PC Magazin

Gaming-Trend

Volle Leistung aus der Cloud

- ANTON ZUCKER

pätestens dann, wenn topaktuell­e Spiele nur noch ruckelnd über den Monitor laufen oder in reduzierte­r Au ösung ihren Dienst verrichten, wird es Zeit für eine neue Gra kkarte. Modelle, die bereits zwei oder drei Jahre auf dem Markt sind, bieten in der Regel das günstigste Preis-Leistungs-Verhältnis. Doch wer heute nach einer solchen Gra kkarte Ausschau hält, reibt sich zunächst einmal verwundert die Augen. Gerade Gra kkarten der Mittel- oder Oberklasse werden nicht etwa von Jahr zu Jahr billiger, sondern steigen sogar im Preis. Jährliche Aufschläge von 20 bis 30 Prozent sind momentan keine Seltenheit mehr. Leistungss­tarke Gra kkarten werden nach wie vor dafür verwendet, virtuelle Währungen zu schürfen. Dieser Mining-Hype verursacht­e zudem im letzten Jahr einen weltweiten, nahezu unvorstell­baren Stromverbr­auch von 25 Terawattst­unden. Als erstes Land überhaupt hat nun China versuchswe­ise damit begonnen, den Stromverbr­auch für Mining-Farmen zu regulieren. Ob sich die Bitcoin-Jünger davon sonderlich beeindruck­en lassen oder einfach in ein anderes Land weiterzieh­en, wird sich zeigen.

Cloud-Gaming als Alternativ­e

Die Idee an sich ist eigentlich nichts Neues: Far Cry 5 und andere aktuelle Spiele laufen nicht mehr lokal auf dem heimischen PC, sondern auf leistungss­tarken CloudRechn­ern im Internet. Damit sparen sich Internet-Gamer – zumindest theoretisc­h – die teure Aufrüstung ihrer Hardwareko­m-

ponenten. Gegen Bezahlung natürlich. Auf diesen Cloud-Rechnern werden auch immer aktuelle Betriebssy­stem-Updates und die neuesten Treiber vorgehalte­n – besonders wichtig für topaktuell­e Gra kkarten, um neue Features oder Performanc­e-Verbesseru­ngen nutzen zu können. In der Regel wird auf dem PC zu Hause ein KlientProg­ramm installier­t, das die Verbindung zur Cloud herstellt. Während ein Spiel läuft, werden Steuerbefe­hle an den virtuellen Rechner übertragen, also über Tastatur oder beispielsw­eise ein Gamepad. Der eigene Rechner wird dadurch zum einfachen Monitor degradiert und empfängt nur noch einen Videostrea­m aus dem Internet. Entspreche­nd gering fallen auch die Systemvora­ussetzunge­n aus. Liquidsky setzt einen Windows-8-Rechner mit 2 GByte RAM, 250 MByte Speicherpl­atz und zumindest einem verbauten Gra kchip Intel HD 4000 + voraus. Anforderun­gen, die auch ein in die Jahre gekommener Rechner immer noch problemlos erfüllen sollte. Der Anbieter stellt einen virtuellen Windows-10-Desktop mit vorinstall­iertem Steam zur Verfügung. Alternativ­e Plattforme­n wie MacOS, iOS und Android sind angekündig­t. Damit der Spielspaß auch wirklich funktionie­rt, müssen natürlich die Interaktio­nen im Spiel verzögerun­gsfrei übermittel­t werden. Für eine Full-HD-Au ösung mit 60 Bildern pro Sekunde emp ehlt Liquidsky daher eine Internetan­bindung mit mindestens 20 Mbit/s. Mit 5 Mbit/s sollen immerhin noch etwa 30 Bilder pro Sekunde möglich sein. Geforce Now ermöglicht mit dem Ultra-StreamingM­odus von Nvidia sogar noch deutlich höhere Werte, unter bestimmten Voraussetz­ungen sogar über 120 Bilder pro Sekunde. Dafür sollte dann schon eine sehr schnelle Internetve­rbindung mit mindestens 50 Mbit/s vorhanden sein. Idealerwei­se ist der PC über Ethernet-Kabel mit dem InternetRo­uter (FritzBox) verbunden. Für den optimalen WLAN-Betrieb sollte ein modernes 5-GHz-Netzwerk vorhanden sein.

Die Herausford­erer

Geforce Now kann während der Beta-Phase kostenlos ausprobier­t werden. Noch ist unklar, ob analog zu Geforce Now für die Shield-Box Spiele im Monatsabo enthalten sein werden. Außerdem funktionie­rt der Dienst nur mit ausgewählt­en Spielen, die unter tinyurl.com/ybz6yvxx aufgeliste­t sind. Der genaue Abo-Preis ist leider auch noch nicht bekannt. Bei Liquidsky können neben Computersp­ielen auch Windows-Anwendunge­n wie Of ce in der Cloud installier­t werden. Zudem gibt es eine Android-App, die den Zugriff von unterwegs erlaubt. Eine iOS-App soll demnächst folgen. Die Liquidsky-Cloud selbst ist mit einer Hochgeschw­indigkeits­leitung mit dem Internet verbunden. Downloads sind dabei mit bis zu 1 Gigabit pro Sekunde, Uploads mit 100 Megabit möglich. Als Nebenprodu­kt erhält man also noch einen schnellen (virtuellen) Internetzu­gang, der den Download umfangreic­her Spiele oder Patches in Sekundensc­hnelle erledigt. Liquidsky bietet momentan zwei Preismodel­le an: ein OneTime-Ticket für 9,99 US-Dollar mit 25 Stunden Spielzeit und ein Monatsabo mit 80 Stunden für 19,99 US-Dollar. Der französisc­he Anbieter Blade stellt mit Shadow ebenfalls einen voll funktionsf­ähigen Windows-10-Rechner zur Verfügung und berechnet nach Vertragsda­uer: Shadow stammt aus Frankreich und soll im Herbst 2018 auch in anderen Ländern an den Start gehen. 44,95 Euro ( ohne Mindestlau­fzeit), 34,95 Euro (3 Monate) und 29,95 Euro (12 Monate). Eine eigene Shadow-Box ist in Vorbereitu­ng. Dann kann virtuelles Gaming auch ohne PC und störende Hintergrun­dgeräusche im heimischen Wohnzimmer genutzt werden.

Fazit: Für Gamer eine Option

Cloud-Gaming dürfte vor allem für Spieler interessan­t sein, die ihre Gra kkarten sehr oft tauschen, um topaktuell­e Titel auszureize­n. Andere Benutzer müssen für sich entscheide­n, ob dieser virtuelle Rechner auf Dauer wirklich günstiger kommt als eine Hardwareau­früstung. Die Cloud-Dienste würden auf jeden Fall durch im Abo enthaltene Spiele an Attraktivi­tät gewinnen. Ohne schnellen Internet-Anschluss aber bleibt der Spaß am virtuellen Zocken leider auf der Strecke. whs

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Sehr praktisch ist der (App-)Zugriff von unterwegs – das virtuelle Büro ist immer dabei und sofort einsatzber­eit.
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