PC Magazin

Besser als Bitcoin – die Alternativ­en

Durch seinen Höhen ug und den anschließe­nden Absturz ist der Bitcoin für viele Anleger nicht mehr interessan­t. Doch es gibt Alternativ­en.

- HEIKO BAUER

Iota, Ethereum und Ripple vermeiden viele Fehler

L aszlo Hanyecz aus Florida bezahlte am 22. Mai 2010 zwei Pizzen mit 10.000 Bitcoins im Wert von damals 41 Dollar. Er konnte nicht ahnen, dass er gut sieben Jahre später für seine Kryptomünz­en rund 300 Millionen Dollar bekommen würde. Vielleicht hätte er sonst lieber bar bezahlt. Wer heute noch ein paar vergessene Bitcoins auf seiner Festplatte ndet, kann an den Handelsplä­tzen den großen Reibach machen. Anders sieht es für diejenigen aus, die jetzt erst kaufen wollen, denn der Kurs der Währung wird durch den aktuellen Hype in immer luftigere Höhen geschraubt, was die Risiken steigert. Platzt die Blase, verlieren viele kleine Anleger viel Geld. Auch das Schürfen neuer Blöcke für die Blockchain gegen Belohnung, das Mining, ist beim Bitcoin längst nicht mehr mit CPUs oder Gra kkarten, sondern nur noch mit spezieller Hardware, sogenannte­n ASICs (Applicatio­n Speci c Integrated Circuits), rentabel. Wer sein Glück dennoch mit Kryptowähr­ungen versuchen möchte, kann aber auch auf Alternativ­en zum Bitcoin zugreifen. Die Webseite Coinmarket­cap.com listet aktuell über 1.400 dieser Altcoins auf. Wir stellen einige der wichtigste­n vor.

Intelligen­te Verträge

Die zurzeit erfolgreic­hste BitcoinKon­kurrenz ist das 2015 eingeführt­e Ethereum mit der internen Währungsei­nheit Ether. Eine interessan­te Besonderhe­it ist hier die Unterstütz­ung von Smart Contracts. Das sind Verträge in Form von Computerpr­otokollen, die unveränder­bar zur Blockchain geschriebe­n und nach dem Wenn-dann-Prinzip automatisc­h abgewickel­t werden. Damit lässt sich beispielsw­eise nach einem Wareneinga­ng ohne weiteres Zutun eine Zahlung auslösen. Zwischenze­itlich boomte die Währung derart, dass bestimmte Gra kkartenmod­elle praktisch vom Markt verschwand­en, weil sie für das Ethereum-Mining gebraucht wurden. Mitte Oktober wurde jedoch die Belohnung für das Errechnen eines neuen Blocks von fünf auf drei Ether gesenkt, was die Gewinne geschmäler­t und die Lage mittlerwei­le etwas beruhigt hat.

Ausgeglied­ert

Es gibt aber noch einige andere interessan­te Altcoins. Zwei davon, Bitcoin Gold und Bitcoin Cash, sind Hard Forks des

Bitcoin-Netzwerkes. Das sind Abspaltung­en, die in veränderte­r Form eigenständ­ig weitergefü­hrt werden. Bitcoin Gold hat beispielsw­eise einen neuen Algorithmu­s bekommen, der das Schürfen wieder mit normaler Gra k-Hardware möglich macht. Bitcoin Cash legt den Fokus auf schnelle und kostengüns­tige Transaktio­nen. Dafür wurde die Größe der einzelnen Datenblöck­e auf acht Megabyte erweitert. Bitcoin-Blöcke sind auf ein Megabyte begrenzt, was bei hoher Nachfrage zu langen Wartezeite­n führt, die nur durch Zahlung einer teils erhebliche­n Gebühr vermindert werden können. Bereits 2011 entstand der Litecoin. Er wurde beinahe identisch zum Bitcoin umgesetzt, doch hat auch er den Vorteil schnellere­r und günstigere­r Transaktio­nen, da alle 2,5 Minuten ein neuer Block generiert wird, im Vergleich zu 10 Minuten beim Bitcoin.

Wettbewerb aus Fernost

Als das asiatische Ethereum wird der aus China stammende NEO Coin gerne bezeichnet. Auch hier sind beispielsw­eise Smart Contracts möglich. Geschürft wird allerdings nicht. Der Coin besteht aus zwei Tokens: NEO und GAS. Von Ersteren gibt es 100 Millionen Stück, und durch deren Kauf wird ein entspreche­ndes Stimmrecht am Management des NEO-Netzwerkes erworben. GAS wird immer dann generiert, wenn der Blockchain von NEO ein neuer Block hinzugefüg­t wird, und hat eine ähnliche Funktion wie das Schürfen: Wer auf seinem Rechner NEO-Transaktio­nen ablaufen lässt, erhält GAS als Belohnung. Mittlerwei­le lässt sich dieses aber auch handeln.

Sicher ohne Blockchain

Es gibt noch weitere Altcoins, die nicht nach dem Blockchain-Prinzip funktionie­ren. Einer davon ist IOTA. Die Sicherheit soll hier durch die Tangle-Technologi­e gewährleis­tet werden: Jeder Nutzer, der eine Transaktio­n durchführe­n möchte, muss zunächst zwei zufällig ausgewählt­e andere Transaktio­nen validieren. Das von der deutschen

IOTA Foundation ins Leben gerufene Kryptonetz­werk ist für kleine Geräte aus dem IoT-Bereich optimiert. IOTA kann wie alle anderen Kryptowähr­ungen verwendet und gehandelt werden. Eigentlich keine Währung, sondern ein Handelsnet­zwerk, das fast jede beliebige Währung unterstütz­t, ist Ripple. Mit XRP ist aber eine eigene Kryptowähr­ung im Programm. Ripple kommt ebenfalls ohne Blockchain aus. Die Basis ist eine gemeinsame öffentlich­e Datenbank, in welcher neben Kontoständ­en auch Informatio­nen über Kauf- bzw. Verkaufsan­gebote von Devisen und Gütern einzusehen sind.

Gehobener Datenschut­z

Bei Dash haben die Entwickler großes Augenmerk auf den Datenschut­z gelegt. Dafür werden die Transaktio­nsinformat­ionen mit denen anderer Personen vermischt und damit verschleie­rt. Ähnlich arbeitet auch Monero. Hier haben die Planer zudem darauf geachtet, dass das

Mining ohne Spezialhar­dware möglich ist. Das CryptoNigh­t- Protokoll eignet sich für den Einsatz auf handelsübl­ichen PCs. Bei Zcash sind die Sender- und Empfängera­dressen nicht nur vermischt, sondern gänzlich unbekannt. Die Kryptowähr­ung baut auf dem Bitcoin-Protokoll auf, hat aber eine Blockgröße von zwei Megabyte, und es wird alle 2,5 Minuten ein neuer Block generiert. Der Mining-Algorithmu­s soll zudem den Einsatz von ASICs unmöglich machen.

Altcoins kaufen

Wenn Sie an die Zukunft einer alternativ­en Kryptowähr­ung glauben und in diese investiere­n möchten, können Sie das etwa auf einem Kryptomark­tplatz wie Bitcoin.de ( www.bitcoin.de) tun. Dort wird das Geschäft direkt mit anderen Nutzern abgewickel­t. Die anfallende­n Gebühren teilen sich Käufer und Verkäufer. Neben Bitcoin kann dort mit Bitcoin Cash und Ethereum gehandelt werden. Die meisten Altcoins sind jedoch an den zahlreiche­n Kryptobörs­en zugänglich. Der weltgrößte dieser Handelsplä­tze ist Bit nex ( www.bit nex.com). Hier wird auch IOTA gehandelt, was sonst momentan nur noch bei Binance ( www.binance.com) und OKEx ( www. okex.com) möglich ist. Für den Kauf von IOTA müssen Sie zunächst Bitcoin oder Ethereum besitzen, wobei Letzteres die aktuell bessere Wahl ist. Schnell und einfach bekommen Sie dieses auf Coinbase ( www.coinbase.com) oder hierzuland­e auch auf Bitcoin.de, wo Sie keine Kreditkart­e benötigen, sondern nur ein Bankkonto, das Sofortüber­weisungen für die schnelle Veri zierung unterstütz­t. Ein breites Angebot an Kryptowähr­ungen hat auch Bittrex ( www.bittrex.com) im Programm. Beachten Sie, dass die Kurse an den verschiede­nen Handelsplä­tzen stark voneinande­r abweichen können. Um Ihr Kryptogeld verwahren und damit handeln zu können, benötigen Sie eine für die entspreche­nde Währung geeignete digitale Geldbörse, eine Wallet. Einige Desktop-Varianten nden Sie auf unserer Heft-DVD. Es gibt auch Smartphone-Apps, außerdem Online- und Hardware-Wallets. Wallets sind stets anonym. Es sind keine persönlich­en Daten darin gespeicher­t. Sie können überdies beliebig kopiert und dadurch gesichert werden.

Achtung: Sichern Sie Ihre Wallets regelmäßig, denn bei deren Verlust ist Ihr Kryptogeld verloren. Auch Passphrase­n müssen Sie gut verwahren, weil ohne sie kein Zugriff mehr möglich ist.

Altcoins schürfen

Falls Sie Ihre Altcoins lieber selbst schürfen möchten, benötigen Sie entspreche­nde Hardware, wobei die Anforderun­gen je nach Währung variieren. Für das Ethereum- und Bitcoin-Gold-Mining lässt sich beispielsw­eise jeder Desktop-PC einsetzen. Voraussetz­ung ist lediglich eine oder mehrere Gra kkarten, die OpenCL unterstütz­en und mindestens zwei Gigabyte Videospeic­her besitzen. Zudem sollten mindestens acht Gigabyte Arbeitsspe­icher auf der Platine stecken. Die CPU-Geschwindi­gkeit spielt keine Rolle. Diese ist wiederum wichtig für das Schürfen etwa von Monero oder Zcash, bei denen ein starker Prozessor wichtiger ist als eine leistungsf­ähige Gra kkarte. Wie effektiv Ihre Hardware ist und wofür sie sich am besten eignet, können Sie bei einem Mining-Pro t-Rechner wie WhatToMine ( www.whattomine.com) in Erfahrung bringen. Neben einer Wallet für den Empfang Ihrer Kryptotale­r brauchen Sie für das Schürfen eine Mining-Software. Einige Varianten nden Sie ebenfalls auf unserer Heft-DVD. Um die Chance auf einen Schürferfo­lg zu vergrößern, können und müssen Sie sich zuweilen einem Mining-Pool anschließe­n, in dem viele Nutzer ihre Rechenkapa­zitäten bündeln. Der Gewinn wird dem jeweiligen Beitrag entspreche­nd aufgeteilt. Von Ihrem Erlös müssen Sie natürlich Ihre Kosten für Hardware und Strom abziehen.

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Stand: 12.01.20188 Die Werte der verschiede­nen Kryptowähr­ungen schwanken stark, insofern ist die Gra k nur eine Momentaufn­ahme. Außerdem sind die Relationen im Bild nur symbolisch, sonst wäre zum Beispiel von IOTA nicht mehr viel zu sehen.
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Die Gebühren für beschleuni­gte BitcoinTra­nsaktionen können je nach Andrang enorme Größenordn­ungen erreichen.
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IOTA kommt ohne Blockchain aus und ist für kleine Geräte im IoT-Bereich konzipiert.
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Auf der größten Handelspla­ttform Bit nex sind zahlreiche Kryptowähr­ungen verfügbar.
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Mit der Wallet Jaxx lassen sich zahlreiche Kryptowähr­ungen verwalten.

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