Gaming-Trend
Volle Leistung aus der Cloud
pätestens dann, wenn topaktuelle Spiele nur noch ruckelnd über den Monitor laufen oder in reduzierter Au ösung ihren Dienst verrichten, wird es Zeit für eine neue Gra kkarte. Modelle, die bereits zwei oder drei Jahre auf dem Markt sind, bieten in der Regel das günstigste Preis-Leistungs-Verhältnis. Doch wer heute nach einer solchen Gra kkarte Ausschau hält, reibt sich zunächst einmal verwundert die Augen. Gerade Gra kkarten der Mittel- oder Oberklasse werden nicht etwa von Jahr zu Jahr billiger, sondern steigen sogar im Preis. Jährliche Aufschläge von 20 bis 30 Prozent sind momentan keine Seltenheit mehr. Leistungsstarke Gra kkarten werden nach wie vor dafür verwendet, virtuelle Währungen zu schürfen. Dieser Mining-Hype verursachte zudem im letzten Jahr einen weltweiten, nahezu unvorstellbaren Stromverbrauch von 25 Terawattstunden. Als erstes Land überhaupt hat nun China versuchsweise damit begonnen, den Stromverbrauch für Mining-Farmen zu regulieren. Ob sich die Bitcoin-Jünger davon sonderlich beeindrucken lassen oder einfach in ein anderes Land weiterziehen, wird sich zeigen.
Cloud-Gaming als Alternative
Die Idee an sich ist eigentlich nichts Neues: Far Cry 5 und andere aktuelle Spiele laufen nicht mehr lokal auf dem heimischen PC, sondern auf leistungsstarken CloudRechnern im Internet. Damit sparen sich Internet-Gamer – zumindest theoretisch – die teure Aufrüstung ihrer Hardwarekom-
ponenten. Gegen Bezahlung natürlich. Auf diesen Cloud-Rechnern werden auch immer aktuelle Betriebssystem-Updates und die neuesten Treiber vorgehalten – besonders wichtig für topaktuelle Gra kkarten, um neue Features oder Performance-Verbesserungen nutzen zu können. In der Regel wird auf dem PC zu Hause ein KlientProgramm installiert, das die Verbindung zur Cloud herstellt. Während ein Spiel läuft, werden Steuerbefehle an den virtuellen Rechner übertragen, also über Tastatur oder beispielsweise ein Gamepad. Der eigene Rechner wird dadurch zum einfachen Monitor degradiert und empfängt nur noch einen Videostream aus dem Internet. Entsprechend gering fallen auch die Systemvoraussetzungen aus. Liquidsky setzt einen Windows-8-Rechner mit 2 GByte RAM, 250 MByte Speicherplatz und zumindest einem verbauten Gra kchip Intel HD 4000 + voraus. Anforderungen, die auch ein in die Jahre gekommener Rechner immer noch problemlos erfüllen sollte. Der Anbieter stellt einen virtuellen Windows-10-Desktop mit vorinstalliertem Steam zur Verfügung. Alternative Plattformen wie MacOS, iOS und Android sind angekündigt. Damit der Spielspaß auch wirklich funktioniert, müssen natürlich die Interaktionen im Spiel verzögerungsfrei übermittelt werden. Für eine Full-HD-Au ösung mit 60 Bildern pro Sekunde emp ehlt Liquidsky daher eine Internetanbindung mit mindestens 20 Mbit/s. Mit 5 Mbit/s sollen immerhin noch etwa 30 Bilder pro Sekunde möglich sein. Geforce Now ermöglicht mit dem Ultra-StreamingModus von Nvidia sogar noch deutlich höhere Werte, unter bestimmten Voraussetzungen sogar über 120 Bilder pro Sekunde. Dafür sollte dann schon eine sehr schnelle Internetverbindung mit mindestens 50 Mbit/s vorhanden sein. Idealerweise ist der PC über Ethernet-Kabel mit dem InternetRouter (FritzBox) verbunden. Für den optimalen WLAN-Betrieb sollte ein modernes 5-GHz-Netzwerk vorhanden sein.
Die Herausforderer
Geforce Now kann während der Beta-Phase kostenlos ausprobiert werden. Noch ist unklar, ob analog zu Geforce Now für die Shield-Box Spiele im Monatsabo enthalten sein werden. Außerdem funktioniert der Dienst nur mit ausgewählten Spielen, die unter tinyurl.com/ybz6yvxx aufgelistet sind. Der genaue Abo-Preis ist leider auch noch nicht bekannt. Bei Liquidsky können neben Computerspielen auch Windows-Anwendungen wie Of ce in der Cloud installiert werden. Zudem gibt es eine Android-App, die den Zugriff von unterwegs erlaubt. Eine iOS-App soll demnächst folgen. Die Liquidsky-Cloud selbst ist mit einer Hochgeschwindigkeitsleitung mit dem Internet verbunden. Downloads sind dabei mit bis zu 1 Gigabit pro Sekunde, Uploads mit 100 Megabit möglich. Als Nebenprodukt erhält man also noch einen schnellen (virtuellen) Internetzugang, der den Download umfangreicher Spiele oder Patches in Sekundenschnelle erledigt. Liquidsky bietet momentan zwei Preismodelle an: ein OneTime-Ticket für 9,99 US-Dollar mit 25 Stunden Spielzeit und ein Monatsabo mit 80 Stunden für 19,99 US-Dollar. Der französische Anbieter Blade stellt mit Shadow ebenfalls einen voll funktionsfähigen Windows-10-Rechner zur Verfügung und berechnet nach Vertragsdauer: Shadow stammt aus Frankreich und soll im Herbst 2018 auch in anderen Ländern an den Start gehen. 44,95 Euro ( ohne Mindestlaufzeit), 34,95 Euro (3 Monate) und 29,95 Euro (12 Monate). Eine eigene Shadow-Box ist in Vorbereitung. Dann kann virtuelles Gaming auch ohne PC und störende Hintergrundgeräusche im heimischen Wohnzimmer genutzt werden.
Fazit: Für Gamer eine Option
Cloud-Gaming dürfte vor allem für Spieler interessant sein, die ihre Gra kkarten sehr oft tauschen, um topaktuelle Titel auszureizen. Andere Benutzer müssen für sich entscheiden, ob dieser virtuelle Rechner auf Dauer wirklich günstiger kommt als eine Hardwareaufrüstung. Die Cloud-Dienste würden auf jeden Fall durch im Abo enthaltene Spiele an Attraktivität gewinnen. Ohne schnellen Internet-Anschluss aber bleibt der Spaß am virtuellen Zocken leider auf der Strecke. whs