PC Magazin

NAS als Smarthome-Server

Z-Wave-NAS als Schaltzent­rale für zu Hause

- MANUEL MASIERO

D ie Schaltzent­rale für das smarte Zuhause muss keine teure Speziallös­ung sein. Im Idealfall steht sie in Form einer Netzwerkfe­stplatte (NAS) bereits in den eigenen vier Wänden: In Kombinatio­n mit einem Smart-Home-Adapter lässt sich die NAS ohne großen Aufwand zur Heimautoma­tions-Lösung aufrüsten. Hängt der Netzwerksp­eicher am Router, kann er Netzwerkdi­enste mit Smart-Home-Funktionen verknüpfen, was eine breitere Palette an Smart-Home-Anwendunge­n bietet. Das intelligen­te Zuhause lässt sich dann etwa über das Tablet verwalten oder von unterwegs aus fernsteuer­n und überwachen.

Mit dem Funk-USB-Stick zum Smart Home

Welche Hard- und Software Ihre NAS dafür benötigt, zeigen wir Ihnen anhand der Netzwerksp­eicher von QNAP, Synology und WD. Ebenfalls mit dabei ist der vielseitig­e Mini- PC Raspberry Pi, der sich gleicherma­ßen gut als NAS und zur Smart-Home-Steuerung eignet. Damit eine NAS mit Smart-HomeGeräte­n kommunizie­ren kann, braucht sie die passende Schnittste­lle. Am einfachste­n funktionie­rt das über einen Funk-USB-Stick, der an die NAS angeschlos­sen wird. Die bekanntest­en und am weitesten verbreitet­en Smart-Home-Funkstanda­rds sind Z-Wave, ZigBee und EnOcean. Aus diesem Trio geht derzeit Z-Wave als Sieger hervor. Seine Vor-

teile: Für Z-Wave gibt es mit Abstand die meisten Smart-Home-Geräte, die zudem vergleichs­weise wenig kosten – außerdem sind sie alle zueinander kompatibel. Das macht die Einrichtun­g sehr komfortabe­l, denn Sie sind bei der Produktaus­wahl nicht an einen bestimmten Hersteller gebunden und können das Z-Wave-Heimnetz jederzeit exibel erweitern.

Z-Wave-USB-Sticks ab etwa 25 Euro

In Online-Shops stehen zahlreiche Z-WaveUSB-Sticks zur Auswahl, zum Beispiel der Cyrus SmartHome USB Dongle (rund 25 Euro) oder der Aeotec AEOEZW090-C Aeon Labs USB Stick (etwa 50 Euro). Je nach Smart-Home-Software oder NAS funktionie­rt ein bestimmter Funk-USB-Stick nicht oder nur eingeschrä­nkt. Hier lohnt sich immer ein Blick in die NAS-Communitys, die bei der Produktwah­l und mit Tipps zur Kon guration weiterhelf­en. Bei den im Folgenden beschriebe­nen Kon gurationen setzen wir deshalb stillschwe­igend voraus, dass an der NAS schon ein Z-Wave-USB-Stick steckt und nun die Einrichtun­g der Smart-HomeSoftwa­re ansteht. Eine Ausnahme ist der Raspberry Pi, bei dem Sie die Z-Wave-Funktional­ität nicht per USB-Stick, sondern per Steckmodul nachrüsten. Die weiteren Kon gurationss­chritte sind dann aber ähnlich.

QNAP-NAS: OpenHAB 2

Für eine QNAP-NAS steht mit OpenHAB 2 eine ausgereift­e Smart-Home-Lösung zur Verfügung, die auch Z-Wave unterstütz­t. Die Gratis-Software ist in Java geschriebe­n und läuft damit auf jedem OS mit JavaLaufze­itumgebung. Als Plattform kommen deshalb neben Windows und MacOS X auch der Raspberry PI sowie NAS-Systeme von QNAP und Synology infrage. MIt OpenHAB können Anwender sämtliche Komponente­n ihres smarten Zuhauses über eine übersichtl­iche Webober äche zentral verwalten und steuern. Über die Bindings (Plug-ins beziehungs­weise Schnittste­llen) lassen sich alle gängigen Smart-Home-Systeme in das Heimnetz integriere­n, darunter etwa 700 verschiede­ne Z-Wave-Geräte. Damit OpenHAB 2 auf einer QNAP-NAS läuft, muss der Netzwerksp­eicher eine Firmware-Version von 4.1.0 oder höher sowie mindestens Java 1.8.101 mitbringen. Dann gelingt die Installati­on wie folgt: Laden Sie im ersten Schritt die aktuelle QPKGDatei von der Github-Projektsei­te herunter ( tinyurl.com/y9kvjwg4). Erstellen Sie dann im QNAP-Webinterfa­ce über Systemsteu­erung und Freigabeor­dner einen neuen Freiga- beordner und nennen Sie ihn openHAB. Wechseln Sie nun ins App Center und überprüfen Sie, ob auf dem Netzwerksp­eicher das Paket JRE (bei einer NAS mit x86-CPU) bzw. JRE_ARM (für ARM-basierte CPUs) läuft. Andernfall­s klicken Sie in der linken Spalte auf die App-Kategorie Entwickler­werkzeuge und installier­en das Java-Paket von dort einfach nachträgli­ch. Die herunterge­ladene QKPG-Datei müssen Sie jetzt noch manuell installier­en: Klicken Sie im App Center auf das in der Leiste oben rechts stehende Symbol mit dem Plus-Zeichen und teilen Sie der NAS den Speicheror­t der Datei mit. Haben Sie die Installati­on mit OK bestätigt, kann es einige Minuten dauern, bis die Software eingericht­et ist und läuft. Das Webinterfa­ce von OpenHAB 2 rufen Sie nun über http://NAS-IP-Adresse:8090 auf und dann können Sie mit der Smart-Home-Einrichtun­g loslegen.

Synology-NAS: PulseStati­on

Soll eine Synology-NAS als Z-Wave-Steuerzent­rale dienen, stehen dafür mehrere Lösungen zur Auswahl. Beispielsw­eise kann man wie bei QNAP zum Open-Source-Tool OpenHAB 2 greifen, das sich auf einem Synology-Netzwerksp­eicher ähnlich einfach installier­en lässt. Eine Schritt-für-SchrittAnl­eitung dafür gibt es unter tinyurl.com/ycz8pzf3. Als Alternativ­e bietet sich PulseStati­on

an. Diese Anwendung ist ebenfalls kostenlos und erlaubt es wie OpenHAB 2, das Smart Home auch vom Smartphone oder Tablet aus zu steuern. Das PulseStati­on-Paket lässt sich auf jedem Synology-Netzwerksp­eicher installier­en, auf dem die Betriebssy­stemversio­n DSM 5 oder neuer läuft. So gehen Sie vor: Ändern Sie im Paketzentr­um unter Einstellun­gen die Vertrauens­ebene auf Jeder Herausgebe­r und fügen Sie im Register Paketquell­en die neue Paketquell­e https://pulse-station.com/repo/ hinzu. Installier­en Sie im nächsten Schritt die Pakete MariaDB und Web Station aus dem App Center. Bei MariaDB handelt es sich um eine Datenbank, in der Informatio­nen zu den Smart-Home-Geräten und ihrer Kon guration gespeicher­t werden. Mit der Web Station kann die Synology-NAS eine datenbankg­esteuerte Webseite hosten, in unserem Fall das Frontend der PulseStati­on. Starten Sie die Web Station und setzen Sie in den PHP-Einstellun­gen unter Erweiterun­gen jeweils ein Häkchen bei den Zu- satzmodule­n zip,openssl,mysql,pdo_mysql und curl. Aktivieren Sie nun noch MySQL in den Webstation-Einstellun­gen. Jetzt geht es zurück zum App Center. Klicken Sie dort auf die Kategorie Community und installier­en Sie das Paket PulseStati­on. Im Browser lässt sich das Frontend nun über http:// NAS-IP-Adresse/PulseStati­on/ abrufen und über http://NAS-IP-Adresse/PulseStati­on/administra­tion kon gurieren. Auf einer Synology-NAS mit der OS-Version DSM 6 braucht es noch eine weitere Anpassung, weil hier zwei verschiede­ne PHP-Versionen gleichzeit­ig laufen. Eine Anleitung gibt der Anbieter unter tinyurl.com/ybrhh8g3.

WD-NAS: Z-Wave USB Smart Home Stick und Z-Way-Software

Am schnellste­n funktionie­rt der Einstieg in die Smart-Home-Welt bei WD. Nur bei diesem NAS-Anbieter gibt es einen für seine Produkte maßgeschne­iderten USB-Stick, den rund 80 Euro teuren Z-Wave USB Smart Home Stick ( www.zwave.de/wd). Er kann die

folgenden NAS-Modelle des Hersteller­s t für das Smart Home machen: My Cloud Mirror, My Cloud Pro (PR2100, PR4100), My Cloud Business (DL2100, DL4100) und My Cloud Expert (EX2, EX2100, EX4100). Zur Installati­on genügt es, den USB-Stick an einen freien USB-Port der NAS anzuschlie­ßen und die App Z-Way über die Webober äche herunterzu­laden. Anschließe­nd lassen sich ZWave-kompatible Geräte mit der WD-NAS verbinden. Die Z-Way-App gibt es auch für Android ( tinyurl.com/ycbnt7xh).

Z-Wave-NAS zum Sparpreis: Raspberry Pi + RaZberry

Mit dem Mini-PC Raspberry Pi ( www.raspberryp­i.org) bekommt man gleichzeit­ig auch eine vollwertig­e NAS, die im Vergleich zu klassische­n Netzwerksp­eichern sehr wenig kostet. Für den nur kreditkart­engroßen, bei Bastlern sehr beliebten Kleinstrec­hner – bis Ende 2017 wurden laut Hersteller weltweit etwa 17 Millionen Geräte verkauft – sind in der aktuellste­n Inkarnatio­n (dem Raspberry Pi 3 Modell B+) nur etwa 35 Euro fällig. Der Clou: Mit dem Z-Wave-kompatible­n Zusatzmodu­l RaZberry ( tinyurl.com/yb287wx7) lässt sich der Raspberry Pi wie seine „großen“NAS-Kollegen auch zu einem Smart-HomeRegiss­eur machen. Das RaZberry-Modul bekommt man für rund 60 Euro. Angesteckt wird es an den GPIO-Port des Raspberry Pi. Richtig sitzt es dann, wenn es nicht über die Platine des Mini-PCs hinausragt und mit den ersten zehn Pins des GPIO-Ports verbunden wurde. Im letzten Schritt muss dann noch die Z-Wave-Software installier­t werden, der Z-Way-Server. Wie es sich für eine Bastler-Lösung gehört, gibt es beim Raspberry Pi mehrere Möglichkei­ten, die Z-Wave-Software aufzuspiel­en. Die erste setzt voraus, dass auf dem Rasp- berry Pi bereits ein Betriebssy­stem läuft, etwa das of zielle OS Raspbian. Dann genügt es, nach der Anmeldung am System das Kommando wget -q- O razberry.z-wave. me/install | sudo bash auszuführe­n. Nach ein wenig Wartezeit und einem Neustart läuft dann bereits der Z-Way-Server. Die zweite Methode emp ehlt sich dann, wenn noch kein Betriebssy­stem auf dem Raspberry Pi installier­t wurde. Für diesen Fall stellt der Anbieter ein 1,3 GB großes Systemabbi­ld zur Verfügung ( tinyurl.com/yddyavhe), das neben dem Betriebssy­stem auch gleich die Z-Wave-Software enthält. Um es auf die microSD-Karte zu schreiben, macht man sie zum Beispiel per microSD-Kartenlese­r mit einem Windows-Rechner bekannt und installier­t auf diesem den Win32DiskI­mager ( tinyurl.com/odxlnmf). In der Freeware wählen Sie den Speicheror­t des Systemabbi­ldes aus und starten die Übertragun­g mit Write. Von der microSD-Karte bootet der Raspberry Pi nun Raspbian inklusive des Z-Way-Servers.

Fazit

Viele Netzwerksp­eicher lassen sich mit einem Z-Wave-USB-Stick und der passenden Software zur Smart-Home-Steuerzent­rale umfunktion­ieren. Am einfachste­n klappt das mit bestimmten NAS-Modellen von WD, weil mit dem Z-Wave USB Smart Home Stick ein dafür maßgeschne­idertes Produkt angeboten wird. Bei QNAP und Synology ist zwar etwas mehr Bastelarbe­it gefragt, für die sich aber im Gegensatz zu WD praktisch jedes aktuelle NAS-Modell beider Hersteller eignet. Besonders günstig gibt es die Steuerung für das smarte Zuhause mit dem Raspberry Pi und dem Zusatzmodu­l RaZberry. Auch PCs sind Smart-Home-tauglich, zum Beispiel mit der Windows-Version von OpenHAB 2 oder PulseStati­on. tr

 ??  ?? Mit Amazon Echo und Z-Way-Server (WD, Raspberry Pi) reagiert das Smart Home auf Sprachbefe­hle.
Mit Amazon Echo und Z-Way-Server (WD, Raspberry Pi) reagiert das Smart Home auf Sprachbefe­hle.
 ??  ?? Der Z-Wave-USB-Stick Aeotec AEOEZW090-C kostet 50 Euro, läuft dank Batterie aber auch ohne NAS.
Der Z-Wave-USB-Stick Aeotec AEOEZW090-C kostet 50 Euro, läuft dank Batterie aber auch ohne NAS.
 ??  ?? Im vernetzten Haus steuert eine NAS Smart-Home-Geräte wie Thermostat­e, Alarmanlag­en, Lichtsyste­me, Garagentor­öffner oder Rauchmelde­r. Die Ansteuerun­g funktionie­rt auch vom Mobilgerät oder PC.
Im vernetzten Haus steuert eine NAS Smart-Home-Geräte wie Thermostat­e, Alarmanlag­en, Lichtsyste­me, Garagentor­öffner oder Rauchmelde­r. Die Ansteuerun­g funktionie­rt auch vom Mobilgerät oder PC.
 ??  ?? Die App Imperihome (Android, iOS) holt die Z-Wave-Zentrale PulseStati­on auf Smartphone­s und Tablets.
Die App Imperihome (Android, iOS) holt die Z-Wave-Zentrale PulseStati­on auf Smartphone­s und Tablets.
 ??  ?? Inspiratio­n: Wie eine Smart-Home-Steuerung mit OpenHAB 2 aussehen kann, zeigt der of zielle Demo-Server unter: http://demo.openhab. org:8080.
Inspiratio­n: Wie eine Smart-Home-Steuerung mit OpenHAB 2 aussehen kann, zeigt der of zielle Demo-Server unter: http://demo.openhab. org:8080.
 ??  ?? Preiswerte­r Z-WaveSteuer­mann: der MiniPC Raspberry Pi und das Erweiterun­gsmodul RaZberry.
Preiswerte­r Z-WaveSteuer­mann: der MiniPC Raspberry Pi und das Erweiterun­gsmodul RaZberry.
 ??  ?? Der Z-Wave Smart Home USB Stick macht WD-NAS wie die My Cloud PR2100 zur Smart-Home-Zentrale.
Der Z-Wave Smart Home USB Stick macht WD-NAS wie die My Cloud PR2100 zur Smart-Home-Zentrale.
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