Sicher ja – anonym nein
In einem fremden Netzwerk sollten Sie zum Schutz Ihrer Privatsphäre grundsätzlich einen VPN-Dienst benutzen. Anonymität bieten diese aber nicht mehr.
In einem fremden Netzwerk sollten Sie zum Schutz Ihrer Privatsphäre grundsätzlich einen VPN-Dienst benutzen. Der Test stellt acht populäre Anbieter gegenüber. Anonymität bieten diese Programme aber nicht.
S eit mehr oder minder freies WLAN allgegenwärtig geworden ist, sind VPN-Dienste, über die sich die besuchten Adressen und übertragenen Daten vor den Augen Außenstehender verbergen lassen, immer stärker gefragt. Viele Benutzer hoffen auch darauf, dass sie über einen VPNServer etwa auf amerikanische StreamingDienste zugreifen können, was jedoch mittlerweile nur noch selten funktioniert. Net ix USA etwa blockiert konsequent Zugriffe über VPN-Adressen im eigenen Land. Der rein amerikanische Dienst Hulu wiederum verlangt nach einer US-Kreditkarte oder einem amerikanischen Paypal-Konto. Bleibt also die Sicherheit. Bei diesem Punkt gibt es immer noch Anbieter, die damit werben, man könne mit ihren VPN-Diensten anonym surfen. Doch das ist überholt. Die Werbenetzwerke verfügen heute über Tracking-Methoden, die sie unabhängig von der IP-Adresse machen. Sie legen Benutzerpro le auf Basis von Daten zu Browser-Typ, -Version und -Kon guration, installierten Erweiterungen, Zahl der Cookies, Betriebssystem, Bildschirmau ösung und weiteren Daten an, über die sich die Wege eines Anwenders im Internet nahezu genauso gut verfolgen lassen. Ein VPN ist daher zwar ein gutes Verschlüsselungswerkzeug, mehr aber auch nicht.
Starke Konkurrenz unter den VPN-Anbietern
Die Auswahl unter den konkurrierenden VPN-Anbietern ist mittlerweile sehr groß. Es gibt mehr als ein Dutzend Anbieter, mit oder ohne eigene Client-Software, mit unterschiedlich vielen Server-Standorten, diversen Verschlüsselungsverfahren und anderen Unterscheidungsmerkmalen. Für diesen Artikel haben wir acht der populärsten Dienste ausgesucht und sie sowie ihre Windows-Clients auf Funktionalität, Bedienerfreundlichkeit und Sicherheit untersucht. Auf welche Kriterien genau wir beim Test geachtet haben, steht im Kasten auf dieser Seite.
CyberGhost VPN
Der in Rumänien beheimatete Dienst CyberGhost zeichnet sich durch einen umfangreichen Client aus, der über sechs große, farbige Schalt ächen zu den verschienenen Programmfunktionen führt. Diese Einteilung ist auch notwendig, denn CyberGhost ist nicht nur ein VPN-Dienst, sondern bietet seinen Nutzern eine komplette Sicherheitslösung inklusive Schadsoftware-, Werbe- und Tracking-Blocker an. Zudem gibt es Voreinstellungen zum Umgehen der Geo-IP-Sperren von Diensten wie Net ix, YouTube oder dem britischen ITV und von Websites wie WikiLeaks, Telegram oder den jeweiligen Länderversionen von Facebook. Entscheidet man sich für eine manuelle Kon guration, hilft eine ServerListe mit Angaben zu Standort, Auslastung, Unterstützung von Torrents und Ping-Zeiten bei der Auswahl. CyberGhost versichert in seiner Datenschutzerklärung, dass es weder die Ver-
kehrs- noch die Verbindungsdaten des Benutzers überwacht, aufzeichnet, protokolliert oder speichert.
ExpressVPN
Die Software von ExpressVPN wirkt auf den ersten Blick sehr einfach gestrickt: Auf dem Hauptbildschirm kann der Anwender gerade einmal den Server-Standort kon gurieren, auf Wunsch erledigt das Programm die Auswahl auch automatisch. Erst in den Optionen des Programms ndet man noch Zusatzfunktionen wie beispielsweise die Einstellung des Verschlüsselungsprotokolls, auch das lässt sich automatisieren. Dort stößt man zudem auf einen Speedtest, der die aktuellen Übertragungsraten und PingZeiten der Server ermittelt. ExpressVPN steht auch als Browser-Erweiterung für Chrome und Firefox bereit. Eine deutsche Version des Programms ist nicht verfügbar, als Sprachen lassen sich nur Englisch und Französisch einstellen. Der Hersteller hat seinen Sitz auf den Britischen Jungferninseln in der Karibik, Technik und Support laufen über Irland. Er verspricht, dass er weder Aktivitäts- noch Verbindungsdaten seiner Anwender aufzeichnet.
Hide.me
Der Client von Hide.me lässt den Anwender Server-Standort und Protokoll auswählen und bietet sogar die manuelle Eingabe einer Ziel-IP-Adresse und des gewünschten DNS-Servers an. Die Software lässt sich daher auch nutzen, um von unterwegs einen privaten VPN-Server zu erreichen. Leider fehlen in der Server-Liste Angaben zu Auslastung und Geschwindigkeit. Als kleines Extra bringt das Programm einen Datenzähler mit. Interessant ist das jedoch lediglich für die Benutzer der kostenlosen 30-Tage-Testversion, die auf 2 GByte Übertragungsvolumen begrenzt ist. Hide.me hat seinen Sitz in Malaysia und versichert in seiner Datenschutzerklärung, dass es keine Verbindungs- und Aktivitätsdaten seiner Benutzer speichert.
HideMyAss Pro VPN
Der Anbieter des VPN-Dienstes mit dem lustigen Namen sitzt in England und ist damit auch dem eher geheimdienstfreundlichen britischen Recht unterworfen. Kein Wunder also, dass er in seiner Datenschutzerklärung angibt, die IP-Adressen von Benutzer und verwendetem Server sowie Login-Zeiten und Datenvolumen zu speichern. Bei der Anmeldung werden zudem Name, Username, Passwort, IP-Adresse und E-Mail-Adresse festgehalten. Außerdem ist HideMyAss der einzige Dienst, der beim DNS-Leak-Test versagte. Der Client von HideMyAss ist einfach und funktional. Er bietet im Hauptfenster einen Sofortmodus für eine automatische Server-Auswahl, einen Standortmodus mit manueller Server-Einstellung sowie einen Freiheitsmodus, der die Verbindung über das nächste zensurfreie Land aufbaut. Von München aus war das Tschechien. Angaben zu Auslastung und Geschwindigkeit fehlen, dafür gibt es die Option, die Verbindung regelmäßig und automatisch über einen anderen Server laufen zu lassen. Aufgrund der langen Login-Zeiten ist das jedoch nicht zu empfehlen. Eine Auswahl des Protokolls ist zumindest im Client nicht möglich. Die Windows-Software für HideMyAss Pro unterstützt in der neuesten Version nur das Open-Source-Protokoll OpenVPN, das jedoch als sicher gilt.
IPVanish VPN
Der US-Dienst IPVanish VPN gibt seinen Nutzern einen professionellen Client an die Hand. Er meldet nicht nur die Auslastung und Ping-Zeiten der Server, sondern auch die aktuelle Datenrate. Die ServerListe lässt sich nach Land, Antwortzeiten, Auslastung und Favoriten ltern, das Protokoll kann man genauso einstellen wie den OpenVPN-Port. IPVanish erklärt in seiner Privacy Policy, dass es zwar die persönlichen Daten seiner Kunden sammelt, allerdings lediglich zu Abrechnungszwecken. Außerdem notiert der Dienst die IP-Adressen der Besucher seiner Homepage. Zwar versichert der Anbieter, dass er diese Daten nicht weitergebe, laut amerikanischem Recht kann er jedoch