Überwachungskamera mit der NAS steuern
NAS-Systeme von Asustor, Qnap und Synology lassen sich mit geringstem Aufwand in ausgewachsene Videoüberwachungszentralen verwandeln. Wir zeigen Ihnen, wie es geht.
Der Heimserver wird zur NSA-Zentrale
Ganz gleich, ob ausgewachsener Multimedia-Server, robustes Backup-Medium oder zur Virtualisierung von Betriebssystemen – moderne NAS-Systeme sind vielfältig einsetzbar, sodass sie sich steigender Beliebtheit erfreuen, sowohl privat als auch in kleinen Unternehmen. Ausgewählte Geräte von Asustor, Qnap und Synology lassen sich darüber hinaus als vollwertige Lösungen zur Videoüberwachung einsetzen. Die Vorteile der Kombination aus NAS und Überwachungskameras liegen auf der Hand: Eine NAS verfügt über ausreichend Speicherplatz, um Hunderte Stunden Videos zu speichern. Das Gerät ist zudem rund um die Uhr in Betrieb, sodass die Überwachung lückenlos ist. Und der Netzwerkspeicher lässt sich auch von unterwegs administrieren – mit Apps, die kostenlos für Android und iOS zur Verfügung stehen. Somit lässt sich mit relativ geringem Aufwand eine dauerhafte Videoüberwachungslösung realisieren.
Nicht vergessen:
Hierzulande ist es nicht gestattet, den sogenannten öffentlichen Raum zu überwachen. Im Klartext bedeutet das, dass Überwachungskameras ausschließlich in Innenräumen, also in Ihren eigenen vier Wänden, und auf dem eigenen Grundstück verwendet werden dürfen.
IP-Kameras für jeden Anspruch
Um eine NAS zur Videoüberwachung einzusetzen, benötigen Sie nichts weiter als eine IP-Kamera, die den Standard ONVIF unterstützt. Mit normalen Webcams funktioniert es hingegen nicht, da sich solche Geräte nicht in ein Netzwerk integrieren lassen. Die Auswahl an kompatiblen Kameras, die zur Überwachung von Innen- und Außenbereichen geeignet sind, ist riesengroß. Die wichtigsten Kriterien: Das Gerät sollte WLAN unterstützen, Videos mit einer Auflösung von mindestens 720p aufnehmen und über einen Nachtmodus verfügen, damit es auch in der Dunkelheit seine Arbeit verrichten kann. Nicht schaden kann es, wenn die IP-Kamera auch über ein Mikrofon und die Möglichkeit der Bewegungssteuerung verfügt. Ob die IPKamera hingegen eine integrierte Funktion zur Bewegungserkennung bietet, ist sekundärer Natur, da diese Aufgabe von der NAS übernommen werden kann. Drei interes-
sante Modelle, die diese Kriterien erfüllen, stellen wir Ihnen im Kasten weiter hinten vor. Wer auf Nummer sicher gehen will, wirft vor dem Kauf einer IP-Kamera einen Blick auf die Kompatibilitätslisten, die alle drei NAS-Hersteller auf ihren Support-Webseiten veröffentlichen. Selbst ein AndroidSmartphone, auf dem die werbe nanzierte App IP Webcam läuft, lässt sich ohne Weiteres als Überwachungskamera verwenden. Allerdings kann sich die Einbindung von Kameras, die nicht in den Kompatibilitätslisten aufgeführt sind, komplizierter gestalten, da Sie Informationen wie Videoformat und Quellpfad manuell eingeben müssen. Hier hilft ein Blick auf die Homepage des Kameraherstellers weiter.
Die NAS-Apps sind kostenlos zu haben
Die zweite Komponente, die zur Videoüberwachung erforderlich ist, ist die entsprechende App, die Sie im App-Store Ihres NAS-Systems nden. Die Asustor-App nennt sich Surveillance Center, bei Qnap und Synology heißt sie Surveillance Station. Die große Gemeinsamkeit der drei Lösungen: Sie wird nicht über die StandardNAS-Bedienober äche, wie das etwa bei den Apps zur Musik-, Foto- und Videoverwaltung der Fall ist, sondern in einem separaten Browserfenster kon guriert. Wie Sie dabei vorgehen, zeigen wir Ihnen am Beispiel von Synologys Surveillance Station im Workshop rechts. Bei den beiden anderen Lösungen funktioniert es im Prinzip gleich. Synology emp ehlt übrigens, mit Microsoft Edge oder Google Chrome zu arbeiten. Denn nur diese beiden Browser sind ab Werk in der Lage, das Live-Kamerabild anzuzeigen. Wollen Sie hingegen den Internet Explorer oder Firefox einsetzen, müssen Sie die vom NAS-Hersteller zur Verfügung gestellten Plugins installieren. Alternativ dazu können Sie aber auch die herstellerspezi sche Software, die Sie im Downloadbereich der
Webseiten von Qnap und Synology nden, auf Ihrem PC einspielen und zur Administration verwenden: Synology Surveillance Station Client und Qnap QVR Client. Wichtiger Hinweis: Im Kaufpreis einer Synology-NAS sind zwei Kameralizenzen enthalten, bei Qnap gibt es – abhängig vom erworbenen NAS-Modell – zwischen zwei und acht Lizenzen und Asustor-Kunden erhalten vier Lizenzen. Wer mehr will, muss Geld in zusätzliche Lizenzen investieren. Bei Synology und Qnap kostet die Einzellizenz rund 50 Euro, Asustor berechnet knapp 40 Euro. Nicht vergessen: Je mehr Überwachungskameras an einem NASSystem hängen, desto höher der Ressourcenverbrauch. Zumal ja auch die anderen Dienste, die auf dem System laufen, RAM und Prozessorleistung beanspruchen.
Von unterwegs aus zugreifen
Apps, mit denen Sie auf die Live-Überwachungsstreams und die gespeicherten Aufnahmen zugreifen, stehen auch für Android und iOS zur Verfügung: AiSecure (Asustor), Vmobile (Qnap) und DScam (Synology). Auf diese Weise ist sichergestellt, dass Sie auch dann einen Blick auf die Überwachungskameras werfen können, wenn Sie nicht zu Hause sind. Haben Sie an Ihrem NAS-System die Fernzugriffsfunktion eingerichtet, funktioniert es auch ohne Mobil-Apps. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie sich für die Nutzung der herstellereigenen DynDNSLösung entschieden oder den Weiterleistungs-Service eines anderen Anbieters kon guriert haben. Darüber hinaus sind die NAS-Lösungen auch in der Lage, Ihnen beim Eintreten bestimmter Vorfälle eine E-Mail zu senden, etwa wenn Bewegung erkannt wird, die Verbindung zu einer Kamera abbricht oder nicht mehr genügend Speicherplatz zur Verfügung steht. Auf Wunsch sendet Ihnen der Netzwerkspeicher solche Warnungen auch per SMS zu.
Synology hat derzeit die Nase vorne
Die Lösungen der drei NAS-Hersteller gehen weit über das bloße Aufnehmen und Speichern von Überwachungsvideos hinaus. Unter anderem lassen sich mit einem Fischaugenobjektiv mitgeschnittene 360-Grad-Videos geraderichten, Gebäudegrundrisse verknüpfen und benutzerde - nierte Aktionsregeln de nieren. Allerdings spielt der Großteil dieser Funktionen nur im Firmenbereich eine Rolle. Für Privatanwender, die eine NAS mit HDMI-Ausgang besitzen, ist wesentlich wichtiger, dass sich die Bilder der Überwachungskamera auch auf einem angeschlossenen Display ausgeben lassen. Sehr innovativ ist auch die die Synology-Lösung, die einen sogenannten Home-Modus besitzt. Hierbei lassen sich die vorgegebenen Überwachungsregeln außer Kraft setzen, etwa wenn Sie zu Hause sind und nicht permanent per Mail darauf aufmerksam gemacht werden wollen, dass die Innenbereichskamera eine Bewegung festgestellt hat. Wann dieser Home-Modus aktiviert werden soll, legen Sie entweder in der typischen Stundenplanansicht fest oder – und das ist wesentlich sinnvoller – mithilfe der als Geofencing bezeichneten Lokalisierungsfunktion. Um dieses p f ge Extra zu aktivieren, installieren Sie auf Ihrem Smartphone die App DScam und passen die Home-Modus-Einstellungen an. Fortan erkennt die Synology-Überwachungslösung anhand des Standorts Ihres Smartphones, dass Sie zu Hause sind, und wechselt automatisch zum Home-Modus. Asustor und Qnap bieten derzeit keine vergleichbare Funktion an. Allerdings ist davon auszugehen, dass sie in einem der nächsten großen Updates nachgerüstet wird. whs