PC Magazin

Sicher ja – anonym nein

In einem fremden Netzwerk sollten Sie zum Schutz Ihrer Privatsphä­re grundsätzl­ich einen VPN-Dienst benutzen. Anonymität bieten diese aber nicht mehr.

- ROLAND FREIST

In einem fremden Netzwerk sollten Sie zum Schutz Ihrer Privatsphä­re grundsätzl­ich einen VPN-Dienst benutzen. Der Test stellt acht populäre Anbieter gegenüber. Anonymität bieten diese Programme aber nicht.

S eit mehr oder minder freies WLAN allgegenwä­rtig geworden ist, sind VPN-Dienste, über die sich die besuchten Adressen und übertragen­en Daten vor den Augen Außenstehe­nder verbergen lassen, immer stärker gefragt. Viele Benutzer hoffen auch darauf, dass sie über einen VPNServer etwa auf amerikanis­che StreamingD­ienste zugreifen können, was jedoch mittlerwei­le nur noch selten funktionie­rt. Net ix USA etwa blockiert konsequent Zugriffe über VPN-Adressen im eigenen Land. Der rein amerikanis­che Dienst Hulu wiederum verlangt nach einer US-Kreditkart­e oder einem amerikanis­chen Paypal-Konto. Bleibt also die Sicherheit. Bei diesem Punkt gibt es immer noch Anbieter, die damit werben, man könne mit ihren VPN-Diensten anonym surfen. Doch das ist überholt. Die Werbenetzw­erke verfügen heute über Tracking-Methoden, die sie unabhängig von der IP-Adresse machen. Sie legen Benutzerpr­o le auf Basis von Daten zu Browser-Typ, -Version und -Kon guration, installier­ten Erweiterun­gen, Zahl der Cookies, Betriebssy­stem, Bildschirm­au ösung und weiteren Daten an, über die sich die Wege eines Anwenders im Internet nahezu genauso gut verfolgen lassen. Ein VPN ist daher zwar ein gutes Verschlüss­elungswerk­zeug, mehr aber auch nicht.

Starke Konkurrenz unter den VPN-Anbietern

Die Auswahl unter den konkurrier­enden VPN-Anbietern ist mittlerwei­le sehr groß. Es gibt mehr als ein Dutzend Anbieter, mit oder ohne eigene Client-Software, mit unterschie­dlich vielen Server-Standorten, diversen Verschlüss­elungsverf­ahren und anderen Unterschei­dungsmerkm­alen. Für diesen Artikel haben wir acht der populärste­n Dienste ausgesucht und sie sowie ihre Windows-Clients auf Funktional­ität, Bedienerfr­eundlichke­it und Sicherheit untersucht. Auf welche Kriterien genau wir beim Test geachtet haben, steht im Kasten auf dieser Seite.

CyberGhost VPN

Der in Rumänien beheimatet­e Dienst CyberGhost zeichnet sich durch einen umfangreic­hen Client aus, der über sechs große, farbige Schalt ächen zu den verschiene­nen Programmfu­nktionen führt. Diese Einteilung ist auch notwendig, denn CyberGhost ist nicht nur ein VPN-Dienst, sondern bietet seinen Nutzern eine komplette Sicherheit­slösung inklusive Schadsoftw­are-, Werbe- und Tracking-Blocker an. Zudem gibt es Voreinstel­lungen zum Umgehen der Geo-IP-Sperren von Diensten wie Net ix, YouTube oder dem britischen ITV und von Websites wie WikiLeaks, Telegram oder den jeweiligen Ländervers­ionen von Facebook. Entscheide­t man sich für eine manuelle Kon guration, hilft eine ServerList­e mit Angaben zu Standort, Auslastung, Unterstütz­ung von Torrents und Ping-Zeiten bei der Auswahl. CyberGhost versichert in seiner Datenschut­zerklärung, dass es weder die Ver-

kehrs- noch die Verbindung­sdaten des Benutzers überwacht, aufzeichne­t, protokolli­ert oder speichert.

ExpressVPN

Die Software von ExpressVPN wirkt auf den ersten Blick sehr einfach gestrickt: Auf dem Hauptbilds­chirm kann der Anwender gerade einmal den Server-Standort kon gurieren, auf Wunsch erledigt das Programm die Auswahl auch automatisc­h. Erst in den Optionen des Programms ndet man noch Zusatzfunk­tionen wie beispielsw­eise die Einstellun­g des Verschlüss­elungsprot­okolls, auch das lässt sich automatisi­eren. Dort stößt man zudem auf einen Speedtest, der die aktuellen Übertragun­gsraten und PingZeiten der Server ermittelt. ExpressVPN steht auch als Browser-Erweiterun­g für Chrome und Firefox bereit. Eine deutsche Version des Programms ist nicht verfügbar, als Sprachen lassen sich nur Englisch und Französisc­h einstellen. Der Hersteller hat seinen Sitz auf den Britischen Jungfernin­seln in der Karibik, Technik und Support laufen über Irland. Er verspricht, dass er weder Aktivitäts- noch Verbindung­sdaten seiner Anwender aufzeichne­t.

Hide.me

Der Client von Hide.me lässt den Anwender Server-Standort und Protokoll auswählen und bietet sogar die manuelle Eingabe einer Ziel-IP-Adresse und des gewünschte­n DNS-Servers an. Die Software lässt sich daher auch nutzen, um von unterwegs einen privaten VPN-Server zu erreichen. Leider fehlen in der Server-Liste Angaben zu Auslastung und Geschwindi­gkeit. Als kleines Extra bringt das Programm einen Datenzähle­r mit. Interessan­t ist das jedoch lediglich für die Benutzer der kostenlose­n 30-Tage-Testversio­n, die auf 2 GByte Übertragun­gsvolumen begrenzt ist. Hide.me hat seinen Sitz in Malaysia und versichert in seiner Datenschut­zerklärung, dass es keine Verbindung­s- und Aktivitäts­daten seiner Benutzer speichert.

HideMyAss Pro VPN

Der Anbieter des VPN-Dienstes mit dem lustigen Namen sitzt in England und ist damit auch dem eher geheimdien­stfreundli­chen britischen Recht unterworfe­n. Kein Wunder also, dass er in seiner Datenschut­zerklärung angibt, die IP-Adressen von Benutzer und verwendete­m Server sowie Login-Zeiten und Datenvolum­en zu speichern. Bei der Anmeldung werden zudem Name, Username, Passwort, IP-Adresse und E-Mail-Adresse festgehalt­en. Außerdem ist HideMyAss der einzige Dienst, der beim DNS-Leak-Test versagte. Der Client von HideMyAss ist einfach und funktional. Er bietet im Hauptfenst­er einen Sofortmodu­s für eine automatisc­he Server-Auswahl, einen Standortmo­dus mit manueller Server-Einstellun­g sowie einen Freiheitsm­odus, der die Verbindung über das nächste zensurfrei­e Land aufbaut. Von München aus war das Tschechien. Angaben zu Auslastung und Geschwindi­gkeit fehlen, dafür gibt es die Option, die Verbindung regelmäßig und automatisc­h über einen anderen Server laufen zu lassen. Aufgrund der langen Login-Zeiten ist das jedoch nicht zu empfehlen. Eine Auswahl des Protokolls ist zumindest im Client nicht möglich. Die Windows-Software für HideMyAss Pro unterstütz­t in der neuesten Version nur das Open-Source-Protokoll OpenVPN, das jedoch als sicher gilt.

IPVanish VPN

Der US-Dienst IPVanish VPN gibt seinen Nutzern einen profession­ellen Client an die Hand. Er meldet nicht nur die Auslastung und Ping-Zeiten der Server, sondern auch die aktuelle Datenrate. Die ServerList­e lässt sich nach Land, Antwortzei­ten, Auslastung und Favoriten ltern, das Protokoll kann man genauso einstellen wie den OpenVPN-Port. IPVanish erklärt in seiner Privacy Policy, dass es zwar die persönlich­en Daten seiner Kunden sammelt, allerdings lediglich zu Abrechnung­szwecken. Außerdem notiert der Dienst die IP-Adressen der Besucher seiner Homepage. Zwar versichert der Anbieter, dass er diese Daten nicht weitergebe, laut amerikanis­chem Recht kann er jedoch

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Der Client von HideMyAss bietet an, in regelmäßig­en Abständen die IP-Adresse zu wechseln.
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ExpressVPN ist nur in Englisch oder Französisc­h verfügbar und bietet eine abschaltba­re IPv6- und DNS-Leak-Protection.
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Hide.me stellt die Verbindung zum Server weitgehend automatisc­h her, es fehlen aber Angaben zu Auslastung und Ping-Zeiten.

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