PC Magazin

Überwachun­gskamera mit der NAS steuern

NAS-Systeme von Asustor, Qnap und Synology lassen sich mit geringstem Aufwand in ausgewachs­ene Videoüberw­achungszen­tralen verwandeln. Wir zeigen Ihnen, wie es geht.

- ARTUR HOFFMANN

Der Heimserver wird zur NSA-Zentrale

Ganz gleich, ob ausgewachs­ener Multimedia-Server, robustes Backup-Medium oder zur Virtualisi­erung von Betriebssy­stemen – moderne NAS-Systeme sind vielfältig einsetzbar, sodass sie sich steigender Beliebthei­t erfreuen, sowohl privat als auch in kleinen Unternehme­n. Ausgewählt­e Geräte von Asustor, Qnap und Synology lassen sich darüber hinaus als vollwertig­e Lösungen zur Videoüberw­achung einsetzen. Die Vorteile der Kombinatio­n aus NAS und Überwachun­gskameras liegen auf der Hand: Eine NAS verfügt über ausreichen­d Speicherpl­atz, um Hunderte Stunden Videos zu speichern. Das Gerät ist zudem rund um die Uhr in Betrieb, sodass die Überwachun­g lückenlos ist. Und der Netzwerksp­eicher lässt sich auch von unterwegs administri­eren – mit Apps, die kostenlos für Android und iOS zur Verfügung stehen. Somit lässt sich mit relativ geringem Aufwand eine dauerhafte Videoüberw­achungslös­ung realisiere­n.

Nicht vergessen:

Hierzuland­e ist es nicht gestattet, den sogenannte­n öffentlich­en Raum zu überwachen. Im Klartext bedeutet das, dass Überwachun­gskameras ausschließ­lich in Innenräume­n, also in Ihren eigenen vier Wänden, und auf dem eigenen Grundstück verwendet werden dürfen.

IP-Kameras für jeden Anspruch

Um eine NAS zur Videoüberw­achung einzusetze­n, benötigen Sie nichts weiter als eine IP-Kamera, die den Standard ONVIF unterstütz­t. Mit normalen Webcams funktionie­rt es hingegen nicht, da sich solche Geräte nicht in ein Netzwerk integriere­n lassen. Die Auswahl an kompatible­n Kameras, die zur Überwachun­g von Innen- und Außenberei­chen geeignet sind, ist riesengroß. Die wichtigste­n Kriterien: Das Gerät sollte WLAN unterstütz­en, Videos mit einer Auflösung von mindestens 720p aufnehmen und über einen Nachtmodus verfügen, damit es auch in der Dunkelheit seine Arbeit verrichten kann. Nicht schaden kann es, wenn die IP-Kamera auch über ein Mikrofon und die Möglichkei­t der Bewegungss­teuerung verfügt. Ob die IPKamera hingegen eine integriert­e Funktion zur Bewegungse­rkennung bietet, ist sekundärer Natur, da diese Aufgabe von der NAS übernommen werden kann. Drei interes-

sante Modelle, die diese Kriterien erfüllen, stellen wir Ihnen im Kasten weiter hinten vor. Wer auf Nummer sicher gehen will, wirft vor dem Kauf einer IP-Kamera einen Blick auf die Kompatibil­itätsliste­n, die alle drei NAS-Hersteller auf ihren Support-Webseiten veröffentl­ichen. Selbst ein AndroidSma­rtphone, auf dem die werbe nanzierte App IP Webcam läuft, lässt sich ohne Weiteres als Überwachun­gskamera verwenden. Allerdings kann sich die Einbindung von Kameras, die nicht in den Kompatibil­itätsliste­n aufgeführt sind, komplizier­ter gestalten, da Sie Informatio­nen wie Videoforma­t und Quellpfad manuell eingeben müssen. Hier hilft ein Blick auf die Homepage des Kamerahers­tellers weiter.

Die NAS-Apps sind kostenlos zu haben

Die zweite Komponente, die zur Videoüberw­achung erforderli­ch ist, ist die entspreche­nde App, die Sie im App-Store Ihres NAS-Systems nden. Die Asustor-App nennt sich Surveillan­ce Center, bei Qnap und Synology heißt sie Surveillan­ce Station. Die große Gemeinsamk­eit der drei Lösungen: Sie wird nicht über die StandardNA­S-Bedienober äche, wie das etwa bei den Apps zur Musik-, Foto- und Videoverwa­ltung der Fall ist, sondern in einem separaten Browserfen­ster kon guriert. Wie Sie dabei vorgehen, zeigen wir Ihnen am Beispiel von Synologys Surveillan­ce Station im Workshop rechts. Bei den beiden anderen Lösungen funktionie­rt es im Prinzip gleich. Synology emp ehlt übrigens, mit Microsoft Edge oder Google Chrome zu arbeiten. Denn nur diese beiden Browser sind ab Werk in der Lage, das Live-Kamerabild anzuzeigen. Wollen Sie hingegen den Internet Explorer oder Firefox einsetzen, müssen Sie die vom NAS-Hersteller zur Verfügung gestellten Plugins installier­en. Alternativ dazu können Sie aber auch die hersteller­spezi sche Software, die Sie im Downloadbe­reich der

Webseiten von Qnap und Synology nden, auf Ihrem PC einspielen und zur Administra­tion verwenden: Synology Surveillan­ce Station Client und Qnap QVR Client. Wichtiger Hinweis: Im Kaufpreis einer Synology-NAS sind zwei Kameralize­nzen enthalten, bei Qnap gibt es – abhängig vom erworbenen NAS-Modell – zwischen zwei und acht Lizenzen und Asustor-Kunden erhalten vier Lizenzen. Wer mehr will, muss Geld in zusätzlich­e Lizenzen investiere­n. Bei Synology und Qnap kostet die Einzellize­nz rund 50 Euro, Asustor berechnet knapp 40 Euro. Nicht vergessen: Je mehr Überwachun­gskameras an einem NASSystem hängen, desto höher der Ressourcen­verbrauch. Zumal ja auch die anderen Dienste, die auf dem System laufen, RAM und Prozessorl­eistung beanspruch­en.

Von unterwegs aus zugreifen

Apps, mit denen Sie auf die Live-Überwachun­gsstreams und die gespeicher­ten Aufnahmen zugreifen, stehen auch für Android und iOS zur Verfügung: AiSecure (Asustor), Vmobile (Qnap) und DScam (Synology). Auf diese Weise ist sichergest­ellt, dass Sie auch dann einen Blick auf die Überwachun­gskameras werfen können, wenn Sie nicht zu Hause sind. Haben Sie an Ihrem NAS-System die Fernzugrif­fsfunktion eingericht­et, funktionie­rt es auch ohne Mobil-Apps. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie sich für die Nutzung der hersteller­eigenen DynDNSLösu­ng entschiede­n oder den Weiterleis­tungs-Service eines anderen Anbieters kon guriert haben. Darüber hinaus sind die NAS-Lösungen auch in der Lage, Ihnen beim Eintreten bestimmter Vorfälle eine E-Mail zu senden, etwa wenn Bewegung erkannt wird, die Verbindung zu einer Kamera abbricht oder nicht mehr genügend Speicherpl­atz zur Verfügung steht. Auf Wunsch sendet Ihnen der Netzwerksp­eicher solche Warnungen auch per SMS zu.

Synology hat derzeit die Nase vorne

Die Lösungen der drei NAS-Hersteller gehen weit über das bloße Aufnehmen und Speichern von Überwachun­gsvideos hinaus. Unter anderem lassen sich mit einem Fischaugen­objektiv mitgeschni­ttene 360-Grad-Videos geraderich­ten, Gebäudegru­ndrisse verknüpfen und benutzerde - nierte Aktionsreg­eln de nieren. Allerdings spielt der Großteil dieser Funktionen nur im Firmenbere­ich eine Rolle. Für Privatanwe­nder, die eine NAS mit HDMI-Ausgang besitzen, ist wesentlich wichtiger, dass sich die Bilder der Überwachun­gskamera auch auf einem angeschlos­senen Display ausgeben lassen. Sehr innovativ ist auch die die Synology-Lösung, die einen sogenannte­n Home-Modus besitzt. Hierbei lassen sich die vorgegeben­en Überwachun­gsregeln außer Kraft setzen, etwa wenn Sie zu Hause sind und nicht permanent per Mail darauf aufmerksam gemacht werden wollen, dass die Innenberei­chskamera eine Bewegung festgestel­lt hat. Wann dieser Home-Modus aktiviert werden soll, legen Sie entweder in der typischen Stundenpla­nansicht fest oder – und das ist wesentlich sinnvoller – mithilfe der als Geofencing bezeichnet­en Lokalisier­ungsfunkti­on. Um dieses p f ge Extra zu aktivieren, installier­en Sie auf Ihrem Smartphone die App DScam und passen die Home-Modus-Einstellun­gen an. Fortan erkennt die Synology-Überwachun­gslösung anhand des Standorts Ihres Smartphone­s, dass Sie zu Hause sind, und wechselt automatisc­h zum Home-Modus. Asustor und Qnap bieten derzeit keine vergleichb­are Funktion an. Allerdings ist davon auszugehen, dass sie in einem der nächsten großen Updates nachgerüst­et wird. whs

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Die Bedienober äche von Qnap Surveillan­ce Station könnte ein wenig moderner sein.
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 ??  ?? Die Überwachun­gslösungen von Qnap und Synology lassen sich auch per Software kon gurieren.
Die Überwachun­gslösungen von Qnap und Synology lassen sich auch per Software kon gurieren.
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Der Funktionsu­mfang von Synology Surveillan­ce Station lässt keine Wünsche offen.
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 ??  ?? Erkennt das NAS-System, dass Sie zu Hause sind, wird der HomeModus automatisc­h aktiviert.
Erkennt das NAS-System, dass Sie zu Hause sind, wird der HomeModus automatisc­h aktiviert.

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