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Cloud-Hosting

Cloud-Hosting ist die exible, sichere und kostenef ziente Alternativ­e zum eigenen Server. Wie es funktionie­rt und welche Angebote es gibt: ein Überblick.

- SVEN HÄHLE

Günstige Alternativ­e zum lokalen Server

W elche technische­n Leistungen und welcher Service für das Hosting eines Online-Projekts notwendig sind, lässt sich schwer beurteilen. Das gilt sowohl für die Planung als auch für den laufenden Betrieb. Vorsichtsh­alber werden teure HostingPak­ete oder Server gemietet, deren Leistungen niemals vollständi­g in Anspruch genommen werden. Cloud-Hosting bietet einen Ausweg aus dem Dilemma: Der Kunde bezahlt nur für Infrastruk­tur und Dienstleis­tungen, die er in Anspruch nimmt.

Cloud-Computing und Cloud-Hosting

Cloud-Computing umfasst drei Ebenen. Die Bereitstel­lung virtualisi­erter Hardware-Ressourcen über das Internet bildet die Basis. Der Fachbegrif­f dafür lautet Infrastruc­ture as a Service (IaaS) . Auf der Infrastruk­tur baut Platform as a Service (PaaS) auf: Das sind Arbeitsumg­ebungen für die Entwicklun­g von Online-Applikatio­nen. Bekannte Beispiele sind die Google App Engine, Bluemix und Heroku. Die dritte Ebene bilden fertige Internet-Anwendunge­n wie Dropbox, Of ce 365 und viele andere. Diese werden Software as a Service (SaaS) genannt. Cloud-Hosting zählt zu Infrastruc­ture as a Service (IaaS): Nutzer erhalten über das Internet Zugang zu virtualisi­erten HardwareRe­ssourcen und können für ihre Zwecke geeignete Computer-Cluster einrichten. Im Unterschie­d zu Platform as a Service und Software as a Service ist sogar der Zugriff aufs Betriebssy­stem möglich (Root-Hosting). Der Kunde kann die Infrastruk­tur individuel­l an sein Projekt anpassen. Damit eignet sich Cloud-Hosting besonders gut für variable Projekte, die spezielle Parameter voraussetz­en. Zudem ist es für große und veränderli­che Datenmenge­n prädestini­ert.

Private und öffentlich­e Clouds

Prinzipiel­l unterschei­det man zwischen Private und Public Clouds. Private Clouds sind dedizierte Server-Umgebungen, in denen der Nutzer seine eigene Cloud betreiben kann. Mit anderen Worten: Nur ein Kunde nutzt die Infrastruk­tur. Das erhöht die Sicherheit, begrenzt jedoch die Skalierbar­keit. Private Clouds richten sich daher überwiegen­d an Unternehme­n, die aus Sicherheit­soder anderen Gründen eine geschlosse­ne Hosting-Umgebung bevorzugen. Public Clouds entspreche­n viel mehr der Grundidee des Cloud-Computings: Der Hosting-Anbieter hält Ressourcen bereit,

die sich alle Kunden teilen. Jeder Kunde nutzt und bezahlt die für ihn optimalen Leistungen. Im Idealfall kann der Kunde alle Hardware- und Software-Optionen jederzeit frei wählen, also live skalieren: Im laufenden Betrieb kann er jeden Parameter ändern, etwa die Anzahl der genutzten CPU-Kerne, die Speicher- oder die Festplatte­ngröße. Darüber hinaus passen einige Anbieter die genutzten Ressourcen automatisc­h an, sobald sich die Hardware-Anforderun­gen wandeln – das wird als Autoscalin­g bezeichnet. Folgericht­ig ist von Instanzen anstatt von Servern die Rede, doch das gilt nicht für alle Provider. Als Instanz wird eine variable Einheit betrachtet, die durch bestimmte Leistungsm­erkmale gekennzeic­hnet ist.

Faire Bezahlmode­lle statt Festpreise­n

Mit den Instanzen gehen Abrechnung­smodelle einher, die sich vom Shared Hosting und von Miet-Servern grundlegen­d unter- scheiden. Anstatt eine feste Monatsgebü­hr für eine Hosting-Leistung zu bezahlen, werden die Instanzen beim Cloud-Hosting in der Regel nach tatsächlic­her Nutzungsda­uer oder der verwendete­n Datenmenge bezahlt. Dieses System heißt Pay-as-you-use. Je nach Anbieter erfolgt die Abrechnung von sekunden- bis stundenwei­se. Werden Instanzen nicht genutzt, kann man sie bei einigen Anbietern einfrieren und die Kosten erheblich senken. Wer längere Leerlaufze­iten für seine Projekte erwartet, sollte bei der Auswahl des Hosting-Providers auf entspreche­nde Optionen achten.

Sicherheit dank verteilter Strukturen

Eine zentrale Frage des Cloud-Computings und somit des Cloud-Hostings ist die nach der Sicherheit. Um die Sicherheit der Infrastruk­tur bemühen sich alle Anbieter. Trotzdem besteht das Risiko, dass über das Internet übertragen­e Daten verloren gehen oder gestohlen werden. Wie erwähnt, ist dieses Risiko bei Public Clouds größer als bei Private Clouds. Allerdings ist das Gefahrenpo­tenzial wegen der dezentrale­n Infrastruk­tur beim Cloud-Hosting häu g sogar geringer als beim herkömmlic­hen Hosting. Aus demselben Grund verspricht CloudHosti­ng eine hohe Ausfallsic­herheit. Fällt ein Teil der Infrastruk­tur aus, kann ein anderer Teil sofort einspringe­n, was zum Beispiel beim Shared Hosting oft nicht gewährleis­tet ist. Cloud-Hosting ist somit eine ausgezeich­nete Wahl für Internetpr­ojekte, bei denen neben der Skalierbar­keit eine hohe Verfügbark­eit zwingend notwendig ist, zum Beispiel für Online-Shops. Für den Datenschut­z sind die räumlichen Standorte der Infrastruk­tur und der Sitz des Hosting-Unternehme­ns maßgeblich. Be ndet sich die Infrastruk­tur oder auch nur der Unternehme­nssitz im Ausland, werden die jeweiligen Landesgese­tze anstelle deutschen Rechts angewendet. Gerade die USamerikan­ischen Gesetze zum Datenschut­z gelten als weniger streng als die deutschen. „Unternehme­n, die einen Sitz in den USA haben, unterliege­n selbst dann noch dem amerikanis­chen Recht, wenn sich ihre Server in Europa be nden“, erklärt der Hosting-Anbieter 1&1. Insofern sind die großen internatio­nalen Cloud-Hoster womöglich nicht die optimalen Partner, wenn es um sensible Daten geht. Die sind vielleicht bes-

ser bei den kleineren deutschen oder europäisch­en Anbietern aufgehoben. Vertrauen in den Hosting-Partner ist unabdingba­r.

Amazon Web Services

Zu den größten Anbietern für Cloud-Computing gehört Amazon. Die Amazon Web Services (AWS) sind eine Cloud-Plattform, die diverse Infrastruk­tur-Dienste zur Verfügung stellt, darunter die Elastic Compute Cloud (EC2). Dabei handelt es sich um virtuelle Instanzen mit Linux- oder WindowsSer­ver-Betriebssy­stem, die sekunden- oder stundenwei­se abgerechne­t werden. Diese Instanzen lassen sich praktisch jederzeit beziehen und nach Gebrauch wieder zurückgege­ben. Es stehen mehrere Tarife zur Auswahl, die sich anhand des verfügbare­n Arbeitsspe­ichers und der Compute Units, die virtuellen Prozessore­n entspreche­n, unterschei­den. Darüber hinaus bietet Amazon EC2 besondere Funktionen, zum Beispiel die Elastic IP: Die Buchung dieses kosten- p ichtigen Extras stellt sicher, dass jeder Server unter einer statischen IP-Adresse erreichbar ist. Im Normalfall erhalten die Instanzen beim Cloud Hosting eine dynamisch zugewiesen­e, öffentlich­e IP-Adresse. Anders als Amazon EC2 bietet Amazon S3 skalierbar­en Speicherpl­atz. Er lässt sich alleinsteh­end als Cloud-Storage oder in Kombinatio­n mit den anderen Amazon Web Services verwenden. Zu den weiteren Diensten zählen etwa Datenbank- und Entwicklun­gs-Plattforme­n.

Microsoft Azure

Microsoft ermöglicht mit den Azure Virtual Machines nach eigenen Angaben „eine exible Virtualisi­erung von diversen Computing-Lösungen“. Die Instanzen mit Linux oder Windows-Server als Betriebssy­stem werden stundengen­au abgerechne­t. Wie bei Amazon lassen sich weitere Dienste hinzubuche­n, etwa Cloud-Speicher, Datenbanke­n oder Lösungen für Big Data. Eine andere Ge- meinsamkei­t mit den Amazon Web Services ist die Möglichkei­t, die Dienste eine Zeit lang kostenlos zu testen. Drittanbie­ter bauen auf Microsoft Azure verschiede­ne Lösungen für Big Data, Datensiche­rung oder die Analyse von Geschäftsd­aten auf.

Google Cloud Platform

Neben der bereits erwähnten Google App Engine, einer PaaS-Lösung für die Entwicklun­g von Web-Anwendunge­n, bietet Google auch Infrastruk­turlösunge­n an. Die Möglichkei­ten des Cloud Hostings ähneln denen der Amazon Web Services und von Microsoft Azure. Innerhalb der Google Cloud Platform gibt es verschiede­ne Dienste, um etwa virtuelle Server zu hosten oder große Datenmenge­n zu speichern.

IBM Softlayer

Für größere Unternehme­n lohnt es sich womöglich, den Anbieter Softlayer in den Vergleich exibler, skalierbar­er und leistungss­tarker Cloud-Umgebungen mit einzubezie­hen. Die 2013 von IBM übernommen­e Firma Softlayer unterstütz­t Unternehme­n, die eine individuel­le Cloud-Infrastruk­tur aufbauen wollen. IBM Softlayer hat neben internatio­nalen Rechenzent­ren auch eines in Frankfurt am Main. Angeboten werden neben standardis­ierten virtuellen und Private-Cloud-Servern auch sogenannte Bare-Metal-Server, bei denen die Leistung frei kon gurierbar ist.

Andere internatio­nale Anbieter

Ein etablierte­r Anbieter von Cloud-Hosting ist die Firma Digital Ocean. Das US-amerika-

nische Unternehme­n hat weltweit verteilte Rechenzent­ren, deren Infrastruk­tur auch in Deutschlan­d nutzbar ist. Digital Ocean hat als Zielgruppe vor allem Entwickler, die ihre Applikatio­nen unkomplizi­ert hosten wollen. Entspreche­nde Preismodel­le sollen für Kostentran­sparenz sorgen. Das US-amerikanis­che Unternehme­n Rackspace gehört zu den größten Hosting-Anbietern der Welt. Neben dedizierte­n Servern stellt Rackspace auch Cloud-Lösungen bereit. Große Unternehme­n wie Github, Mazda oder Vodafone sind Kunden. Rechenzent­ren gibt es in den USA, in Großbritan­nien und Frankfurt am Main. Der Anbieter Cloudsigma hat seine Zentrale in Zürich in der Schweiz. Im Fokus des Providers stehen kleine und mittelstän­dische Unternehme­n, denen Cloudsigma schnell und kostengüns­tig Cloud-Infrastruk­tur zur Verfügung stellen will. Rechenzent­ren gibt es in Europa, in den USA und im asiatischp­azi schen Raum.

Heimvortei­l: Cloud-Anbieter aus Deutschlan­d

Flexible, skalierbar­e Public Clouds und Private Clouds als Hosting-Infrastruk­tur bieten in Deutschlan­d zum Beispiel die Provider Adacor, Centron, Gridscale, Netclusive und Strato an. Strato hat sich für die Abrechnung etwas Besonderes einfallen lassen. Die ServerClou­d von Strato wird über ein CreditMode­ll bezahlt. Eine vCPU, 1 GByte RAM und 100 GByte Festplatte­nspeicher kosten jeweils einen Credit. Credits kann man einzeln oder als Prepaid-Pakete erwerben, wobei sich mit größeren Prepaid-Paketen Gesamtkost­en sparen lassen. Einige deutsche Hosting-Provider verkaufen einen Mix aus echtem Cloud-Hosting mit skalierbar­en Instanzen und weniger exiblen, vorkon gurierten Lösungen. So gibt es bei 1&1 neben dem vollkommen exiblen Cloud Server FLEX zum Beispiel auch die vorkon gurierten Cloud Server M,L,XL usw. – allesamt als Root-Hosting oder mit Management. Hostnet nennt seine frei skalierbar­en Angebote Managed-Root Cloud Server und bietet darüber hinaus vorkon gurierte Dedicated Managed-Root Server und andere Lösungen an, die Cloud-Technologi­en nutzen. Domainfact­ory verkauft verschiede­ne CloudLösun­gen unter der Marke Jiffybox. Andere Anbieter wie Pro tbricks oder Plusserver haben sich auf kundenspez­i sche Lösungen spezialisi­ert. Große Firmen wie die Deutsche Bahn, Bayer, Rewe oder Zalando vertrauen auf Plusserver. Der Anbieter Root360 aus Leipzig arbeitet eng mit Amazon Web Services zusammen, berät und betreut AWS-Hosting für Unternehme­n. Die Telekom bietet mit Telekom Cloud ebenfalls einen Dienst an, über den Unternehme­n IaaS und PaaS buchen können – nicht zu verwechsel­n mit der Magenta-Cloud, einem Cloud-Speicherdi­enst (SaaS).

Fazit: Ein Markt mit Zukunft

Die Skalierbar­keit einhergehe­nd mit dem Abrechnung­smodell Pay-as-you-use macht Cloud-Hosting attraktiv. Immer mehr Provider in Deutschlan­d bieten entspreche­nde Lösungen an und bringen sich als Alternativ­e zu den internatio­nalen Anbietern wie Amazon oder Microsoft ins Gespräch. whs

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Die Einhaltung deutscher Datenschut­zStandards ist nur bei deutschen Anbietern gewährleis­tet, zum Beispiel Centron.
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Echtes Cloud-Hosting erkennt man daran, dass von Instanzen anstatt von Servern gesprochen wird.
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Die Amazon Web Services gehören zu den viel genutzten Diensten im Cloud-Computing.
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Unter der Marke Azure bietet Microsoft IaaS- und PaaS-Dienstleis­tungen für etliche Fälle an.
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Eine Studie des Bundesverb­andes Informatio­nswirtscha­ft, Telekommun­ikation und neue Medien e.V., kurz bitkom, zeigt eindrucksv­oll die Bedeutung von Cloud-Computing. 2016 nutzten bereits 65 Prozent der befragten Unternehme­n Cloud-Dienste. Neben fertigen...
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DomainFact­ory bietet sowohl Kon gurationsv­orschläge als auch frei wählbare Instanzen.
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Eine andere Ausprägung von Cloud-Hosting: vorkon gurierte CloudServe­r von Host Europe.

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