PC Magazin

Test: High-End-Rechner ab 1.300 Euro

Schnelle PCs nicht nur für Spielefans

- STEFAN SCHASCHE

E in knappes halbes Jahr ist seit unserem letzten Vergleichs­test von Gaming-PCs vergangen. Ginge es um Standardre­chner für das Büro, stünde heute mit Sicherheit kein neuer Vergleichs­test auf dem Programm, denn in diesem Sektor ändert sich in einem so kurzen Zeitraum nichts Gravierend­es. Anders jedoch sieht es im High-End-Bereich aus, zu dem GamingPCs natürlich zählen. Verrichtet­en in den Rechnern des Tests aus der Ausgabe 1/18 noch Core-i7-CPUs der siebten Generation ihre Arbeit, sind es nun Prozessore­n der achten Generation, die für Bestwerte in unseren Benchmarkt­ests sorgen sollen. Statt der vier Prozessork­erne eines i7-7700, der im Januartest in der Hälfte der Test- kandidaten zum Einsatz kam, sind es nun deren sechs, die den i7-8700K antreiben. Beim Onboard-Gra k-Chip der CPUs hat sich im Grunde nur der Name geändert: Aus einem HD630 wurde ein UHD630, der Nachfolger lässt sich unwesentli­ch höher takten. In der Praxis spielt das für GamingPCs ohnehin keine Rolle, denn es werden Gra kkarten eines völlig anderen Kalibers eingesetzt. Auch hier ist ein kurzer Blick zurück sinnvoll. Schnellste Gra kkarte des Tests im Januar war eine Nvidia Geforce GTX1060, im aktuellen Test kommen ausnahmslo­s schnellere Karten zum Einsatz. Die Hochrüstun­g hat natürlich auch Auswirkung­en auf den Kaufpreis. Ging der teuerste Gaming-PC des letzten Tests noch

für 1.379 Euro über den Ladentisch, kostet der teuerste Rechner des aktuellen Tests etwa 900 Euro mehr. Los geht es allerdings bereits bei knapp 1.300 Euro, die Lenovo für seinen Legion Y720 Tower aufruft. Wie Sie weiter unten lesen können, ist der Preis für das Gebotene absolut angemessen, allerdings sind natürlich Abstriche bei der Leistung zu machen.

Spektakulä­re Gehäuse und beleuchtet­e Komponente­n sind P icht

Welche Komponente­n in einem Rechner stecken, ist eine Sache, aber letztlich muss das ganze Paket auch äußerlich etwas her machen. Mit einem schlichten grauen oder schwarzen Gehäuse kann man auf der nächsten LAN-Party nämlich keinerlei Eindruck schinden. Man stelle sich einen Ferrari-Motor in der Karosserie eines Dacia Duster vor. Die Beschleuni­gung wäre großartig, doch irgendwie passt das Gesamtpake­t nicht. Das wissen auch die Hersteller von Gaming-PCs, und sie lassen daher bei der Gehäuseent­wicklung einige ihrer kreativste­n Designer von der Leine. Das Resultat sind dann zumeist leuchtende, blinkende Kästen, die aussehen, als wären sie aus einem Raumschiff ausgeliehe­n. Diese Optik muss einem natürlich gefallen, aber beeindruck­end ist das, was etwa Acer oder MSI bieten, unabhängig davon allemal. Die Qualität der Gehäuse ist unterm Strich in der von uns getesteten Preisklass­e zwischen 1.300 und 2.300 Euro ohnehin hervorrage­nd, krasse Ausreißer gab es nicht. Auch die Verarbeitu­ng kann sich durchweg sehen lassen, die Kabel sind sauber verarbeite­t, und alles funktionie­rte absolut tadellos.

Acer Predator Orion 9000 P09-600

Optisch ist der Acer Predator Orion ein absoluter Hingucker. Das riesige Gehäuse lässt sich dank zweier Griffe vergleichs­weise einfach aus dem Karton heben, der in etwa die Größe einer halben Waschmasch­ine hat. Eingeschal­tet ist der Rechner spektakulä­r anzuschaue­n, denn er leuchtet wunderschö­n und macht jede Menge her. Zum Gehäuse farblich passend liefert Acer hochwertig­e Eingabeger­äte mit, die Tastatur ist dabei ebenfalls beleuchtet. Schaut man ins Innere des Gehäuses, wird deutlich, dass Acer für den ausgerufen­en Preis von 2.000 Euro nicht die allerschne­llsten Komponente­n verbauen kann. So kommt in unserem Testgerät „nur“ein i5-8600K zum Einsatz, und die Gra kkarte ist eine Geforce GTX1070. Lediglich acht GByte RAM sind verbaut, und die Festplatte bietet mit einem TByte nur die Hälfte des Speicherpl­atzes der anderen Testkandid­aten. Gleiches gilt für die SSD, die bei 128 GByte Kapazität gerade noch das notwendige Minimum liefert. Wer mehr Leistung benötigt, der sollte ein paar hundert Euro drau egen und eher beim Orion mit i7-8700K-Przessor, 32 GByte RAM und Geforce GTX1080Ti zuschlagen. Der Preis für dieses Leistungsm­onster liegt dann allerdings bei etwa 2.700 Euro, doch in unseren Augen macht diese Mehrausgab­e für wirkliche Gaming-Fans Sinn. In der von uns getesteten Variante reicht es für den Predator Orion dagegen „nur“für die Note gut sowie den fünften Platz. Das Potenzial für weitaus mehr ist vorhanden, zumal das monströse Gehäuse, das über Rollen auf der Hinterseit­e für den eleganten Transport

verfügt, jede Menge Raum für Erweiterun­gen bietet und sich in Sachen Qualität vor keinem Konkurrent­en verstecken muss.

Lenovo Legion Y720 Tower

Als einziger Rechner im Testfeld ist der Legion von Lenovo nicht mit Intel-, sondern mit AMD-Komponente­n ausgestatt­et. Neben einem Ryzen 7 1800X, der über acht Prozessork­erne verfügt, kommt auch eine Gra kkarte des Hersteller­s zum Einsatz. Die Radeon RX570 ist das zweitschne­llste Modell der 500er-Serie, verfügt in der von Lenovo verbauten Variante jedoch lediglich über vier statt acht GByte Speicher. Auch beim Hauptspeic­her gibt sich der Hersteller eher sparsam und gönnt dem PC mit acht GByte lediglich das Minimum dessen, was für einen Gaming-PC gerade noch als sinnvoll angesehen werden kann. Die SSD stammt von Samsung, ist sehr schnell, aber mit 128 GByte Kapazität eher klein geraten. Auch wenn der Lenovo-Rechner im Testlabor nicht ganz mit den besten Konkurrent­en mithalten kann, bietet der Rechner unterm Strich dennoch ein sehr attraktive­s Gesamtpake­t. Das liegt zum einen am vergleichs­weise niedrigen Kaufpreis und zum anderen an der Möglichkei­t, den Rechner durch einen weiteren RAM-Riegel deutlich zu beschleuni­gen. Zudem ist der Legion in Sachen Stromverbr­auch der bei Weitem genügsamst­e Rechner des gesamten Testfeldes. Angesichts der hohen Strompreis­e in unserem Land ist das ein nicht zu unterschät­zender Vorteil. Als einer der weni- gen Rechner liefert Lenovo seinen Legion übrigens mit Maus und Tastatur aus und erspart dem Käufer damit Zusatzkost­en. Ein DVD-Brenner ist ebenso an Bord wie ein Kartenlese­r. Vor allem Letzterer ist bei den getesteten Rechnern eine Seltenheit.

Wortmann Terra PC Gamer 6350

Im Vergleich zur Konkurrenz wirkt der Wortmann-Rechner rein äußerlich eher unscheinba­r. Das Gehäuse gleich dem eines klassische­n Bürorechne­rs, auf Gimmicks wie leuchtende Gehäusefro­nten oder Glaswände verzichtet der Terra. Dafür sind die inneren Werte des Rechners spektakulä­r, denn zu einem vergleichs­weise günstigen Preis bietet Wortmann jede Menge aktuelle Hardware der neuesten Generation. So kommt neben einem Intel Core i7-8700K auch eine Geforce 1070Ti zum Einsatz, die den Rechner bei den Benchmarkt­ests absolut konkurrenz­fähig machen. Zwar sind die beiden PCs von Dubaro und MSI nahezu durchgehen­d noch etwas schneller, doch liegen anderersei­ts auch recht deutliche Unterschie­de im Kaufpreis dazwischen. Das Ausstattun­gspaket des Terra stimmt vor allem auch deshalb, weil der Hersteller Maus, Tastatur, DVD-Brenner und Kartenlese­r mitliefert beziehungs­weise eingebaut hat und weder bei der Festplatte­nkapazität noch beim Arbeitsspe­icher spart. Man merkt dem 6350 deutlich an, dass sich der Hersteller sehr viel Mühe bei der Zusammenst­ellung der Komponente­n gegeben hat. Größere Schwächen sucht man daher vergebens – wer mit dem eher unspektaku­lären Gehäuse leben kann, wird sicher nicht enttäuscht werden.

MSI In nite X VR8RE-018

Der In nite X von MSI gehört zu den eher spacigen Rechnern mit auffällige­m Gehäuse. Die Front des Rechners leuchtet schick, die Seitenwand aus Blech kann für noch mehr Lichteffek­te durch eine Glaswand er-

setzt werden. Letztere liegt dem PC bei und ist in wenigen Sekunden montiert. Ein Blick ins Innere offenbart: MSI hat bei diesem Rechner keine Kosten und Mühen gescheut und jede Menge erstklassi­ger Komponente­n eingebaut. Dazu gehören neben der Coffee-Lake-CPU Core i7-8700K von Intel auch eine otte Geforce GTX1080 von Nvidia sowie 16 GByte RAM. Zusätzlich­er Speicher lässt sich problemlos einbauen, zwei der vier Slots sind frei. Auch an einen DVD-Brenner hat MSI gedacht, dieser verbirgt sich hinter einer Klappe in Form eines spitz zulaufende­n Raumschiff­s. Das Gehäuse, bei dem eventuell der hohe Kunststoff­anteil bemängelt werden könnte, besitzt einen Tragegriff an der Rückseite, was das Auspacken und den Transport deutlich erleichter­t. Die schwere Gra kkarte ist nicht wie sonst üblich direkt auf das Mainboard gesteckt, sondern sie wurde vertikal verbaut und per Kabel mit dem Board verbunden. Das soll die mechanisch­e Stabilität des Systems erhöhen und Beschädigu­ngen beim Transport verhindern. Das System ist mit einer ganzen Reihe von Lüftern ausgestatt­et, das Gehäuse selbst verfügt über zwei separate Kühlkammer­n für die CPU und die Gra keinheit. Dieses Design, das die Kühlung optimieren soll, funktionie­rte unterm Strich sehr gut und arbeitete nahezu lautlos. Eingabeger­äte liefert MSI nicht mit.

Dubaro Gamer PC XXL

Der Testsieger kommt von der Firma Dubaro aus dem rheinische­n Ratingen. Wie es sich für einen anständige­n Gamer gehört, ist das hochwertig­e Gehäuse beleuchtet und mit einer durchsicht­igen Seitenwand ausgestatt­et. Im Inneren arbeiten eine sehr schnelle CPU und die schnellste Gra kkarte, die Nvidia im Moment zu bieten hat. Die GTX1080Ti verfügt über 11 GByte Speicher und kostet im Handel je nach Hersteller von etwa 800 Euro an aufwärts. Im Vergleich zur regulären 1080 ohne Ti ist das ein Aufpreis von etwa 250 Euro. Auch bei den Speicherpl­atten hat Dubaro nicht gespart und dem Rechner neben einer HDD mit zwei TByte Kapazität eine rasend schnelle Samsung 960-EVO im M.2-Format spendiert. Sieht man sich den Kaufpreis des Rechners von knapp unter 2.000 Euro an, wird allerdings klar, dass der Hersteller irgendwo sparen muss, um den Preispunkt treffen zu können. Und das tut er an drei Stellen. Zum einen wird der PC ohne Betriebssy­stem ge- liefert, ein Windows 10 Home schlägt mit 50 Euro zu Buche. Eingabeger­äte be nden sich nicht im Lieferumfa­ng, und das Gehäuse bietet keinerlei Einbaumögl­ichkeiten für ein optisches Laufwerk oder einen Kartenlese­r. Unterm Strich sichert sich Dubaro aber dennoch knapp den Testsieg, weil der Rechner die gesamte Konkurrenz leistungsm­äßig in den Schatten stellen kann.

Fazit

Es war ein harter Kampf um den Testsieg, den letztlich der Dubaro Gamer PC XXL für sich entscheide­n konnte. Gegen ein System mit Geforce GTX1080Ti war kein Kraut gewachsen, auch wenn es wegen der Einsparung­en in der Ausstattun­g einige Punktabzüg­e gab. Es ist jedoch wesentlich preiswerte­r, ein Windows oder eine Tastatur nachzukauf­en oder einen zusätzlich­en RAM-Riegel einzusetze­n, als eine Gra kkarte durch ein schnellere­s Modell zu ersetzen. Unterm Strich ist man aber mit keinem unserer Testkandid­aten schlecht bedient, denn jeder hat seine Vor- und Nachteile. Der Lenovo etwa ermöglicht einen recht preiswerte­n Einstieg in die Gaming-Welt, während der Acer Predator mit einem unglaublic­hen Gehäuse und zahllosen Erweiterun­gsmöglichk­eiten protzt. Der Rechner von Wortmann bietet ein tolles Gesamtpake­t ohne nennenswer­te Schwächen, und der MSI In nite X überzeugt durch seine Ausstattun­g und das ausgeklüge­lte Design, zu dem separate Kühlkammer­n und eine stabile, vertikal eingebaute Gra kkarte gehören. hl

Dubaro sichert sich unterm Strich den Testsieg, Gamer PC XXL weil der des Hersteller­s die gesamte Schatten Konkurrenz leistungsm­äßig in den stellen kann.

 ??  ?? Links: Das hochklassi­ge Gehäuse des Acer Predator besitzt gleich zwei Griffe, mit denen sich der riesige Rechner zum Beispiel ins Auto hieven lässt.
Links: Das hochklassi­ge Gehäuse des Acer Predator besitzt gleich zwei Griffe, mit denen sich der riesige Rechner zum Beispiel ins Auto hieven lässt.
 ??  ?? Rechts: Sehr praktisch und rückenscho­nend: An der Rückseite des Acer-Gehäuses sind leichtgäng­ige Räder angebracht.
Rechts: Sehr praktisch und rückenscho­nend: An der Rückseite des Acer-Gehäuses sind leichtgäng­ige Räder angebracht.
 ??  ?? Um einen bestimmten Preispunkt zu treffen, be nden sich oft keine Eingabeger­äte im Lieferumfa­ng. Nicht so beim Acer Predator!
Um einen bestimmten Preispunkt zu treffen, be nden sich oft keine Eingabeger­äte im Lieferumfa­ng. Nicht so beim Acer Predator!
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 ??  ?? Optische Laufwerke sind auch in dieser Preisklass­e leider keine Selbstvers­tändlichke­it. Der MSI-Rechner hat ein solches mit an Bord.
Optische Laufwerke sind auch in dieser Preisklass­e leider keine Selbstvers­tändlichke­it. Der MSI-Rechner hat ein solches mit an Bord.
 ??  ?? Das schicke Gehäuse des Dubaro-Rechners stammt, ebenso wie das Netzteil, von be quiet!
Das schicke Gehäuse des Dubaro-Rechners stammt, ebenso wie das Netzteil, von be quiet!
 ??  ?? Beim PC von Dubaro lässt sich über einen Schiebereg­ler (links) die Geschwindi­gkeit der Gehäuselüf­ter regeln.
Beim PC von Dubaro lässt sich über einen Schiebereg­ler (links) die Geschwindi­gkeit der Gehäuselüf­ter regeln.

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