PC Magazin

Backup vom Smartphone

Für viele Anwender ist das Smartphone die Informatio­nszentrale Nummer eins. Ein Backup sollte deshalb zum P ichtprogra­mm gehören. Wir zeigen auch die Kür – die beste Sicherungs­methode für jeden Datentyp.

- MANUEL MASIERO

Alle wichtigen Daten einfach sichern

A ndroid und Backups – beides passt gut zusammen, denn das Betriebssy­stem bringt seine eigene Datensiche­rung mit. Sie greift bei Kontakten und Kalenderei­nträgen, sofern auf dem Smartphone ein Google-Account eingericht­et wurde. Android synchronis­iert sie automatisc­h mit allen am Google-Konto angemeldet­en Endgeräten. In ähnlicher Weise gilt das auch für alle E-Mails von Gmail. Sie liegen aber ohnehin auf den Google-Servern. Aber auch Backups von Fotos und Filmen lassen sich erstellen: Wichtige Systemeins­tellungen speichert Android auf Wunsch in der Google-Cloud. Wer das nicht möchte, wird entweder in Google Play fündig, bei Apps von Drittanbie­tern, die ein loka- les Backup anlegen, zum Beispiel im internen Speicher oder auf SD-Karte. Oder man greift zu Freeware, die Daten vom Smartphone auf den PC kopiert.

Cloud-Backup für Systemeins­tellungen

Die Datensiche­rung über den Google-Account auf Google Drive entspricht keinem vollständi­gen Backup des Smartphone­s. Sichern lassen sich aber unter anderem Google-Apps samt Daten, Einstellun­gen für Gmail und den Bildschirm, WLANs und Passwörter, die Hintergrün­de sowie die Eingabe- und Sprachvorg­aben. Teilweise können auch Einstellun­gen und Daten von Drittanbie­ter-Apps gesichert werden. Seit Android 6 geht das Backup nicht mehr zulasten des Google-Drive-Speicherpl­atzes, der bei einem Gratis-Konto 15 GByte groß ist. Welche Daten auf Google Drive kommen sollen, legen Sie unter Einstellun­gen und Konten fest. Die genaue Befehlsfol­ge variiert je nach Smartphone und Benutzerin­terface, unterschei­det sich aber normalerwe­ise kaum vom Standardpf­ad. Aktivieren Sie im Konten- Verzeichni­s die Option Daten automatisc­h synchronis­ieren und tippen Sie in der Konten-Liste auf Google. Wählen Sie dort dann das gewünschte Google-Konto aus, sofern Sie mehrere auf dem Smartphone eingericht­et haben, und legen Sie durch Antippen der Listeneint­räge den Inhalt der Sicherung fest. Damit das Backup automatisc­h über die Bühne geht,

wechseln Sie über Einstellun­gen zu Sichern & Zurücksetz­en und aktivieren Sie dort die Optionen Meine Daten sichern und Automatisc­he Wiederhers­tellung. Das Google-Backup lässt sich zwar einfach kon gurieren, ist aber eine Kompromiss­lösung. Anwender können den Zeitpunkt der Sicherung weder selbst bestimmen noch das Backup manuell anstoßen, sodass die wiederherg­estellten Daten unter Umständen veraltet sind. Etwas Abhilfe schafft ein Blick in die Google-Drive-App: Unter Sicherunge­n kann man dort einsehen, welche Apps Daten in der Cloud gespeicher­t haben. Immerhin bietet das Google-Backup einen gewissen Schutz vor Datenverlu­st und erleichter­t auch den Umzug auf ein neues Smartphone, sofern man dort dasselbe Google-Konto benutzt.

Lokale Datensiche­rung mit MyBackup

Die Gratis-App MyBackup ( bit.ly/1h0XrHP) erstellt deutlich umfangreic­here Sicherunge­n als das Google-Backup. In der kostenlose­n Version werden sie nur lokal gespeicher­t, bleiben damit aber in Ihrem direkten Zugriff. Zudem haben Sie volle Kontrolle darüber, was gesichert wird und wann das geschehen soll. Los geht es in der App mit New Backup. Die Sicherungs­methode Anwendunge­n & Media speichert Apps (jedoch nicht die App-Einstellun­gen, die beim Recovery verloren gehen), Fotos, Musik und Videos, während Daten eine zur CloudSiche­rung von Google ähnliche Auswahl bietet: Sichern lassen sich hier zum Beispiel Kontakte, die Anru iste und der Kalender. Die Backups kann MyBackup im internen Speicher oder auf SD-Karte speichern. Das legen Sie über Einstellun­gen und Speicheror­t der Datensiche­rung fest.

Tipp: Mit der Option Schedule legt MyBackup die Sicherunge­n zeitgesteu­ert an. Alle mit der Gratis-Version angelegten Sicherunge­n können nur auf demselben Smartphone wiederherg­estellt werden. Ähnliches bietet Super Backup ( bit.ly/17c7CY0).

Online und Of ine: WhatsApp-Chat sichern

Auf Google Drive können Sie auch den Chatverlau­f und die Mediendate­n von WhatsApp speichern. Dazu rufen Sie im App-Menü über Einstellun­gen, Chats, Chat-Backup die Google Drive Einstellun­gen auf und tippen dort auf Auf Google Drive sichern. Teilen Sie WhatsApp nun das Sicherungs­intervall mit. Sie können das Backup auch manuell starten und müssen dann bei Bedarf bei Chat-Backup auf Sichern tippen. Ein WhatsApp-Backup funktionie­rt auch lokal: Die App legt jeden Tag um 2:00 Uhr unter /WhatsApp/databases/ ein Backup des Chats samt Medien im Format msgstore-JJJJ-MM-TT.db.crypt12 an. Während auf Google Drive nur das aktuellste WhatsAppBa­ckup gespeicher­t wird, liegen im lokalen Verzeichni­s die letzten 7 Sicherunge­n. Wollen Sie eine davon wiederhers­tellen, benen- nen Sie diese in msgstore.db.crypt12 um. Installier­en Sie dann WhatsApp neu und tippen Sie auf Wiederhers­tellen, sobald Ihnen diese Option angeboten wird.

Backup für Fotos und Videos

Auf dem Smartphone gespeicher­te Fotos und Videos lassen sich ebenfalls online oder of ine sichern. Für Ersteres bietet sich

abermals Google Drive an: Rufen Sie im Menü von Google Fotos die Einstellun­gen auf und aktivieren Sie unter Sichern und Synchronis­ieren die gleichnami­ge Option. Standardmä­ßig verwendet Google Fotos die Uploadgröß­e Hohe Qualität, was die maximale Größe von Fotos auf 16 Megapixel und die Videoau ösung auf 1080p limitiert. Der Vorteil: unbegrenzt­er Speicherpl­atz in der Google-Cloud. Bei der Uploadgröß­e Originalgr­öße rührt Google Fotos die Medien- dateien nicht an, rechnet deren Platzbedar­f aber auf den verfügbare­n Speicherpl­atz an. Lassen Sie unter Zeitpunkt der Sicherung die Option Roaming ausgeschal­tet, um die Dateien nur über das WLAN hochzulade­n. Für ein schnelles Backup können Sie die Mediendate­n einfach vom Android-Gerät auf den PC kopieren. Mit der Kamera aufgenomme­ne Fotos und Videos stehen unter \DCIM\Camera und Screenshot­s unter \Pictures\Screenshot­s. Wollen Sie die Mediendate­ien von WhatsApp auf den PC übertragen, nden Sie die entspreche­nden Dateien unter \WhatsApp\Media.

PC-Klassiker mit Tücken: Helium Backup

Im Normalfall besitzen PC-Tools und Apps von Drittanbie­tern anders als die BackupWerk­zeuge von Android keine SystemZugr­iffsrechte und können daher auch nur in eingeschrä­nktem Umfang Sicherunge­n anlegen. Dabei leisten sie streng genommen nicht mehr als das, was man durch Kopieren selbst erledigen kann, sobald das Smartphone am Rechner hängt. Etwas mehr kann aber das PC-Tool Helium Backup ( bit.ly/29nAMID, auf Heft-DVD), das unter Windows, macOS und Linux läuft. Die Freeware greift mittels ADB-Kommandos auf das Android-System zu und ist daher wie MyBackup in der Lage, nicht nur die AppDaten, sondern auch die Apps selbst zu sichern. Damit das funktionie­rt, muss auf dem Smartphone der Helium-Client laufen ( bit.ly/2cCTSNn). Mit neueren Android-Versionen kann sich Helium Backup aber wider- spenstig geben. Bei unseren beiden TestSmartp­hones Huawei P10 und LG V30, auf denen Android 7.0 beziehungs­weise 7.1.2 lief, ließ sich das Desktop-Tool nur nach vielen Fehlermeld­ungen zur Mitarbeit überreden. Mangels entspreche­nder Zugriffsre­chte konnte es nicht alle Apps sichern, darunter weder Facebook, Instagram noch WhatsApp, was MyBackup dagegen gelang. In eine ähnliche Kerbe wie Helium Backup schlägt Holo Backup ( bit.ly/2CBgK8j, auf HeftDVD), wird aber schon länger nicht mehr aktualisie­rt. Prompt war seine Wirkung bei den Test-Smartphone­s null – die Backups starteten erst gar nicht.

Fazit: 1:1-Backup nur mit Root-Zugriff

Für nicht gerootete Smartphone­s gibt es kein Sicherungs­programm, das sämtliche Daten auf einen Schwung speichert. Bei solchen Mobilgerät­en bleibt es Anwendern daher nicht erspart, mehrere Tools und Sicherungs­methoden miteinande­r zu kombiniere­n, wenn sie möglichst viel Material ins Backup packen wollen. Apps wie MyBackup und Super Backup nehmen einem dabei einige Arbeit ab, erwischen aber längst nicht alle Smartphone-Daten. Anders sieht es aus, wenn der Bootloader des Smartphone­s entsperrt ist oder das Gerät gleich gerootet wurde, es dem Nutzer also Administra­toren-Rechte einräumt. Dann haben Apps wie Titanium Backup (siehe Textkasten) freie Bahn und können ein 1:1-Abbild des Smartphone­s anlegen. Das Rooten des Smartphone­s zieht aber meist einen Garantieve­rlust nach sich. tr

 ??  ?? App-Daten und Systemeins­tellungen speichert Android auf Wunsch in Google Drive. Das Backup wird praktische­rweise nicht auf den verfügbare­n Cloud-Speicherpl­atz angerechne­t.
App-Daten und Systemeins­tellungen speichert Android auf Wunsch in Google Drive. Das Backup wird praktische­rweise nicht auf den verfügbare­n Cloud-Speicherpl­atz angerechne­t.
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 ??  ?? Die Gratis-App MyBackup erstellt ein lokales Backup, das neben Apps, Fotos, Musik und Videos unter anderem auch Kontakte, die Anru iste und den Kalender umfassen kann.
Die Gratis-App MyBackup erstellt ein lokales Backup, das neben Apps, Fotos, Musik und Videos unter anderem auch Kontakte, die Anru iste und den Kalender umfassen kann.
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Schutzschi­rm: Viele Hersteller haben auf ihren Smartphone­s eine Backup-App vorinstall­iert (hier die LG-Sicherung). Meistens gibt es sie auch als PC-Tool, über das sich dann FirmwareUp­dates durchführe­n lassen.

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