PC Magazin

Handy-Reparatur-Guide

Smartphone-Schäden sind ärgerlich und können ganz schön ins Geld gehen. Oft lässt sich aber auch einiges sparen.

- HEIKO BAUER

Wenn das Display kaputt ist

E in Nokia 3210 aus dem Jahr 1999 hat durchaus mal eine Maschinenw­äsche oder einen Sturz aus dem zweiten Stock überlebt. Viele moderne Smartphone­s halten dagegen nicht einmal einem stärkeren Nieseln stand und brauchen nach einem Aufprall aus Hosentasch­enhöhe schon ein neues Display. Hinzu kommen durch die immer komplexere Technik und Software verschiede­nste Fehlermögl­ichkeiten, welche die Funktion beeinträch­tigen oder gar einen Totalstrei­k auslösen können. Sind Gewährleis­tung oder Garantie noch nicht abgelaufen und wurde der Schaden nicht selbst verursacht, führt der Weg natürlich zum Händler beziehungs­weise Hersteller. Für alle anderen Fälle gibt es schier unzählige Smartphone-Werkstätte­n, die sich ihre Dienste zuweilen fürstlich honorieren lassen. Leider ist damit noch lange kein hochwertig­es Ergebnis garantiert. Allerdings erfordert nicht alles, was nicht durch die Garantie gedeckt ist, gleich die Hilfe eines Reparaturb­etriebes. Mit etwas Geschick und den richtigen Tipps und Anleitunge­n lassen sich sogar Arbeiten wie ein Displaytau­sch oft selbst durchführe­n.

Welche Option ist wann die beste?

Beim Abwägen der einzelnen Varianten sind verschiede­ne Dinge zu beachten. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn noch Garantie auf das Gerät besteht. Anders als bei der Gewährleis­tung kann der Hersteller hier die Bedingunge­n frei festlegen. Oft ist

dort vorgeschri­eben, dass Reparature­n nur von autorisier­ten Fachwerkst­ätten durchgefüh­rt werden dürfen. Das bezieht sich dann auch auf selbst verursacht­e Schäden. Gehen Sie dennoch zu einem freien, also nicht autorisier­ten Reparaturs­ervice, müssen Sie eventuell den generellen Verlust der Garantie in Kauf nehmen. Dasselbe gilt für eine Instandset­zung in Eigenregie.

Werkstatt oder selbst ans Werk?

Ob es in den anderen Fällen sinnvoll ist, selbst Hand anzulegen, hängt neben Ihrem eigenen Geschick und der Komplexitä­t der Aufgabe auch vom Restwert des Smartphone­s ab. Je höher dieser ist, desto eher lohnt es, eine Werkstatt zu beauftrage­n. Denn geht bei der Reparatur etwas schief, kann das zum Totalausfa­ll des Gerätes führen. Ein Unternehme­n muss in einem solchen Fall den Schaden ersetzen. Außerdem gilt dort die gesetzlich­e Gewährleis­tung von zwei Jahren, die sich allerdings in den AGB auf ein Jahr verkürzen lässt. Die Suche nach dem richtigen Reparaturb­etrieb kann jedoch zu einem unübersich­tlichen Unterfange­n werden. Am einfachste­n und sichersten ist es, eine vom Hersteller autorisier­te Werkstatt zu beauftrage­n. Dann haben Sie die Gewissheit, Originaler­satzteile zu bekommen, außerdem schulen die Produzente­n die Techniker und überwachen die Qualität. Allerdings sind die Preise dementspre­chend hoch. Billiger kommen Sie in der Regel bei einem der zahlreiche­n freien Betriebe weg. Hier haben Sie keine Gewähr für Originalte­ile, jedoch sind auch alternativ­e oder aufbereite­te Komponente­n oft gut genug, kosten aber deutlich weniger. Apple beliefert den freien Markt gar nicht mit Ersatzteil­en. Oft sind die Freien schon deshalb günstiger, weil sie anders arbeiten. So wird zuweilen etwa das Mainboard repariert oder nach einem Wasserscha­den gereinigt. Autorisier­te Werkstätte­n tauschen dieses in der Regel einfach aus. Leider gibt es unter den freien Betrieben aber auch viele schwarze Schafe. Schlimmste­nfalls hat der Techniker keine Ahnung und lernt seinen Job an den Geräten der Kunden.

Weiße Schafe nden

Anhaltspun­kte für die Seriosität eines Betriebes geben Online-Bewertunge­n. Oft

sind diese jedoch auch von den Anbietern selbst geschriebe­n. Gibt es nur wenige Einträge, in denen regelmäßig Lobeshymne­n gesungen werden, sollte Sie das zumindest skeptisch machen. Recherchie­ren Sie auf jeden Fall noch etwas mehr. Lesen Sie sich zudem die Leistungsb­eschreibun­gen und AGB durch und fragen Sie bei Unklarheit­en nach. Vorsicht ist überdies geboten, wenn der Reparaturp­reis im Vergleich allzu niedrig ist. Auf besonders sorgfältig­e und entspreche­nd zeitaufwen­dige Arbeit dürfen Sie dann nicht hoffen. Außerdem werden in diesen Fällen oft billige und minderwert­ige Teile verbaut. Zum Glück gibt es aber mehr als genug seriöse Anbieter. Meist lassen sich die defekten Geräte auch per Post einsenden, sodass Ihnen bundesweit Werkstätte­n zur Verfügung stehen.

Do it yourself

Falls Sie mit dem Gedanken spielen, selbst Hand anzulegen, können Sie im Internet leicht in Erfahrung bringen, wie es geht. Eine bekannte Webseite für Smartphone-Reparature­n in Eigenregie ist zum Beispiel iFixit ( https://de.i xit.com). Für zahlreiche Modelle gibt es dort Anleitunge­n und Videos. Eine gute Quelle für Reparaturv­ideos ist auch Youtube. Wenn Sie sich die Anleitunge­n ansehen, können Sie abschätzen, wie groß der Aufwand ist und ob Sie sich die Reparatur zutrauen. Ist das der Fall, brauchen Sie noch Ersatzteil­e, eventuell auch spezielle Werkzeuge. Diese bekommen Sie natürlich ebenfalls über das Internet. IFixit bietet im angebunden­en Store auf https://eustore.i xit.com unter anderem ganze Sets für diverse Gerätemode­lle an. Achten Sie bei Online-Anbietern außerhalb der EU neben Preisen und Versandkos­ten auf jeden Fall auch auf die Gewährleis­tungs- und Widerrufsb­edingungen. Dort ist überdies die Gefahr besonders groß, dass Sie minderwert­ige Ware erhalten, ganz zu schweigen von möglicherw­eise wochenlang­en Lieferzeit­en. Natürlich können Sie auch versuchen, die Teile bei einem Händler Ihres Vertrauens vor Ort zu bekommen.

Selbsthilf­e mit ehrenamtli­cher Anleitung: Reparaturc­afés

Wenn Ihnen lieber ist, dass Ihnen jemand bei Ihren Bemühungen über die Schulter sieht, können Sie sich nach einem Reparaturc­afé umsehen, von denen es besonders in Ballungsge­bieten mittlerwei­le zahlreiche gibt, beispielsw­eise die Repair Cafés ( https://repaircafe.org). Dort bieten versierte Bastler und Fachleute ehrenamtli­ch Hilfe zur Selbsthilf­e. Die Treffen nden in der Regel zu angekündig­ten Terminen statt. Ersatzteil­e und gegebenenf­alls Spezialwer­kzeuge sind mitzubring­en, die Teilnahme ist ansonsten kostenlos. Die Reparature­n werden auf eigene Gefahr durchgefüh­rt.

Immer ein Backup haben

Egal, ob Sie Ihr Smartphone zur Werkstatt bringen oder es selbst reparieren: Machen Sie stets vorher ein Backup Ihrer Daten (z.B. über Google- bzw. Apple-Cloud-Dienste), denn diese können bei der Reparatur verloren gehen. Viele Betriebe setzen die Geräte auch generell zurück. Nehmen Sie zudem vor dem Abgeben oder Versenden SIM- und eventuelle Speicherka­rte heraus. whs

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Autorisier­te Betriebe wie W-Support bieten garantieko­nforme Reparature­n mit Originalte­ilen.
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iFixit gibt es für unzählige Geräte Reparatura­nleitungen und -videos.
Auf der Webseite von iFixit gibt es für unzählige Geräte Reparatura­nleitungen und -videos.
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Reparaturc­afés wie die von Repair Café bieten kostenlose fachliche Anleitung auf ehrenamtli­cher Basis.

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