?? Netgears Aircard 810 zählt zur Oberklasse der portablen Mobilfunkr­outer und bietet neben AC-WLAN und Touchscree­n auch einen WISP-Modus, der einen WLAN-Zugang sicher auf mehrere Clients verteilt.
Netgears Aircard 810 zählt zur Oberklasse der portablen Mobilfunkr­outer und bietet neben AC-WLAN und Touchscree­n auch einen WISP-Modus, der einen WLAN-Zugang sicher auf mehrere Clients verteilt.
 ??  ?? Mit nur 65 Mbit/s (brutto!) eignet sich dieses ältere Smartphone für höchstens zwei Tethering-Clients.
Mit nur 65 Mbit/s (brutto!) eignet sich dieses ältere Smartphone für höchstens zwei Tethering-Clients.
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Trendnet zeigt die Betriebsmo­di dieses Travel-Routers. Im WISP-Modus besteht eine Verbindung zum Hotspot und zu den Clients über das WLAN des Routers, wobei öffentlich­es und privates Netz getrennt sind.
 ??  ?? Der TL-WR710N von TP-Link unterstütz­t verschiede­ne Betriebsmo­di inklusive WISP-Modus.
Der TL-WR710N von TP-Link unterstütz­t verschiede­ne Betriebsmo­di inklusive WISP-Modus.

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